Hamburg. Lesen Sie im Liveticker nach, wie St. Paulis brisante Mitgliederversammlung nach der Freistellung von Timo Schultz ablief.

Die Revolte blieb also aus. Die Revolution indes nicht. Bei der Mitgliederversammlung des FC St. Pauli ging es letztlich doch nicht so hoch, wie es zuvor erwartet worden war. Zwar gab es im ersten Teil einige Wortmeldungen der 1231 anwesenden Mitglieder im CCH, allerdings beruhigte sich die Stimmung rasch. Insbesondere eine Erklärung von Sportchef Andreas Bornemann zur Entlassung des beliebten Ex-Trainers Timo Schultz sorgte dafür. Bemerkenswert war allerdings die Wahl des neuen Aufsichtsrates, dem nun mehrheitlich Frauen angehören.

Im deutschen Profifußball ist der Kiezclub damit der erste Verein, dessen Aufsichtsgremium vier Frauen angehören. Die meisten Stimmen entfielen dabei auf die neu gewählte Kathrin Deumelandt. Ob die 49-Jährige nun auch den Vorsitz der wiedergewählten Aufsichtsrätin Sandra Schwedler übernimmt, klärt sich in der konstituierenden Sitzung des Aufsichtsrates. In den vergangenen Jahren ging dieser Posten stets an das Mitglied, auf das bei der vorangegangenen Wahl die meisten Stimmen entfallen waren.

Den Liveticker des Abendblatts über die komplette Mitgliederversammlung gibt es hier zum Nachlesen.

Die Schwerpunkte der Mitgliederversammlung:
(Klicken Sie auf die Unterpunkte, um zu den Themen zu springen.)

19.15 Uhr: Auch wir packen ein im CCH. Vielen Dank, dass Sie uns im Lauf des doch recht langen Versammlungstages begleitet haben. Haben Sie einen schönen Abend und ein gelungenes restliches Wochenende. Ihr Rupert Fabig

19.13 Uhr: Zu guter Letzt: Versammlungsleiter Kristian Heiser schließt die Versammlung - drei Minuten zu spät. 19.10 Uhr wäre angesichts des Gründungsjahr des FC St. Pauli natürlich passender gewesen. Hoffentlich kein schlechtes Omen. Ach was, letztlich ein guter Tag für den Kiezclub, der Kontroversen abwendete und ein kleines bisschen auch Geschichte schrieb.

FC St. Pauli wählt den Ehrenrat

19.10 Uhr: Auch der fünfköpfige Ehrenrat steht. 633 Stimmen wurden abgegeben, die meisten entfielen auf Heiko Schlesselmann (560). Ebenfalls in den Ehrenrat gewählt wurden Suzann Edding (505), Nadia Mekhchoun (504), Manfred Heinzinger (440) und Minke Tiedemann-Borsutzky (339). Die weiteren Stimmen entfielen auf Olav Paasch (295), Martina Scheuregger (185) und Susanne Bostelmann (106).

19.07 Uhr: Der Antrag indes wird mit überwältigender Mehrheit angenommen, nämlich ohne Gegenstimme und bei nur vier Enthaltungen.

19.06 Uhr: Interessanter Einwurf, wo wir schon beim Thema Sucht sind. Was in denn mit der Spielsucht und der Werbung für Wettanbieter, fragt ein Mitglied. Was ist mit der Werbung für Paracethamol (Medikamentensucht).

18.58 Uhr: Ein weiterer Antrag befasst sich damit, den komplett alkoholfreien Getränkeverkaufsstand, das "Trockendock", im Umlauf der Gegengerade als Baustein für Suchtpräventionsmaßnahmen weiterhin zu betreiben - unabhängig von Verträgen mit jeweils aktuellen Stadion-Cateringpartnern. Zusätzlich soll ein entsprechendes Verkaufsangebot im Bereich des Kinder- und Jugendblocks geschaffen werden. Präsidiumsmitglied Bernd von Geldern stellt klar, diesem Antrag nicht im Weg zu stehen.

