Festnahme im Fifa-Ticketskandal im Copacabana Palace Hotel in Rio de Janeiro. „Mister X“ wurde offenbar verhaftet. Bereits vor einigen Tagen wurden im Zusammenhang mit dem Ticketskandal elf Verdächtige festgenommen.
Rio de Janeiro. Die Polizei in Rio de Janeiro hat im Ticket-Schwarzmarktskandal bei der Weltmeisterschaft eine spektakuläre Festnahme vorgenommen. Beim tagelang gesuchten „Mister X“ handelt es sich offenbar um Ray Whelan, Exekutiv-Direktor des Fifa-Ticket-Vertriebspartners Match Services.
Die Verhaftung wurde am Montagabend (Ortszeit) im mondänen Copacabana Palace Hotel durchgeführt. Whelan soll der Bande, die vor einer Woche mit der Festnahme von elf Personen aufgeflogen war, Kartenpakete aus Kontingenten für Hospitality und VIPs zugespielt haben. Die Polizei kam Whelan durch die Auswertung von Telefonaten auf die Spur, nachdem die Fifa am Morgen der Untersuchungsbehörde mit all ihren Telefonnummern übergeben hatte.
Am Montag hatte der offizielle Hospitality-Partner der Fifa, der für den Verkauf von 290.000 Paketen verantwortlich war, die Namen von drei weiteren ins Fadenkreuz geratenen Käuferfirmen veröffentlicht. Sie hatten insgesamt 694 Karten im Wert von rund 1,8 Millionen Euro erstanden. Davon seien 61 Tickets im Zuge der „Operation Jules Rimet“ im Fundus des verhafteten Schwarzmarkt-Dealers Mohamadou Lamine Fofana aufgetaucht.
Ob oder wie viele weitere Karten im Verlauf der WM bereits unter dem Ladentisch den Besitzer gewechselt hatten, bleibt Spekulation. „Bis zu weiteren Untersuchungen werden die Pakete von Reliance Industries Limited, Jet Set Sports und Pamodzi geblockt“, schrieb Fifa-Partner Match Hospitality in einer Stellungnahme.
Sollten die „genannten Firmen“ nicht vollumfänglich mit den Ermittlern zusammenarbeiten, werde Match Hospitality auch deren „Tickets für das Halbfinale und Finale canceln“, hieß es. Die 105 von dem Fofana-Unternehmen Atlanta Sportif Management angekauften Pakete im Wert von rund 90.000 Euro seien ohnehin alle entwertet worden.
Wie tief steckt die Fifa im Skandal drin?
Beim Katz-und-Maus-Spiel mit der vermeintlichen Schlüsselfigur im Weltverband berichtete am Sonntag der TV-Sender Globo im Magazin „Fantástico“, Rädelsführer Fofana habe in den letzten zwei Monaten insgesamt 900 Anrufe auf ein offizielles Fifa-Handy getätigt. Der Weltverband reagierte umgehend.
„Die Fifa arbeitet mit den Behörden zusammen, um die Aktivitäten der Tickethändler zu unterbinden. Wir haben schon die Liste mit den Fifa-Telefonnummern weitergegeben“, sagte Fifa-Sprecherin Delia Fischer am Montag.
In der Sendung wurden zudem Ausschnitte aus den abgehörten Telefonaten vorgespielt. In einem sagt Fofana: „Wer hat 50 Karten für das Finale in der Hand? Niemand? Okay. Ich habe sie, ich habe sie.“ Der Globo-Bericht zeigte zudem den Versuch, einen der verantwortlichen Ermittler mit Geld und WM-Tickets zu bestechen.
„Fantástico“ filmte auch eine Kladde, in der die Ticketverkäufe mit Summen festgehalten worden waren. Demnach setzte Fofana, der vor einer Woche wegen Schwarzmarkt-Tickethandels gemeinsam mit zehn weiteren Personen verhaftet worden war, in der Vorrunde 112 Karten für umgerechnet rund 303.000 Euro um. Für das Finale besaß er 25 VIP-Karten, die ihm einen Stückpreis von 17.000 Euro einbringen sollte.
„Es gibt einen innerhalb der Fifa, der in die Sache verwickelt ist, sonst käme er (Lamine, d. Red.) nicht an diese große Zahl an Tickets“, hatte Staatsanwalt Marcos Kac bereits gemutmaßt. Es scheint, dass der Weltverband deshalb nicht in den vollen Umfang der Ermittlungen eingeweiht wird. Die Festnahme am Montag brachte ein wenig Licht ins Dunkle.