Hamburg. Die Hamburger befassen sich mit mehreren Kandidaten für die Nachfolge von Fabian Hürzeler. Der Ex verteilt Ratschläge.

„Es ist die Mischung aus Anspannung und Lockerheit, die es ausmacht.“ Ein Alltagsratschlag, in diesem Fall allerdings nicht auf einem Abreißkalender zu finden, sondern in der EM-Kolumne der „FAZ“. Der Zitatgeber: Fabian Hürzeler.

Gerichtet waren die Worte eigentlich an die Nationalmannschaft in Bezug auf das Erwartungsmanagement bei der Heim-EM. Die Dienstagsausgabe von „Hürzelers Blick“, in der sich der Aufstiegstrainer regelmäßig EM-Themen widmet, hätte aber auch gut zur Suche seines Nachfolgers beim FC St. Pauli gepasst.

FC St. Pauli sucht Nachfolger für Fabian Hürzeler

Da ist auf der einen Seite der große Druck. Es gilt, knapp drei Wochen vor Trainingsbeginn, einen neuen Cheftrainer zu finden. Zugleich erscheint die Aufgabe noch schwieriger als ohnehin.

Die Dringlichkeit lässt die Preise steigen. Zudem ist die Erwartungshaltung von außen nach dem Hürzeler-Coup vor eineinhalb Jahren gewaltig, was allein die Namen zeigen, die durch Fan- und Medienkreise geistern.

Von Terzic und Streich zu Nyholm und Nubbemeyer

Teils tauchen utopische – weil viel zu teuer und viel zu groß – auf, wie Edin Terzic oder Christian Streich. Teils werden weitgehend unbekannte Übungsleiter wie Jonas Nyholm (31/zweite finnische Liga), den X-User Meckerecke aus den Untiefen finnischer Sportmedien herausfischte, und Tobias Nubbemeyer (31/A-Junioren TSG Hoffenheim/kein Fußballlehrer-Schein) genannt. Eben, weil dem kreativ scoutenden FC St. Pauli keine 08/15-Lösung zugetraut wird.

Auf der anderen Seite ist aber auch die große Lockerheit beim Kiezclub, wie sie Hürzeler in seiner Kolumne nicht besser beschreiben könnte. Sportchef Andreas Bornemann lässt sich nicht drängen, sucht nach der besten Lösung für den Trainerstuhl, nicht nach der erstbesten.

St. Pauli und Christian Eichner nähern sich nicht an

Dafür spricht auch, dass bei Christian Eichner bislang offenbar keine signifikanten Fortschritte erzielt wurden. Im Gegenteil: Momentan deutet vieles daraufhin, dass der 41-Jährige, mit dem es Kontakt gegeben haben soll, auch kommende Saison den Karlsruher SC in der Zweiten Liga coachen wird.

Gegen Eichner sprechen auch finanzielle Aspekte. Nachdem der gebürtige Sinsheimer seine bis zum vergangenen Sonnabend bestehende Ausstiegsklausel nicht zog, müsste eine Ablöse frei verhandelt werden.

Eichner würde nur im Doppelpack mit Bajramovic kommen

Erschwerend kommt hinzu: Eichner ist nur im Doppelpack mit seinem Co-Trainer, dem früheren St. Paulianer Zlatan Bajramovic, zu haben. Der Bosnier hat kürzlich aber erst beim KSC verlängert und würde ebenfalls kosten. Es erscheint nach derzeitigem Stand unwahrscheinlich, dass St. Pauli einen hohen sechsstelligen Preis für einen Trainer zahlen würde.

Dessen Profil soll keine zu destruktive Idee beinhalten, sondern soll zur Mannschaft passen, die vor allem auf das Spiel mit dem Ball eingestellt ist. Auch Erfahrung jenseits Dritter Ligen und Nachwuchsleistungszentren muss in gewisser Form vorhanden sein.

FC St. Pauli: Gerücht um Michael Glück

Und neben alledem her läuft die Kaderplanung für die kommende Saison. Am Dienstag ploppte das Gerücht um den österreichischen Innenverteidiger Michael Glück von 1860 München auf. Der 21-Jährige steht nach Abendblatt-Informationen tatsächlich vor einem Wechsel in die Bundesliga. Favorit auf seine Dienste ist allerdings Vizemeister VfB Stuttgart.

Die Gesamtsituation beim FC St. Pauli lässt sich daher gut mit der Überschrift zusammenfassen, die Hürzeler seiner Kolumne am Dienstag gegeben hat: „Die Balance finden“.