Mitglieder des FC St. Pauli lehnen Antrag gegen Regenbogenbinde deutlich ab

18.55 Uhr: Das Ende vom Lied: Gegenrede eines Mitglieds, quittiert mit lautstarkem Beifall, und natürlich wird der Antrag abgelehnt, bei einer Ja-Stimme und drei Enthaltungen. Man könnte von verlorener Lebenszeit sprechen. Aber dann war es eine durchaus amüsante Zeit.

18.50 Uhr: Jetzt wird es wieder lustig. Der Antrag auf Unzulässigkeit der Regenbogenbinde, weil die Vereinsfarben laut Satzung braun-weiß sind. Die Ankündigung der ausführlichen Begründung löst ein Stöhnen aus. Der Antrag grenze niemanden aus, werte niemanden ab, diskriminiere niemanden. Im Publikum - bewusst Publikum, denn das wird hier eine schöne Aufführung - werden Regenbogenfahnen geschwenkt. Weiter im Begründungstext: Der Antragssteller, ein SPD-Mitglied, sei überzeugt, die Minderheit der LGBTQ-Gemeinschaft dürfe nicht in Mitleidenschaft gezogen werden. Es gebe jedoch auch andere Minderheiten, Schwerbehinderte beispielsweise. "Und diese, eure Minderheit (in Richtung der Fahnenschwenker), der ihr angehört, hat nicht das Recht, die Mehrheit zu dominieren." Zumindest endlich zum Punkt gekommen. Danach geht es bedauerlicherweise weiter im Disput zwischen Redner und Zuhörern, die sich gegenseitig provozieren und lautstark beschimpfen.

18.41 Uhr: Der erste - und einzige - Satzungsänderungsantrag ist recht simpel. Beantragt wird, dass der Erwerb der Mitgliedschaft minderjähriger Bewerber auch durch das Ausfüllen des Online-Beitrittsformulars möglich wird. Zuvor war dies nur in schriftlicher Form möglich. Zuvor? Ja, denn während des Schreibens dieser Zeilen wird der Antrag mit großer Mehrheit abgenickt.

18.20 Uhr: Nun wieder an die Wahlurnen. Es gilt, den Ehrenrat zu bestimmen. Wir läuten damit die nächste Pause ein.

Vier Frauen in St. Paulis Aufsichtsrat gewählt

18.17 Uhr: Witzig dabei: Präsident Göttlich verlangt hörbar nach Blumensträußen, was zu Jubelstürmen in einer Ecke des Saals führt. Der Grund ist - nach intensiven vorherigen Recherchen des Abendblatts - schnell ausgemacht. Während der Mitgliederversammlung wurde ein "Bullshit-Bingo" gespielt. Hierbei galt es Kreuze in Bingomanier zu setzen, wann immer eines der erwarteten Worte (zum Beispiel "Herzensangelegenheit", "Schulle", "35.000 Mitglieder") genannt wird. "Blumensträuße" war nun offenbar das finale Wort einiger Anwesender. Bingo!

18.12 Uhr: Habemus Aufsichtsrat! Oder besser: Frauenrat. Tatsächlich haben es alle vier Kandidatinnen geschaffen. Aber der Reihe nach. 895 gültige Stimmen wurden abgegeben. Die mit Abstand meisten davon erhielt Kathrin Deumelandt mit 612. Es folgen Inga Schlegel (525) und nur auf Platz drei Aufsichtsratschefin Sandra Schwedler (519). Ebenso im neuen Aufsichtsrat sind René Born (335), Anna-Maria Hass (322), Philippe Niebuhr (289) und Sönke Goldbeck (280). Knapp gescheitert ist Georg Margaretha (260). Abgeschlagen folgen Joachim Weretka (129), Ali Sabetian (95), Maik Nöcker (74), Christian Anger und Christoph Schleuter (30)

18.07 Uhr: Lieb gemeinter Seitenhieb von Ehrenratsmitglied Heiko Schlesselmann an Aufsichtsratschefin Sandra Schwedler. "Der Ehrenrat ist das Gremium, das am meisten Herz hat. Wir tracken nicht, wir challengen nicht", so Schlesselmann augenzwinkernd in seiner Wahlrede. Schwedler hatte vorhin davon gesprochen, mit ihrem Aufsichtsrat das Präsidium zu tracken und challengen.

