Von der Bank zum gefeierten Helden: Für Mario Götze wird im WM-Finale gegen Argentinien ein Märchen wahr. Mit seinem Siegtor schreibt er deutsche Fußball-Geschichte.
Rio de Janeiro. Mario Götze ist der Held von Rio! Bei seiner Einwechslung gehörte die Bühne noch WM-Rekordtorschütze Miroslav Klose, für den er auf's Feld kam – 25 Spielminuten später hatte Götze den größten Moment seiner im Vergleich zu Klose noch so jungen Karriere. Nach Vorarbeit von André Schürrle bugsierte der Münchner den Ball halb im Fallen in der 113. Minute an Argentiniens Torwart Sergio Romero vorbei ins Tor – 1:0. Deutschland ist dank des 22-jährigen Supertechnikers zum vierten Mal Weltmeister. „Es ist wie im Traum. Ich denke, wir haben diese Trophäe verdient“, sagte Götze.
Neben den stürmischen Umarmungen seiner Kollegen gab es nach dem Abpfiff ein Küsschen von Freundin Ann-Kathrin Brömmel. Und ein Lob von Bundestrainer Joachim Löw: „Mario ist ein Mann für die besonderen Dinge. Ich hatte das Gefühl, dass er etwas Entscheidendes machen kann und das Ding zu Ende bringt.“
Aus diesem Grund hatte Löw auf Götze vor dessen Einwechslung kurz vor Ende der regulären Spielzeit eindringlich eingeredet. Es schien, als wollte der DFB-Chefcoach dem Bayern-Spieler vor seinem 35. Länderspiel sagen: Heute ist dein Abend. Mach uns zum Champion. Und Götze gelang das wichtigste Tor seines Fußballer-Lebens. In einer Reihe steht er nun mit Helmut Rahn, Gerd Müller und Andreas Brehme, die Deutschland 1954, 1974 und 1990 zum WM-Titel geschossen hatten. „Ich bin einfach nur stolz auf die Mannschaft und alles, was passiert ist hier in Brasilien. Es war kein einfaches Jahr für mich und kein einfaches Turnier“, meinte Götze.
Die ersten Minuten im Spiel fremdelte er noch. Er versteckte sich fast auf der rechten Seite. Doch im entscheidenden Moment war er da. Den Ball von Schürrle nahm er elegant mit der Brust an. Und vollendete zu seinem elften Länderspieltreffer. „Mario macht das unglaublich“, lobte Passgeber Schürrle den Matchwinner.
Das Turnier am Zuckerhut war nicht nach Götzes Geschmack gelaufen. Er stand anfangs in der Startelf. Gegen Ghana traf er zum 1:0. Doch überzeugen konnte er nicht so recht. Es folgten bestenfalls noch Joker-Einsätze. Und dann der Traum im Maracanã. Die Glücksgeschichte gleicht ein wenig der des letzten deutschen Titelhelden Oliver Bierhoff, der 1996 bei der EM in England nicht ins Turnier fand und Deutschland im Finale gegen Tschechien in Wembley zum Triumph schoss.
Etwas ungläubig kratzte sich Götze den modischen Fünf-Tage-Bart nach dem Schlusspfiff und lächelte und lächelte und lächelte. Auch bei den Bayern war die Saison nicht perfekt gelaufen nach seinem 37-Millionen-Transfer aus Dortmund. Doch nun hat er in der deutschen Fußball-Historie seinen festen Platz.