Der Zweitligaclub hat die Spielbank Hamburg als neuen Sponsor gewonnen. Ist das aber mit den Werten des Clubs vereinbar?

Eigentlich war der Freitag ein sehr guter Tag für den FC St. Pauli. Andreas Bornemann, seit 2019 Geschäftsleiter Sport am Millerntor, verlängerte seinen Vertrag vorzeitig und sorgt für Kontinuität auf einer Schlüsselposition. Heftig diskutiert wurde allerdings in der Fanszene nicht der Verbleib des 51-Jährigen, sondern ein neuer Sponsor in der (etwas kleineren) Kategorie „Kapitän“: die Spielbank Hamburg. Wie bitte, Werbung für Glücksspiel beim FC St. Pauli? Bei dem Verein, der doch gerade erst so stolz war, nach dem Auslaufen des Vertrags mit „bwin“ keine neue Vereinbarung mit einem Sportwettenanbieter abgeschlossen und auf mindestens 500.000 Euro verzichtet zu haben?

Vertrag mit der Spielbank Hamburg wurde bereits vor einem Dreivierteljahr abgeschlossen

„Inwiefern ist eine Spielbank als Sponsor ethisch jetzt besser als ein Wettanbieter? Spielsuchtgefahr besteht bei beiden mindestens gleichermaßen“, kritisierte der „Übersteiger“ nach der Bekanntmachung. Und auch der St.-Pauli-Blog „Magischer FC“ schreibt: „Wir als FC St. Pauli sollten überhaupt nicht Werbung für Glücksspiel machen. Uns sollte als Verein, der sich seiner sozialen Verantwortung bewusst ist (oder der vorgibt, sich dessen bewusst zu sein), alles daran liegen, dass Menschen gar nicht erst zum Glücksspiel verführt werden.“ Volltreffer.

Die Art und Weise, wie der FC St. Pauli die Partnerschaft präsentierte (Überschrift: „Für ein kontrolliertes Spiel auf sowie neben dem Platz“), dient als Beleg dafür, dass die Verantwortlichen wissen, dass sie in einer (nicht nur kommunikativen) Zwickmühle stecken. Nach Abendblatt-Recherchen wurde der Vertrag bereits vor einem Dreivierteljahr abgeschlossen, nachdem das potenzielle Sponsoring in einer internen Prüfung als unbedenklich eingestuft wurde. Jetzt, im Zusammenhang mit „bwin“, wirkt es mehr als merkwürdig und unangebracht.

St. Pauli muss sich vertragstreu verhalten – aber sollte jetzt die Vertragsauflösung anstreben

Klar, der FC St. Pauli, der sich als Wertegemeinschaft versteht, hat die Pflicht, sich nun vertragstreu zu verhalten. Aber intern sollten beide Partien darüber sprechen, den Vertrag wieder aufzulösen. Schnell.