17.58 Uhr: Dem Ehrenrat gehören im Übrigen fünf Mitglieder an. Aufgaben: Der Ehrenrat wird auf Antrag eines Vereinsmitgliedes oder Vereinsorgans bei Streitigkeiten innerhalb des Clubs tätig, und zwar als Schlichtungsorgan, Ehrengericht und Berufungsinstanz bei Ausschlüssen. Außerdem ehrt er langjährige Mitglieder und begleitet besondere Geburtstage und Ehrentage.

17.54 Uhr: Lebenszeichen von uns. Die Ehrungen sind mittlerweile abgeschlossen, nun stellen sich die Kandidaten für den Ehrenrat vor. Aber: Die Auszählung der Aufsichtsratswahl müsste in diesen Minuten abgeschlossen sein. Auflösung folgt.

17.17 Uhr: Nicht nur für die Laufzeit der Mitgliedschaften, sondern auch für sportlich herausragende Leistungen gibt es Nadeln in allen Farben und Edelmetallformen.

17.09 Uhr: Derzeit werden langjährige Mitglieder geehrt - darunter für eine 70-jährige (!) Mitgliedschaft, weswegen sich die Anwesenden im Zahl von ihren Plätzen erheben. Währenddessen wird im Hintergrund fleißig ausgezählt.

16.49 Uhr: Nun denn. Ab an die Stimmgeräte. Ach ne, Stimmzetteln in Pfirsichfarben. Meine Prognose: Alle vier Frauen schaffen es.

Kandidaten stellen sich zur Aufsichtsratswahl

16.47 Uhr: Joachim Weretka (71, Vereinsmitglied seit 2014, Abteilung Rugby, aus Hamburg) wurde von Heiser zunächst für einen Fragesteller gehalten, da er sich bereits von seinem Platz erhoben hatte. Beginnt auf Plattdeutsch und man muss ihn einfach liebhaben, wie er so spricht und tut und wirkt. Was aber viel entscheidender bei dieser Wahl ist: Der Journalist hat eine sehr soziale Ader und habe gelernt, "die richtigen Fragen zu stellen", was keine schlechte Grundlage für einen Aufsichtsrat ist. Seine Rede war die vermutlich eindrucksvollste, persönlichste, inhaltlich tiefste und schlicht beste (und auch überlängste).

16.41 Uhr: Sandra Schwedler (42, Agile Coach, Organisationsentwicklerin, Vereinsmitglied seit 1997, Abteilung Handball, Abteilung AFM, Mitglied des Aufsichtsrats seit 2014, aus Hamburg) wird gleich wiedergewählt.

16.37 Uhr: Der erkrankte Christoph Schleuter (53, Inhaber/Geschäftsführer Bäckerei, Vereinsmitglied seit 2009, Abteilung AFM, aus Sittensen) schickt eine Videobotschaft - mit Heiser als Videogerät, der den Brief das Bäckereiunternehmers vorliest. Schleuter hatte seine Kandidatur zunächst zurückgezogen, zwei Tage später aber wegen einer beruflichen Änderung, die ihm mehr Zeit verschafft, einen Rückzug vom Rückzug angetreten. Er wiederum möchte sich vor allem politisch engagieren und das Präsidium dazu motivieren.

16.33 Uhr: Inga Schlegel (40, Account Managerin, Vereinsmitglied seit 2009, Abteilung Fußball Frauen und Mädchen, aus Hamburg) schaffte als Kapitänin den Aufstieg in die Regionalliga und erhält ständig Szenenapplaus. Auch sie schlägt in die Kerbe des infrastrukturellen Ausbaus und möchte die Frauenmannschaft in die Bundesliga führen. Da Aufsichtsratschefin Schwedlers Wahl als sicher gilt, wird es spannend, welche beiden anderen Frauen zwingend in den Aufsichtsrat kommen. Vielleicht sogar alle vier, denn die Bewerbungsreden waren allesamt gut.

