Deutschland steht vor dem letzten Vorrundenspiel gegen die USA mit vier Punkten an der Tabellenspitze. Gegen die punktgleichen Amerikaner würde schon ein Unentschieden für den Gruppensieg reichen.

Recife. Der Einzug ins WM-Achtelfinale scheint für die deutsche Nationalmannschaft nur noch Formsache. Gegen die punktgleichen US-Boys mit dem früheren Bundestrainer Jürgen Klinsmann könnte sich das DFB-Team am Donnerstag in Recife (18 Uhr/ZDF und im Liveticker auf abendblatt.de) wegen ihrer wesentlich besseren Tordifferenz sogar eine Niederlage leisten, um als Gruppenzweiter weiterzukommen. Schon ein Unentschieden reicht der deutschen Elf, um die Vorrunde als Gruppenerster abzuschließen.

Ein Beispiel: Verliert das DFB-Team gegen USA im letzten Gruppenspiel mit 0:3 und gewinnt Ghana gleichzeitig mit 2:0 gegen Portugal, kommt Deutschland aufgrund der mehr geschossenen Tore noch ins Achtelfinale. Das Löw-Team hätte in diesem Fall ein Torverhältnis von 6:5, Ghana aber nur von 5:4.

„Wir wissen, dass wir nach wie vor eine gute Chance haben, die nächste Runde zu erreichen“, weiß Bundestrainer Joachim Löw. Trotz des eher enttäuschenden 2:2 gegen Ghana ist das deutsche Team zuversichtlich. „Wir sind auf Kurs“, sagte DFB-Manager Oliver Bierhoff. „Das ist jetzt mein zehntes Turnier. Und irgendwie wiederholen sich die Geschichten immer wieder.“ Man gewinne das erste Spiel, souverän, aber hier und da auch glücklich. Und überall herrsche nur noch Euphorie. „Nach einem Spiel“, sagt Bierhoff. Und schmunzelt. „Dann spielen wir unsere zweite Partie, sind nicht mehr ganz so stark und spielen sogar nur unentschieden.“ Und plötzlich sei alles nur noch negativ. „Uns beunruhigt das aber überhaupt nicht“, erklärt Bierhoff. „Wir können noch immer Erster in der Gruppe werden. Und wir können noch immer Weltmeister werden.“

Lahm & Co bekommen erst ab Viertelfinale Prämien

Prämien gibt es für Philipp Lahm und Co. erst ab dem Viertelfinale. Dann werden pro Spieler 50.000 Euro ausgeschüttet. Der vierte WM-Titel wäre dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) die Rekordprämie von 300.000 Euro wert.

Für den Halbfinaleinzug gibt es 100.000 Euro pro Spieler des 23-köpfigen Kaders, für die Endspiel-Teilnahme 150.000 Euro. Die Prämien des Trainerteams um Joachim Löw sind nicht bekannt, dürften sich aber in einem ähnlichen Rahmen bewegen.

„Die Spieler bekennen sich mit dieser stark erfolgsabhängigen Regelung wieder ganz klar zum Leistungsprinzip“, sagte DFB-Präsident Wolfgang Niersbach. Die Mannschaft wolle „den sportlichen Erfolg. Und wenn sie dort erfolgreich spielt, soll das auch entsprechend honoriert werden“, ergänzte Generalsekretär Helmut Sandrock.

Auch dem Verband winkt erst ab dem Viertelfinale bei der WM ein finanzieller Gewinn. „Bis zum Achtelfinale ist die WM für uns ein Verlustgeschäft“, betonte Nationalmannschafts-Manager Oliver Bierhoff zuletzt im Wirtschaftsmagazin Capital. Bierhoff verwies auf die hohen Kosten für die Vorbereitung und die Hotels an den Spielorten. „Was unsere Organisation angeht, ist das die aufwendigste WM, die wir je hatten“, sagte der 46-Jährige.

Auch im Fall des Titelgewinns, bei dem der DFB insgesamt fast sieben Millionen Euro an Prämien ausschütten würde, soll nach DFB-Planungen unter dem Strich ein Gewinn stehen. „Die Richtschnur ist: Die Ausgaben dürfen nicht über den maximal möglichen Einnahmen liegen“, sagte Sandrock. Bis zu 22 Millionen Euro kann den DFB das WM-Unternehmen kosten.

Die Einnahmen richten sich nach dem sportlichen Erfolg der DFB-Auswahl bei der WM. Für das Erreichen des Viertelfinales zahlt der Weltverband Fifa 14 Millionen Dollar (10,2 Millionen Euro). Der Weltmeister kassiert 35 Millionen Dollar (25,5). Jeder der 32 teilnehmenden Verbände erhält von der Fifa zudem einen Kostenzuschuss in Höhe von 1,5 Millionen Dollar (1,1). Die Höhe der Preisgelder beläuft sich auf insgesamt 358 Millionen Dollar (261,1).

Schon für die erfolgreiche WM-Qualifikation hatte der DFB rund vier Millionen Euro an Prämien ausgeschüttet. Acht Spieler der DFB-Auswahl hatte die Maximalsumme von 200.000 Euro kassiert.

Die gleiche leistungsbezogene Regelung für das Turnier in Brasilien hatte es schon bei der EURO 2012 in Polen und der Ukraine gegeben. Für die WM 2010 sowie für die Europameisterschaft 2008 lag die Titelprämie bei 250.000 Euro. Für den Triumph bei der Heim-WM 2006 hätte es ebenfalls 300.000 Euro gegeben.

Mit äußerst bescheidenen Summen mussten sich dagegen die deutschen Weltmeister-Mannschaften begnügen: Die Helden von Bern um Fritz Walter erhielten für den WM-Titel 1954 umgerechnet 1250 Euro plus ein Fernsehgerät. 1974 gab es für das Team um „Kaiser“ Franz Beckenbauer 30.000 Euro plus einen Käfer Cabrio, 1990 waren 65.000 Euro ausgelobt worden.