Hamburg. Marcel Hartel und Lukas Daschner schießen das Team zum Heimsieg. Die Kiezkicker verkürzen den Abstand zum HSV auf sechs Punkte.

Am Ende war die Erleichterung groß. Nach zwei Niederlagen in Folge hat der FC St. Pauli zurück in die Erfolgsspur gefunden. Das 2:1 (0:0) gegen Arminia Bielefeld war am Sonnabend der elfte Rückrundensieg für die Mannschaft von Trainer Fabian Hürzeler.

„Es war sehr wichtig, zurück in die Spur zu kommen und die unglückliche Niederlage im Derby abzuschütteln“, sagte später Mittelfeldspieler Marcel Hartel, der sein Team mit dem Treffer zum 1:0 auf die Siegesstraße gebracht hatte. „Das war gut für den Kopf.“

FC St. Pauli: Daschner und Hartel schießen Kiezkicker zum Sieg

Leart Paqarada, der mit einem langen Pass in die Tiefe das Führungstor vorbereitet hatte, pflichtete seinem Kollegen bei. „Jeder weiß, wie schnell es in der Zweiten Liga gehen kann, dass man in so ein Hamsterrad gerät und sich fragt, was passiert hier eigentlich“, sagte er erleichtert.

„In der Woche hatte uns Fabian Hürzeler ganz klar gesagt, dass wir die Saison nicht austrudeln lassen wollen. Das zu sagen und nach außen zu tragen, ist aber was anderes, als es auch so im Heimspiel umzusetzen. Das haben wir gut gemacht“, sagte Paqarada weiter.

Auch St. Paulis früherer Profi Marc Rzatkowski war im Stadion

Augenzeuge dies Spiels war auch Bielefelds gelbgesperrter Mittelfeldspieler Marc Rzatkowski. Der 33-Jährige hatte von 2013 bis 2016 für den FC St. Pauli gespielt, ehe er für eine Ablöse von rund zwei Millionen Euro zu RB Salzburg wechselte. Das Erlebnis Millerntor wollte sich „Ratsche“ nicht entgehen lassen und wurde auch von St. Paulis Präsident Oke Göttlich begrüßt.

Beide erlebten auch die Startelfpremiere von Elias Saad mit. St. Pauli Trainer Fabian Hürzeler hatte sich entschieden, den flinken Außenstürmer erstmals seit seiner Verpflichtung in der Winterpause von Eintracht Norderstedt von Beginn an zu bringen und auf den linken Flügel zu schicken. Die Nominierung war auch der Lohn für die gute Leistung des 23-Jährigen gut eine Woche zuvor im Stadtderby beim HSV (3:4). Dort hatte er als „Joker“ das zwischenzeitliche 2:3 erzielt und auch sonst überzeugt.

Elias Saad erstmals in der Startelf

Als Pendant zu Saad spielte der nicht minder schnelle Oladapo Afolayan rechts offensiv, sodass St. Paulis erstmals mit einer Flügelzange von zwei klaren Außenstürmern agierte und so versuchte, die Bielefelder Defensive in Unordnung zu bringen.

So war es schon folgerichtig, dass sich den beiden auch die ersten guten Torchancen boten. Als Bielefelds Torwart Martin Fraisl bei einem Flankenball von Rechtsverteidiger Manolis Saliakas patzte, war Saad wohl viel zu überrascht, dass er plötzlich frei an den Ball kam. Jedenfalls köpfte er das Spielgerät über statt in das Tor (10. Minute).

Abstiegsbedrohte Gäste überraschend passiv

Ebenso vielversprechend war Afolayans Chance, als er mit Ball frei vor dem Bielefelder Tor noch auf den mitgelaufenen Marcel Hartel abspielen wollte anstatt selbst den Abschluss zu suchen. So spritzte Arminia-Verteidiger Frederik Jäkel noch dazwischen und grätschte den Ball über die Torauslinie zu Ecke (19.).

Auch in der Folge St. Pauli gegen eine überraschend passive Bielefelder Mannschaft klar feldüberlegen, doch auch die weiteren Versuche, die ersehnte Führung zu erzielen, wollten nicht gelingen. So scheiterte Linksverteidiger Leart Paqarada mit seinem fulminanten Volleyschuss (23.) an Torwart Fraisl, ehe sein 20-Meter-Aufsetzer nur knapp rechts am Tor vorbeistrich.