16.29 Uhr: Ali Sabetian (55, Geschäftsführer Telekommunikationsunternehmen, Vereinsmitglied seit 1999, Abteilung AFM, aus Dubai), gebürtiger Iraner, zweifacher Vater und eigentlich Diplom-Geophysiker, ist einer der unbekannteren Kandidaten. Man kenne ihn als "Ali aus Dubai", der aber inzwischen wieder in Hamburg lebt. Dementsprechend nutzt er die drei Minuten vorrangig zu einer Vorstellung. Er kandidiert, weil er Aufsichtsratmitglied größerer europäischer und asiatischer Unternehmen war, und möchte diese Expertise in den Verein einbringen. Steht für Transparenz, Unabhängigkeit und wirtschaftliche Kompetenz - und: Dafür von der "Pauli-Fahne" anstatt der "St.-Pauli-Fahne" zu sprechen, was für ein Raunen - hatten wir einige Zeit nicht mehr - sorgt. Was jetzt alles recht niedlich und witzig wirkt, ist inhaltlich aber gar nicht mal so schwach. Mal schauen, wie viele Stimmen er erhält, seine Chancen sind aber gering.

16.23 Uhr: Nun wurde Nöcker doch aus der Reserve gelockt. "Jetzt mal ernsthaft? Was wollt ihr? Wollt ihr Menschen, die mal über den Tellerrand hinausgeblickt haben? Ja, ich habe für den DFB gearbeitet, aber ich weiß auch, was an diesem Verband total Scheiße ist." Nun geht es aber mit dem nächsten Kandidaten weiter.

16.17 Uhr: Erwartungsgemäß wird seine Personalie heiß diskutiert. Der erste Kandidat, der Nachfragen erhält. Ein weiteres Mitglied stellt die Ernsthaftigkeit seiner Kandidatur in Frage und stört sich daran, dass Nöcker in seiner Funktion als Moderator der sogenannten Pre-Game-Shows auch Spieler kritisiert. Die nächste Wortmeldung: Weswegen Nöcker nicht zur nächsten Wahl "sauberer" antrete, wobei der 53-Jährige auch zu dieser Wahl absolut sauber antritt, sonst wäre er kaum zugelassen. So oder so: Es wird ersichtlich, dass auf Nöcker kaum Stimmen entfallen werden.

16.12 Uhr: Zusatz zu Nöcker: Ein weibliches Mitglied fragt ihn, weswegen er in seinen Sendungen nicht gendert. Die Begründung des Moderators: Es klinge holprig, mittlerweile würde er aber immer die weibliche und männliche Form verwenden. Der Konter: Damit würde er alle Menschen ausschließen, die keinem dem beiden Geschlechter zuzuordnen sind. Dem hat Nöcker ein "Okay" zuzusetzen.

16.09 Uhr: Maik Nöcker (53, Produzent digitale Medien, Vereinsmitglied seit 2019, Abteilungen Fußball Herren, aus Hamburg), dessen Bewerbung im Vorweg für Kontroversen gesorgt hatte, brachte die Kritik an ihm direkt zur Sprache. Fazit: Interessenkonflikte ausgeräumt. Verteidigt sich damit gut. Was ein wenig zu kurz kommt: Was er über seine "langjährige Expertise im Fußball" hinaus einbringen will. Was er erreichen will, ist hingegen klar: die Bundesliga.

16.07 Uhr: Philippe Niebuhr (51, Inhaber/Geschäftsführer Vermögensverwaltung, Vereinsmitglied seit 2003, Abteilung AFM, Mitglied des Aufsichtsrats seit 2018, aus Hamburg) reichen eigentlich zwei Sätze, um davon zu überzeugen, wieder in den Aufsichtsrat gewählt zu werden. Dabei ist völlig egal, was er sagt, sondern wie er es sagt. Der Mann kann reden! Ach so, was er sagt hört sich - bei aller journalistischen Neutralität - sehr vernünftig an. Außerdem ist es völlig egal, welche Wahlempfehlung ich hier abgebe, denn Sie, liebe Leser, können ja sowieso nicht abstimmen. Außer Sie sitzen hier im CCH...

