Nur mit Mühe und für einen Sponsor redet Cristiano Ronaldo nach dem bitteren WM-Aus. Geknickt reist der portugiesische Weltfußballer heim und trauert den vergebenen Chancen nach.
Brasília. Cristiano Ronaldo kämpfte mit den Tränen. Nur mühsam quälte sich Portugals Starstürmer ein kurzes Lächeln heraus, während ein Fotograf das offizielle Bild vom „Man of the match“ für den Sponsor knipste. Danach gab der gebrochen wirkende Weltfußballer nur ein dürres Statement ab.
Fragen wollte er nach dem bitteren Vorrunden-Aus bei der Weltmeisterschaft nicht beantworten. Der Poster-Boy des Welt-Fußballs gab bei seinem Abschied aus Brasilien trotz des Siegtreffers zum 2:1 gegen Ghana ein klägliches Bild ab. Vermutlich ahnte der 29-Jährige, dass alle nach seinen vielen Einschussmöglichkeiten gefragt hätten. Drei weitere Tore hätten die Portugiesen zum Einzug ins Achtelfinale gebraucht - Ronaldo hätte sie in der Schlussphase locker schießen können. Über sich reden mochte Ronaldo daher nicht.
In seinen kurzen Ausführungen vermied der sonst so egozentrische Star die Ich-Form und erklärte eher allgemein: „Wir haben viele Chancen gehabt. Wir wussten, dass wir noch drei Tore brauchen. Wir kannten das Ergebnis der Deutschen.“ Nicht nur bei dem überragenden Mann der Portugiesen „bleibt das Gefühl, dass es möglich gewesen wäre, weil wir die Chancen herausgespielt haben“. Tapfer schob er noch hinterher: „Wir scheiden erhobenen Hauptes aus.“
Dass nur Ronaldo die Portugiesen hätte retten können, ist das Problem des WM-Vierten von 2006. Kein anderer Spieler kam zu guten Einschussmöglichkeiten, alles ist auf die hochbegabte Werbe-Ikone ausgerichtet. Alles dreht sich um „CR7“. Wie das Spiel der Portugiesen strukturiert ist, lässt sich leicht erkennen und findet auch in der Statistik seine Entsprechung: Siebenmal hat Ronaldo gegen Ghana aufs Tor geschossen – alle anderen Portugiesen zusammen nur dreimal. Fünf gute Möglichkeiten waren bei den sieben Torschüssen dabei. Er ließ sie ungenutzt.
Ist Ronaldo deshalb Schuld am Aus? „Nein“, sagte Trainer Paulo Bento: „Ich glaube, das wäre nicht fair. Wir sollten nicht darauf schauen, was ein Einzelner gemacht hat. Wir haben alle Fehler gemacht in den drei Spielen, deshalb sind wir ausgeschieden.“ Es gebe „keine individuelle Schuld“, betonte der ehemalige Nationalspieler: „Das ist nicht meine Art, jemanden schuldig zu sprechen.“ Er selbst übernehme „die Verantwortung für das Scheitern, das alle Portugiesen traurig macht“.
Es ehrt Bento, dass er seinen Star in Schutz nahm. Deshalb wies er noch einmal darauf hin, dass Ronaldo nicht richtig fit zur WM angereist sei. „Wir haben versucht, das zu managen. Wir wussten, wie es aussieht, seit er angekommen ist“, sagte der Coach. Ronaldo sei nach dem Champions-League-Finale „dabei gewesen, sich zu erholen“. Im Vollbesitz seiner Kräfte sei er nicht gewesen. Aber wahrscheinlich hätte auch ein zu einhundert Prozent fitter Weltfußballer den traurigen Abgang Portugals nicht verhindern können.