Hamburg. Die Starelf der Kiezkicker steht weitgehend fest, das Rotationsprinzip ist selten. Stehen Spieler vor dem Absprung?

Es war bereits zu fortgeschrittener Stunde, als die Zweitligaprofis des FC St. Pauli das komplette Kontrastprogramm über sich ergehen lassen mussten. Kurz vor 16.30 Uhr betraten sie am Dienstag den Platz am Trainingszentrum an der Kollaustraße.

Die Bedingungen: ein Grad Celsius und dunkler Himmel. Nichts, rein gar nichts erinnerte mehr an das Trainingslager im spanischen Benidorm, aus dem der Zweitligist erst am Sonnabend zurückgekehrt war. Dazu blies den Kiezkickern eine steif-kalte Brise ins Gesicht. Ein Vorgeschmack darauf, was in der am Sonnabend (13 Uhr) gegen den 1. FC Kaiserslautern beginnenden Rückrunde zu erwarten ist?

Verkauf oder verleiht St. Pauli noch Spieler?

Für zumindest einige der Spieler weht der Gegenwind der internen Konkurrenz derzeit zu heftig, um dagegen anzukommen. Es drängt sich angesichts des bis Ende Januar geöffneten Transferfensters sogar die Frage auf, ob – um im Sprachbild zu bleiben – dem ein oder anderen eine Luftveränderung gut tun würde?

Tatsache ist, dass die Startelf des Tabellenzweiten feststeht. Einzige Änderung ist Leihgabe Aljoscha Kemlein, der Jackson Irvine im zentralen Mittelfeld vertritt, bis der Australier vom Asien-Cup zurückgekehrt ist.

Ein Quartett drückt die Ersatzbank

Das Rotationsprinzip ist bei Cheftrainer Fabian Hürzeler weitgehend ausgesetzt. Vor diesem Hintergrund drücken vor allem David Nemeth (Innenverteidigung), Carlo Boukhalfa (zentrales Mittelfeld), Danel Sinani (rechtes Mittelfeld) und Andreas Albers (Sturm) den Rücken auf der Ersatzbank durch. Eine kurzfristige Lösung scheint für keinen in Sicht.

Mit 26 Spielern ist der Kader St. Paulis der drittkleinste der Liga. Zwar ist Sportchef Andreas Bornemann ein Fan eher überschaubarer Mannschaftsgrößen, die aktuelle ist allerdings nahe des Minimums, um durchgängig einen hochwertigen Trainingsbetrieb zu gewährleisten.

Bornemann: "Wir brauchen jeden Spieler"

Mit Verkäufen oder Ausleihen beschäftigen sich die Hamburger daher nicht. „Wir haben keine Überlegungen dahingehend und brauchen auch vor dem Hintergrund möglicher Abstellungen oder Sperren jeden Spieler in der Rückrunde“, sagt Bornemann.

Am simpelsten ist die Situation bei Albers. Der Vertrag des Dänen läuft nach Abendblatt-Informationen zum Saisonende aus. Bis dahin wird sich nichts tun. In der internen Angreiferrangliste steht Albers hinter Johannes Eggestein, Maurides und dem verletzten Simon Zoller.

Nemeth und Boukhalfa haben Potenzial

Bei Nemeth und Boukhalfa ist die Perspektive nach wie vor die, was sie der Mannschaft gegebenenfalls bieten können: Der 2022 für 1,3 Millionen Euro verpflichtete Defensivakteur hat massig Potenzial, das ihm in Hamburg immer noch zugetraut wird, abzurufen.

Boukhalfa half mehrfach als Joker aus, würde sich wohl frühestens im Sommer mit einem Abgang befassen. Dass sich beide unter Hürzeler individuell verbessert haben, hebt die Stimmung. Auch die Arbeit von Teamcoach Hinnerk Smolka wird von vielen Spielern gelobt.

Dzwigala Härtefall in der Verteidigung

Ein echter Härtefall ist Adam Dzwigala. Der Verteidiger ist einer der gewissenhaftesten Akteure im Team. Aufgaben, die er nicht mindestens solide erledigt, gibt es auf dem Anforderungsniveau der Zweiten Liga nicht.

Dennoch hat der Pole in der Hinrunde nur überschaubare Einsatzzeiten bekommen, da in der Innenverteidigung selten während einer Partie ausgewechselt wird. In Summe kommt der 28-Jährige so auf nur vier Einsätze in der Zweiten Liga sowie zwei im DFB-Pokal.

Verlängerung von Vasilj "auf einem guten Weg"

Dzwigala fühlt sich bei St. Pauli sehr wohl, sodass kurzfristige Wechselpläne in dieser Transferperiode bei ihm keine Rolle spielen dürften. Da sein Vertrag jedoch zum Saisonende ausläuft, dürften wegen seiner stets zuverlässigen Leistungen mehrere Clubs auf ihn aufmerksam geworden sein dürften. Dzwigala besitzt darüber hinaus eine hohe Wertschätzung beim Trainer, der ihn auch nach dem 1:3 im Testspiel gegen den VfL Osnabrück, bei dem der zweifache Vater traf, ausdrücklich gelobt hatte.

Zur fortgeschrittenen Stunde auf den Platz ging auch Keeper Nikola Vasilj. Kalter Wind im Gesicht, eine fortgeschrittene Vertragsverhandlung im Hinterkopf. „Es gibt das Signal von beiden Seiten, dass eine weitere Zusammenarbeit vorstellbar ist, wir sind auf einem guten Weg“, sagt Bornemann. Ein Kontrastprogramm gegenüber einigen seiner Kollegen.

Am Donnerstag, 25. Januar (15 bis 19 Uhr), organisiert der FC St. Pauli gemeinsam mit gmd Pharma und dem DRK-Blutspendedienst Nord-Ost eine im Millerntor-Stadion.