16.04 Uhr: Georg Margaretha (52, Rechtsanwalt, IT - Dienstleistungsunternehmen, Vereinsmitglied seit 1995, Abteilung AFM) möchte sein "juristisches Knowhow" bei der Erweiterung des Sportstättenangebots einbringen. Und überhaupt sein "juristisches Knowhow", wie er mehrfach betont.

15.59 Uhr: Anna-Maria Hass (34, leitende Angestellte, Personalabteilung eines Industrieunternehmens, Vereinsmitglied seit 2017, Abteilung AFM, aus Hamburg) ist sehr gut vernetzt in der Fanszene. Ihre Hauptthemen: Vereinsstrukturen ("gute Schritte gemacht, weitere nötig") und das "Mitspielen im kranken System Profifußball" ("Wo gehen wir mit? Wo spielen wir mit? Wo schwimmen wir gegen den Strom?"). Alles sehr spannend. Dass sie sichtlich nervös ist und sich mehrmals verhaspelt, ist irgendwie sympathisch.

15.55 Uhr: Sönke Goldbeck (46, Vereinsvorstand Museum, Vereinsmitglied seit 2001, Abteilung AFM, Mitglied des Aufsichtsrats seit 2014, aus Hamburg) sitzt seit acht Jahren im Aufsichtsrat und bringt den Amtsbonus mit. Bringt proaktiv mögliche Interessenskonflikte durch seine mittlerweile bezahlte Tätigkeit beim St.-Pauli-Museum ins Spiel. Sehr sachlich, sehr inhaltsfokussiert. Auch keine Blut-Schweiß-und-Tränen-Rede, aber die braucht hier ja auch niemand.

15.50 Uhr: Kathrin Deumelandt (49, Referentin, Schwerpunkt: Wissenschaft, Vereinsmitglied seit 2009, Abteilung AFM, aus Hamburg) hat "zu allen möglichen Themen im Verein eine Meinung", sorgt im MGV-Bingo fürs Kreuz beim Wort "Herzensverein" und ist sehr zahlenaffin. Bringt Gender- und Diversitätserfahrung mit sich. Und das Coolste: Hat mal Lilian Thuram interviewt. Lächelt dazu weg, die Drei-Minuten-Marke der Vorstellungsrede locker gerissen zu haben. Da drei Frauen dem Aufsichtsrat angehören müssen und sich nur vier beworben haben, stehen ihre Chancen gut.

15.46 Uhr: René Born (45, Referent, Schwerpunkt: Kultur und Medien, Abteilung AFM, Vereinsmitglied seit 2002, aus Hamburg) war mal stellvertretender Vorsitzender der AFM und bewirbt sich mit einem Rundumschlag an Themen, die er federführend beackern möchte, sowie einem kleinen Vers über den Club. Mit der AFM im Rücken hat er gute Aussichten.

15.42 Uhr: Christian Anger (57, Großkundenrepräsentant Vertrieb und Service, Fuhrparkberater, Vereinsmitglied seit 2003, Abteilung AFM, aus Seevetal) legt los. Seine Vorzüge: Betriebsratserfahrung, spricht vom "Verein aus Stellingen", findet die Rede Bornemanns gut, findet die Entlassung von Schultz trotzdem nicht so gut. Rhetorisch solide.

15.38 Uhr: Nach 20-minütiger Pause füllt sich das Saal langsam wieder. Anstehend: Der eigentlich wichtigste TOP. Nämlich die Wahl zum Aufsichtsrats. 13 Mitglieder stellen sich zur Wahl, sieben schaffen den Sprung in den AR. Doch zuvor folgen die Bewerbungsreden, mit Wortbeiträgen kennen wir uns ja heute aus.

