Der führende Kolumbianer James Rodríguez kann nur noch zuschauen, wenn Thomas Müller und Lionel Messi im WM-Finale zwischen Deutschland und Argentinien um die Torjägerkrone kämpfen.
Rio de Janeiro. Beim Duell um die Torjägerkrone zwischen WM-Phänomen Thomas Müller und Weltfußballer Lionel Messi schaut Rekordtorschütze Miroslav Klose besonders hin. „Ich würde mir natürlich wünschen, dass es der Thomas zum zweiten Mal schafft“, erklärte der 36-Jährige und scherzte: „Aber er hat ja schon so einen Schuh und ich selbst habe auch einen goldenen und einen silbernen. Es wäre schön, wenn er auch 'nen silbernen mitnehmen könnte.“
Doch letztlich sind Müller, Messi und Klose all die Rechnereien um den Einzeltitel egal. Für sie zählt einzig der WM-Titel. „Es ist nicht das Ziel Torschützenkönig zu werden, sondern Weltmeister“, betonte Müller. Klar ist jedenfalls, dass der in der Torschützenliste führende Kolumbianer James Rodríguez (6 Tore/2 Vorlagen) beim großen Finalduell Müller (5/3) gegen Messi (4/1) um Torjägerkrone und Titel nur zuschauen kann. „Natürlich ist beides möglich. Ich hoffe natürlich, dass ich meiner Mannschaft mit 'nem Törchen noch im Finale helfen kann“, erklärte Müller. „Wenn nicht, dann ist es auch nicht so schlimm. Ich will einfach diesen Pokal haben mit der Mannschaft.“
Nie zuvor in der WM-Historie bejubelte ein Star zweimal den Sieg in der Torjäger-Wertung. Müller könnte nach dem Erfolg 2010 in Südafrika mit einem neuerlichen Triumph der erste sein. Schon dreimal – Gerd Müller 1974, Miroslav Klose 2006 und Thomas Müller 2010 – kam der beste Weltmeisterschaftstorschütze aus Deutschland. Nur Brasilien ist mit fünf Erfolgen besser. Doch seit dem heimischen WM-Sommermärchen ist Deutschland die Nummer 1 – und will es auch in dieser Kategorie bleiben. „Wir ziehen durch bis zum Schluss. Mal schauen, was dann alles abgefallen ist“, erklärte Müller.
Ein bisschen kurios ist es schon, dass wieder das DFB-Team im Kampf um die Torjägerkrone vorne dabei ist, obwohl es vor Wochen noch eine heiße Diskussion über die Stürmer-Nominierung gegeben hatte. Und kurios ist es auch, dass sich Müller mit Messi messen muss. „Ich habe mir sagen lassen, ich bin schwer vergleichbar“, scherzte der 24 Jahre alte Bayern-Profi während der WM.
Ein Blick auf die statistischen Werte von Deutschlands „Bomber“-Schlaks und dem argentinischen Fußball-Genie offenbart im bisherigen Turnierverlauf nur wenige Unterschiede. Zwar spielte Messi mit 214 Pässen deutlich mehr als Müller (170). Bei Torschüssen (18/16), Spielminuten (573/562) oder zurückeroberten Bällen (7/8) liegen beide aber so gut wie gleichauf. Wirklich markant ist nur die Differenz in der Laufleistung. Müller rannte in sechs Spielen 68,8 Kilometer, Messi war 51,9 Kilometer unterwegs.
„Thomas Müller ist körperlich und auch mental unglaublich gut drauf“, lobte ihn Bundestrainer Joachim Löw. Längst kennen (und fürchten) sie in Argentinien den schlaksigen Müller, der bei seiner ersten Begegnung mit den „Gauchos“ für einen hohen Blutdruck bei Diego Maradona gesorgt hatte. Der damalige argentinische Nationalcoach regte sich im März 2010 über das Erscheinen Müllers auf dem Pressekonferenz-Podium derart auf, dass er erstmal davon stürmte. „Ich wusste nicht, dass das ein Spieler war“, erklärte Maradona später recht kleinlaut und begründete seinen Unmut: „Normalerweise ist da nur der Nationaltrainer. Ich entschuldige mich beim Spieler.“
Monate später eröffnete Müller dann den Torreigen beim 4:0 im WM-Viertelfinale von Südafrika – gegen Maradonas Team. Nun steht die dritte Final-Auflage gegen die Albiceleste an. „Wir freuen uns drauf und werden mit der richtigen Einstellung ans Werk gehen“, versicherte Müller. „Wir sind eine super Truppe und haben das große Ziel vor Augen. Der letzte Schritt muss aber noch gegangen werden.“
Auch für ihn selbst, denn ohne eigenen Treffer kann er den führenden kolumbianischen Sunnyboy Rodríguez nicht einholen. „Ich habe durchaus schon 'mal auf diese ganze Liste geschaut. Aber das interessiert alles nicht, wenn wir das Ding nicht gewinnen“, betonte Müller. „Wir müssen schauen, dass wir Weltmeister werden und alles andere schauen wir dann.“