Hartel trifft gegen seinen Ex-Verein

Als viele im Millerntor-Stadion schon fürchteten, im zweiten Abschnitt würde sich St. Pauli weiter die Zähne an Bielefelds Abwehr ausbeißen, sorgte ein langer Ball von Paqarada aus der eigenen Hälfte für die Erlösung. Der Co-Kapitän hatte Hartel in die Spitze starten gesehen und bediente ihn mustergültig. Hartel sprintete auf und davon und versenkte den Ball zielgenau unten links zum 1:0 (53.) im Tor.

Als Mittelstürmer Lukas Daschner in der 69. Minute aus dem Gewühl im Strafraum heraus, das 2:0 nachlegte, schien St. Paulis elfter Rückrundensieg unter Dach und Fach zu sein. Doch eine Unaufmerksamkeit in der eigenen Abwehr machte das Spiel noch einmal spannend. Der eingewechselte Jomaine Consbruch köpfte aus zentraler Position zum 1:2 aus Bielefelkder Sicht.

Und plötzlich witterte Bielefeld seine Chance, wurde deutlich offensiver und hatte erneut durch Consbruch die Möglichkeit zum Ausgleich. Doch der zuvor nahezu beschäftigungslose Torwart Nikola Vasilj war auf dem Posten und rettete mit einer Hand. Bielefeld drängte weiter, St. Pauli verteidigte mit Leidenschaft und holte sich am Ende zu Recht die Ovationen seiner Fans im ausverkauften Millerntor-Stadion.

"Ich war mit den ersten 75 Minuten sehr zufrieden, danach gar nicht mehr zufrieden", fasste St. Paulis Triner Fabian Hürzeler seine Sicht der Dinge knapp und treffend zusammen. „Mit der Einstellung war ich aber sehr zufrieden.“

„Diese Spiele sind für einen Torhüter besonders schwierig. Ich musste versuchen, irgendwie wach und konzentriert zu bleiben. Das hat sich am Ende, als Bielefeld doch noch Chancen hatte, ausgezahlt“, sagte Vasilj selbst.

St. Pauli muss nun zu Spitzenreiter Darmstadt 98

Und wie bewerten die St. Paulianer jetzt die Tabellensituation, da der Rückstand zum HSV auf Rang drei wieder auf sechs Punkte geschrumpft ist? „Wenn wir alle vier Spiele gewinnen, und der HSV alle vier Spiele verliert, steigen wir auf. Das aber zu viel Rechnerei. Wir wollen uns aufs nächste Spiel konzentrieren und jetzt auch in Darmstadt gut performen“, sagte Marcel Hartel. Am kommenden Sonnabend (20.30 Uhr) steigt dieses Topspiel.

Auch Leart Paqarada wollte sich mit den jetzt eventuell wieder vorhandenen Aufstiegschancen nicht so richtig beschäftigen. „Es bringt nichts zu sagen, wir sind wieder da, oder wir sind nicht da, oder wir waren weg. Wir machen einfach unseren Job und schauen, wohin das führt", sagte er. Allerdings befand der Co-Kapitän auch: „Es ist auch klar, dass zum Ende der Saison die Nerven irgendwo blank liegen und der eine oder andere flattert." Seine eigene Mannschaft meinte er damit ganz sicher nicht. Vielmehr stellte er fest: „Wir machen unseren Job und versuchen, auch in Darmstadt zu gewinnen. Dann lassen wir uns mal überraschen.“

FC St. Pauli: Vasilj - Dzwigala (88. Zander), Medic, Mets - Saliakas (88. Ritzka), Irvine, Hartel, Paqarada - Afolayan (81. Aremu), Daschner (81. Otto), Saad (66. Metcalfe).
Arminia Bielefeld: Fraisl - Ramos (76. Lepinjica), Jäkel, Andrade (61. Consbruch) - Klünter, Prietl, Oczipka (80. Bello) - Okugawa (76. Corbeanu), Vasiliadis (61. Lasme) - Klos, Robin Hack.
Tore: 1:0 Hartel (53.), 2:0 Daschner (69.), 2:1 Consbruch (73.). Schiedsrichter: Dr. Max Burda (Berlin)Zuschauende: 29.546 (ausverkauft). Gelbe Karten: Saad (2), Metcalfe (4) - Ramos (6), Andrade (3), Klos (4). Statistik (Quelle: Sportec Solutions): Torschüsse: 21:10, Ecken: 5:5, Ballbesitz: 56:44 Prozent, Zweikämpfe: 112:109.