Hamburg. So reagiert der FC St. Pauli auf die von der DFL beschlossene Beendigung der Investorenpläne. Worauf Fans jetzt hoffen.

Mit Zustimmung, Erleichterung, aber auch mahnenden Worten hat der FC St. Pauli auf die am Mittwoch beschlossene, sofortige Beendigung des Investoren-Prozesses bei der Deutschen Fußball-Liga (DFL) reagiert.

„Der Prozess ist in dieser Form nicht mehr umzusetzen gewesen, auch weil der Spielbetrieb und damit der Fußball an sich zunehmend gefährdet wird. Außerdem drohte eine weitere Polarisierung, die einen konstruktiven Austausch langfristig blockieren könnte“, sagte St. Paulis Präsident Oke Göttlich (48) in einer Stellungnahme des Zweitliga-Spitzenreiters.

FC St. Pauli war gegen den Investoreneinstieg

„Einerseits gibt es bei den Clubs eine große Mehrheit, die eine unternehmerische Notwendigkeit einer strategischen Partnerschaft sieht – auf der anderen Seite stehen massive Vorbehalte vieler Menschen, nicht nur von Ultra-Gruppierungen, gegen solche Modelle. Diese Skepsis müssen wir sehr ernst nehmen, denn Teilhabe ist die Basis von 50+1. Auch Proteste gehören zu demokratischen Entscheidungen“, betonte Göttlich, der auch Mitglied des DFL-Präsidiums ist, jetzt. Er hatte in der Abstimmung im Sinne der Mitglieder seines Vereins mit Nein votiert.

Gleichzeitig aber mahnte der seit November 2014 amtierende Präsident des Millerntor-Clubs: „Wir müssen gemeinsam nach Lösungen suchen, statt gegeneinander zu arbeiten. Es ist nicht die Zeit für einseitige Schuldzuweisungen oder Triumphgeheul, sondern für respektvollen Austausch – im gemeinsamen Interesse, auf Basis von 50+1 und weiteren satzungsrelevanten Regeln den Fußball in den nationalen Wettbewerben zu stärken.“

Für St. Pauli ist die 50+1-Regel elementar wichtig

In diesem Zusammenhang forderte Göttlich alle beteiligten Seiten auf, sich zu bewegen. „Sonst kommen wir nicht voran – sondern stehen bald vor den Trümmern einer Idee von ausgeglichenerem Wettbewerb und sauberen Regulierungsprozessen.“ Und weiter: „Wir sind dringend angehalten, mit diesem Schritt den viele Jahre verschüttgegangenen institutionalisierten Dialog mit den Fangruppen zu suchen und notwendigerweise miteinander über die finanzielle Zukunft der Clubs zu sprechen.“

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Abschließend strich er heraus: „Wir haben am Millerntor friedliche und kreative Meinungsäußerungen erlebt. Dies hat sehr geholfen, im Sinne der Glaubwürdigkeit des Volkssports Fußballs, auch innerhalb der DFL zu agieren.“

Göttlich lobt „friedliche und kreative Meinungsäußerungen“

Auch der Fan-Blog „Millernton“ kommentierte das Ende des Investoren-Prozesses positiv: „Ob man es nun als Einsicht oder Einknicken bezeichnet – Fakt ist, dass die Proteste der Fanszenen Wirkung gezeigt haben. Erst der Ausstieg eines Interessenten, jetzt der Stopp des Prozesses. Ob dies nun geschah, weil die DFL es wirklich als sinnvollste Möglichkeit erachtet oder weil CVC vielleicht gesagt hat ,Ach, nee, lass mal…‘ , ist völlig egal.“

Weiter heißt es dort: „Nach der Ohnmacht in Bezug auf die Anstoßzeiten haben die Proteste dieses Mal ihr Ziel erreicht. Und dies gibt Hoffnung. Es ist außerdem auch ein großes Zeichen nach außen, was für einen Einfluss Fans haben können. Ob dies in ähnlicher Form jetzt vielleicht auch in anderen Ländern aufgegriffen wird, wo die Entwicklung ja teilweise schon viel weiter fortgeschritten ist, bleibt aber natürlich abzuwarten.“