Argentinien hat das Auftaktspiel gegen Bosnien-Herzegowina gewonnen. Dabei profitierte der zweimalige Weltmeister von einem Eigentor des Schalker Bundesligaprofis Sead Kolasinac. Ibisevic erzielt Anschlusstreffer.
Rio de Janeiro. Lionel Messi und Titelfavorit Argentinien sind noch lange nicht in weltmeisterlicher Form. Der zweimalige Champion gewann zwar sein erstes Gruppenspiel gegen den mutigen WM-Debütanten Bosien-Herzegowina mit 2:1 (0:0), überzeugen aber konnten die Südamerikaner nicht. Messi war schwach, die gesamte Mannschaft schloss sich an – der Superstar erzielte trotzdem das zweite Tor (65.). Der Sieg beim ersten WM-Spiel 2014 im legendären Maracana in Rio de Janeiro war dennoch schmeichelhaft.
Es war bezeichnend, dass Argentinien vor 74.738 Zuschauern bis zum Treffer von Messi durch ein Eigentor in Führung lag. Der Schalker Sead Kolasinac hatte den Ball bereits in der dritten Minute ins eigene Netz gelenkt – ein trauriger Rekord: Es war das schnellste Eigentor der WM-Geschichte. Immerhin: Den vorhergehenden Freistoß hatte Messi geschossen, es war eine der wenigen auffälligen Szenen des Mannschaftskapitäns der Gauchos – bis zu seinem Treffer, dem ersten bei einer WM seit 2006 oder 623 Spielminuten. Der Stuttgarter Vedad Ibisevic konnte in der 85. Minute, 16 Minuten nach seiner Einwechslung, nur noch verkürzen.
Vielleicht lag es am System. Argentiniens Trainer Alejandro Sabella hatte entgegen seiner Art ein großes Geheimnis um die Aufstellung gemacht – als er es lüftete, überraschte er mit einer neuen Taktik. Das eigens für Messi eingeführte 4-3-3 war nun verschwunden, die Argentiner spielten ein 5-3-2 – wie die Niederländer gegen die Spanier (5:1), wie der FC Bayern im Pokalfinale gegen Dortmund (2:0 n.V.).
In der Pause hatte Sabella ein Einsehen und stellte auf 4-3-3 um. In Gonzalo Higuain kam ein weiterer Angreifer, Messi spielte nun zentraler – aber für seine Verhältnisse miserabel: Abspielfehler, Freistöße haushoch über das Tor. Bis zur 65. Minute eben: Da trat er 35 Meter vor dem Tor plötzlich an, sauste an Freund und Feind vorbei – und vom Innenpfosten prallte sein Schuss aus 16 Metern ins Tor. Die mehrheitlich argentinischen Zuschauer im Maracana rasteten nun völlig aus und feierten La Pulga, den Floh, ab.
Joker Ibisevic trifft – aber zu spät
Die Bosnier, die zugunsten von ein wenig mehr Stablität im Mittelfeld in Vedad Ibisevic den zweiten Angreifer geopfert hatten, hatten bis dahin keine große Scheu gezeigt. Mutig waren sie erstmals auf die Weltbühne getreten. Argentiniens Torhüter Sergio Romero verhinderte gegen Izet Hajrovic den schnellen Ausgleich (8.) und wehrte auch den Kopfball von Senad Lulic kurz vor der Pause reaktionsschnell ab (41.)
Die Bosnier wurden ein wenig unter Wert geschlagen. Das Debüt hätte auch nicht unglücklicher beginnen können, da der Abwehr, in der gleich vier „Deutsche“ standen, bereits in der dritten Minute ein folgenschwerer Patzer unterlief: Nach einem Freistoß von Messi prallte die Kunststoffkugel vom Schienbein des bei Schalke 04 beschäftigten Kolasinac über die Linie. Da waren gerade mal 131 Sekunden vergangen.
Allerdings gelang es den mutigen Bosniern in der Folge auch nicht, ihren Sturm-Solisten Edin Dzeko in das Spiel einzubinden. Zwar tauchten sie immer wieder am Strafraum der Argentinier auf, kamen aber kaum hinein und mussten es daher mit Weitschüssen versuchen. Die Einwechslung von Ibisevic half – allerdings zu spät.