Sie begannen in Brasilien als Teilzeitarbeiter und plagten sich immer wieder mit Verletzungen rum. Pünktlich zum WM-Finale sind Sami Khedira und Bastian Schweinsteiger aber wieder eine feste Größe.
Santo André. Die letzten freien Stunden vor dem Showdown in Rio de Janeiro nutzten Sami Khedira und Bastian Schweinsteiger zu einem Strandspaziergang mit ihren Freundinnen. Bis Sonntagabend werden dann weder Schweinsteiger seine Lebensgefährtin Sarah Brandner noch Khedira seine Freundin Lena Gercke zu Gesicht bekommen. Denn bis zum WM-Finale am Sonntagnachmittag (21 Uhr/ARD und im Liveticker bei abendblatt.de) ist Damenbesuch im Lager der deutschen Nationalmannschaft untersagt.
Stattdessen war Regeneration für die beiden Mittelfeldspieler angesagt, auf denen für das Endspiel große Hoffnungen ruhen. „Ich bin froh, dass beide wieder fit sind. Sie sind für uns enorm wichtig“, sagte Bundestrainer Joachim Löw. Der 29-jährige Schweinsteiger und der zwei Jahre jüngere Khedira hatten vor vier Jahren in Südafrika die Position der Doppelsechs nahezu perfekt interpretiert und Deutschland so immerhin auf Platz drei geführt.
„Ich will unbedingt Weltmeister werden“, sagte vor dem Finale Schweinsteiger, der nichts mehr hasst, als Vize zu werden. Und Khedira, der als frischgebackener Champions-League-Sieger mit Real Madrid zur WM-Vorbereitung nach Südtirol angereist war, gibt seinem kongenialen Partner Recht: „Wir haben noch ein Ziel vor Augen. Alles andere als der Titel wäre eine herbe Enttäuschung.“
Dass Khedira und Schweinsteiger Seite an Seite um Deutschlands vierten Stern kämpfen, war zu Turnierbeginn in Brasilien noch nicht abzusehen. Khedira präsentierte sich acht Monate nach seinem Kreuzbandriss bei seinen ersten Einsätzen noch nicht fit, war körperlich und spielerisch weit von seiner Bestform entfernt.
Schweinsteiger, der wegen einer Knieverletzung bis kurz vor der Abreise an den Zuckerhut gehandicapt war, musste sich zunächst mit der Reservebank anfreunden. Teilzeitarbeiter statt Vollzeitkräfte, so hatten sich weder der eine noch der andere die WM vorgestellt. Erst im Viertelfinale gegen Frankreich (1:0) waren die beiden Kumpels wieder vereint, und Kapitän Philipp Lahm konnte deshalb auch wieder als Rechtsverteidiger eingesetzt werden.
„Sami hat sich noch mal wahnsinnig gesteigert. Seine physische Präsenz, seine Dynamik auch in den Zweikämpfen und vor allem auch seine Art, wie er aus dem Mittelfeld immer wieder in die Spitze stößt, ist schon eine große Stärke“, sagte Löw nach dem traumhaften 7:1-Sieg im Halbfinale gegen WM-Gastgeber Brasilien den Spanien-Legionär. Der frühere Stuttgarter war nicht nur wegen seines fünften Länderspieltreffers zum 5:0 einer der Besten auf dem Platz.
Daran hat Löw großen Anteil, wie er durch die Blume vermittelte. „Es war gut, dass Sami zwischendurch mal zwei Spiele Pause hatte. Das hat er einfach gebraucht, das war notwendig“, betonte der 54-Jährige.
Auch von Schweinsteigers Entwicklung zeigte sich der Bundestrainer angetan: „Er ist schon wieder ganz der Alte.“ Schweinsteiger selbst verriet, dass er zu Turnierbeginn Löws Entscheidung, ihn draußen zu lassen „hundertprozentig nachvollziehen“ konnte.
Der Münchner und Khedira rechtfertigen in der alles entscheidenden Phase des Turniers das große Vertrauen des Bundestrainers. Löw war im Endeffekt bei beiden von seinem Grundprinzip abgerückt, nur topfitte Spieler mit zur WM zu nehmen. Der Bundestrainer hat hoch gepokert und auf die Karten Khedira und Schweinsteger gesetzt. Am Sonntag können sie nun gemeinsam alles gewinnen.