Hamburg. Mit einem 3:1-Sieg gegen den VfL Osnabrück macht der FC St. Pauli den Aufstieg in die Erste Liga perfekt.

Es gehört zu den Eigenarten des FC St. Pauli, dieses so sonderbaren, mitunter auch seltsamen Clubs, selbst im Angesichts des größten Triumphs Zweifel anzumelden. Der Aufstieg in die Bundesliga schien unausweichlich, da trübten bis zum Spieltag die „Mit diesem Verein habe ich alles schon erlebt“- und „Die vergeigen das noch“-Stimmen aufkeimenden Optimismus. Bis Sonntagmorgen.

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Dann war Schluss, und nichts und niemand konnte den Kiezkickern noch im Weg stehen. Schon gar nicht der VfL Osnabrück. Über den ganzen Tag hatte sich über den gigantischen Fanmarsch und die Atmosphäre im Millerntor-Stadion, in dem jeder Schlachtruf noch ein wenig lauter gerufen wurde als sonst, eine Spannung aufgebaut, die der vor dem ersten Kuss nach langer Datingphase gleicht. Mit dem Abpfiff um 15.23 Uhr konnte sie sich endlich entladen. 3:1 (2:0) gewonnen, aufgestiegen. Der FC St. Pauli ist künftig in einer Beziehung mit der Bundesliga.

Platzsturm Richtung Erste Bundesliga: Nach dem Schlusspfiff gegen Osnabrück im Millerntorstadion gab es für die Fans des FC St. Pauli kein Halten mehr.
Platzsturm Richtung Erste Bundesliga: Nach dem Schlusspfiff gegen Osnabrück im Millerntorstadion gab es für die Fans des FC St. Pauli kein Halten mehr. © Imago/Lobeca

Die Zuschauer musste aber nicht mehr wachgeküsst werden, sie waren von Beginn an da – wie ihre Mannschaft, die nur einen Gang zu kennen schien: nach vorne, nach oben ins Oberhause des deutschen Fußballs. Dem ersten Annäherungsversuch des auffälligen Elias Saad (4.) ließen die Gastgeber schnell das Führungstor folgen.

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Lars Ritzka beförderte eine schöne Kombination mit Kapitän Jackson Irvine von links direkt vors Tor. Oladapo Afolayan musste den Ball aus viereinhalb Metern lediglich noch ganz sanft ins Netz küssen (7.). Der Engländer wurde als besondere Liebkosung direkt danach in den Stand des Fußballgottes erhoben.

Junger Vater des Erfolgs: St. Paulis Aufstiegstrainer Fabian Hürzeler, 31.
Junger Vater des Erfolgs: St. Paulis Aufstiegstrainer Fabian Hürzeler, 31. © Imago/osnapix

Kiezkicker hätten Führung bis zur Halbzeit ausbauen können

Und damit war es eigentlich schon ausgestanden. Denn wenn Afolayan trifft, gewinnen die Braun-Weißen immer. Also, nicht nur gefühlt, sondern ganz offiziell in jedem Match, in dem der Rechtsaußen einen seiner zuvor sieben Saisontreffer erzielt hatte.

Saad per Kopf (12.), Saad per Fuß (30.), Johannes Eggestein, der den Ball zu sanft tätschelte (43.) – die Feierlichkeiten hätten schon vorzeitig ausarten können. Weil aber ein Kopfball von Osnabrücks Robert Tesche knapp vorbei streifte (19.), und Noel Niemann aus gut 20 Metern nur ganz knapp verzog (23.), durften auch die wenigen verbliebenen Restzweifler ihrer Leidenschaft frönen.

Ein Anführer auch für den Platzsturm: Marcel Hartel und die Fans des FC St. Pauli lieferten nach dem 3:1-Sieg gegen Osnabrück eines DER Aufstiegsbilder.
Ein Anführer auch für den Platzsturm: Marcel Hartel und die Fans des FC St. Pauli lieferten nach dem 3:1-Sieg gegen Osnabrück eines DER Aufstiegsbilder. © Imago/Susanne Hübner

Afoloyan erhöht auf 2:0 für St. Pauli

Durften sie sogar zu Beginn der zweiten Halbzeit noch, als erst Irvine aus spitzem Winkel verzog (50.), und dann der bekannt stramme Schuss seines australischen Landsmanns Connor Metcalfe knapp vorbei ging (56.). Sowas muss sich doch rächen!

Muss es nicht. Vielmehr rächten die Gastgeber eine weitere Nachlässigkeit in der Abwehr des Absteigers. Eggestein legte nahe der Grundlinie in den Rückraum, Irvine verpasst, aber Afolayan steht erneut goldrichtig, wenngleich er seiner Liebe zum FC St. Pauli aus neun Metern diesmal etwas kräftiger Ausdruck verleihen musste (58.).

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Hartel krönt seine überragende Saison mit einem Tor

Von diesem Zeitpunkt an verschwamm alles in ein Gefühlsgemisch aus Feierstimmung, Glück, Dankbarkeit und Vorfreude. Torwart Nikola Vasilj, wie alle Spieler zu Torschütze Afolayan geeilt, bekreuzigte sich auf dem Weg zurück in seinen Kasten. Und so langsam sickerte es ein: Oh Gott, St. Pauli steigt auf.

Da musste sich einer der Fußballgötter persönlich auch noch blicken lassen. So kam es, dass Marcel Hartel, der beste Zweitligaspieler dieser Saison, sein Ausrufezeichen per Kopfball nach Afolayan-Flanke hinter die Darbietung setzte (68.). Amen.

Marcel Hartel (M.) erzielte das 3:0.
Marcel Hartel (M.) erzielte das 3:0. © Witters

Smith schimpft nach Auswechslung auf Trainer Hürzeler

Nun gebührte dem an diesem Tag größten Chor der Welt auf den Rängen das Wort. Selbst die Spieler schwiegen, immer noch hoch konzentriert wirkend und vielleicht auch ein wenig ungläubig ob dessen, was da gleich über sie hereinbrechen wird. Laut wurde nur Eric Smith, der sich nach dessen Auswechslung einen heftigeren Disput mit Cheftrainer Fabian Hürzeler lieferte. Ein seltsamer Moment.

Aber eine Randnotiz. Liebe kann heftig sein. Sie kann unter die Haut gehen, innig sein, auch sonderbar. Nach dem Abpfiff war sie zwischen dem FC St. Pauli und seinen Anhängern nur noch eines: stürmisch. Der Foulelfmeter für Osnabrück, den Kehl verwandelte (90.+1) war nur eine Randnotiz.

Nach dem Spiel fluteten die Fans den Rasen des Stadions. Aus den Lautsprechern erklang "Ich liebe das Leben" von Vicky Leandros.

Die Aufstellungen

St. Pauli: Vasilj - Wahl, Smith (72. Nemeth), Mets - Metcalfe, Irvine, Hartel (84. Kemlein), Ritzka (58. Dzwigala) - Afolayan (85. Boukhalfa), Eggestein (85. Albers), Saad.

Osnabrück: Kühn - Ajdini, Wiemann, Beermann, Kleinhansl - Niemann (67. Niemann), Gnaase (87. Thalammer), Tesche - Conteh (67 Goiginger), Wriedt (80. Lobinger), Makridis (80. Kehl).

Tore: 1:0 Afolayan (7.), 2:0 Afolayan (58.), 3:0 Hartel (68.), 3:1 Kehl (90.+1).

Zuschauer: 29.546 (ausverkauft).

Schiedsrichter: Petersen (Stuttgart).

Gelb: Smith (7).