15.12 Uhr: Die Chronik der Berichte des Amateurvorstands (es soll ein Vergleich zum Pferdesport bemüht worden sein), AFM-Vorstands und Ehrenrats sind einer persönlichen Pinkel- und Stärkungspause zum Opfer gefallen. Schieben Sie es nicht auf meine Blase, sondern die lange Schlange an der Gastrotheke.

Präsidium des FC St. Pauli entlastet

15.10 Uhr: Das Präsidium wurde mit großer Mehrheit entlastet. Nur 19 Gegenstimmen und wenige Enthaltungen. Die Zahl der anwesenden Mitglieder hat sich auf 1231 erhöht. Davon sind 20 nicht stimmberechtigt.

14.46 Uhr: Übrigens: Wir sind immer noch bei TOP 5, den Berichten. Es stehen noch drei weitere an (Amateurvorstand, AFM-Vorstand, Ehrenrat). Stattdessen geht es: um Würstchen. Weswegen welche verkauft werden, die nicht schmecken, anstelle "der leckeren von Salzbrenner". Beifall für Heiser, als er im Programm fortschreitet.

14.44 Uhr: Anhand der Wortmeldungen zeigt sich: Bornemanns Rede hat die Versammlung sichtlich beruhigt. Es gibt lobende und dankende Worte für seine Erklärung. Kritik wird zwar abermals an der ausbaufähigen Transparenz vorgetragen, jedoch deutlich sachlicher und weniger emotional geladen als zuvor.

14.39 Uhr: "Es zeigt sich, St. Pauli hat ein Kommunikations- und Transparenzproblem", merkt ein Mitglied an.

14.35 Uhr: Unterm Strich: Eine sehr ausführliche und sachliche Erläuterung von Bornemann hinsichtlich seiner Arbeitsweise. In dieser Komplexität und am Stück hat der Sportchef dies bislang nicht vorgetragen. Der erste Eindruck ist der, dass die Mitglieder damit zufrieden sein. Vielleicht hat es solch einer kurze Rede gebraucht. Aber: Warten wir die nächsten Wortmeldungen ab, es stehen schon wieder einige Leute verdächtig in Schlagdistanz der Mikrofone.

St. Paulis Sportchef Bornemann erklärt sich

14.31 Uhr: Die guten Statistiken seien trügerisch, so der Sportchef. Man könne sich nicht ausschließlich darauf berufen. "Die Tabelle spiegelt Ergebnisse wider, die brauchen wir." Und: "Ich finde es schade, dass mir nachgesagt wird, ich hätte als menschlichen, nicht aus inhaltlichen Überlegungen eine Entscheidung getroffen. Vielen Dank." Applaus dafür, keine Pfiffe.

14.28 Uhr: Im ersten Jahr unter Schultz habe man nach 13 sieglosen Spielen am Trainer festgehalten, dann aber klare sportliche Maßnahmen (Stichwort: Transfermarkt) getroffen. Nun sei es ihm natürlich bewusst, dass die Offensive nach den Abgängen von Daniel-Kofi Kyereh und Guido Burgstaller an Substanz verloren habe. Das klarste Bild bietet eine Vergleichbarkeit. Die Vergleiche der Jahre 2021 und 2022 zeigen: Der Abwärtstrend ließ sich nicht stoppen. Solch eine Bilanz habe bei St. Pauli in den vergangenen Jahren kein Trainer überlebt. Es wurden keine Antworten auf die sportlichen Probleme gefunden. "Dann kann ich nicht den Trainer aus der Verantwortung nehmen, sonst brauche ich keinen", sagt Bornemann.

14.24 Uhr: Bornemann spricht erstmals nach drei Stunden. Und holt weit aus. Er beginnt mit der Anfrage des FC St. Pauli an ihn. Er habe sich die Frage gestellt, weswegen dieser "tolle Verein die PS nicht auf die Straße bekommt". In St. Pauli habe er nun mehr Trainer verabschieden müssen als in 20 Jahren zuvor. Das treffe ihn persönlich. Denn für ihn prägend sei seine Zeit beim SC Freiburg gewesen. Stichwort: Kontinuität. "Manchmal hängt man mir eine Attitüde an, als sei ich der eiskalte Mensch, der über Leichen geht", sagt er und dementiert dies selbstredend. (Kurzer Einschub: Dieser Beitrag dürfte lang werden). Schultz sei 2020 seine bewusste Wahl als Trainer gewesen. Der Sportchef springt immer wieder in der Chronologie seiner Ausführungen, war eben noch in Freiburg, im nächsten Moment ist er bei der Entlassung von Jos Luhukay, dann bei der sportlichen Etablierung seit Beginn seiner Arbeit am Millerntor. Nun sind wir im Hier und Jetzt: Seine Idee war es gewesen, langfristig mit einem Trainer aus dem Verein etwas zu entwickeln, sagt Bornemann. Es gehe aber nicht um Kontinuität als Selbstzweck, sondern es müsse auch einen sportlichen Output geben. Der Großteil dessen ist bekannt, der Saal schweigt dennoch und lauscht gespannt.

14.09 Uhr: Während weitere Wortmeldungen zur Tarifpolitik und Trainerentlassung durch Saal 3 des CCH hallen, eine Beobachtung: Erfahrene Mitgliederversammlungsgeher (und vor allem Pressevertreter) bringen reichlich Proviant und beschäftigungstherapeutisches Material (Stricknadeln und Wolle!) mit. Unerfahrene sitzen seit drei Stunden auf dem Trockenen und fragen sich, wann zumindest eine Toilettenpause einberufen wird.

Noch-Aufsichtsrat Hasenbein gibt Wahlempfehlung ab

13.59 Uhr: Der noch "ein paar Minuten aktuelle" Aufsichtsrat Roger Hasenbein springt Schwedler zur Seite. Auch er habe Bauchschmerzen bei der Entlassung von Schultz gehabt. Es gebe aber gute Gründe, weswegen sich der Aufsichtsrat nicht öffentlich zu sportlichen Themen äußere und keine Abstimmungsergebnisse bekanntgebe. Man brauche nur ein paar Kilometer weiter zum "anderen Hamburger Verein" schauen, um zu sehen, wohin es führen könne, Vereinspolitik öffentlich zu betreiben. Und dann, und dies ist durchaus beachtlich, hält er nach 15 Jahren im Aufsichtsrat eine Art Wahlrede, obwohl er selbst nicht mehr gewählt werden kann. "Mir graut es davor, wenn hier Menschen gewählt werden, die mit populistischen Inhalten schon jetzt mit der Presse sprechen. Bitte bedenkt das bei eurer Wahl." Grundsätzlich mahnt Hasenbein zur Ruhe, dazu, den Verein in den Vordergrund zu stellen, keine Personalien.

13.51 Uhr: Ein Mitglied vermisst die Transparenz bei der Entscheidung des Aufsichtsrats, Timo Schultz‘ Entlassung zuzustimmen. Was sei denn die Zielvereinbarung von Sportchef Bornemann überhaupt? Schwedler, die sich den Fragen im Übrigen sehr aufgeschlossen stellt und trotz nicht immer aufschlussreicher Antworten eine starke Figur abgibt, sagt, es gebe abgestimmte Ziele für 2025. Da sei „man dran“, man „tracke dies“, „challenge es“.

13.45 Uhr: Da sich die Fragen inhaltlich gleichen und die Antworten die Diskussion offenkundig nicht maßgeblich voranbringen, ist nun ein guter Zeitpunkt für ein kurzes Zwischenfazit gekommen: Nachdem anfangs damit zu rechnen war, dass besonders Kritik an der Entlassung von Ex-Trainer Timo Schultz aufbrandet, haben sich die Mitglieder nun zunehmend auf die Tariflöhne eingeschossen. Die Thematik bewegt nachvollziehbarerweise - vor allem bei einem Verein wie dem FC St. Pauli. Das Präsidium versucht sich zwar an der Beantwortung, die - wie weiter unten erwähnt - nicht einfach ist, wirkt aber zumindest nicht souverän dabei. Der Aufsichtsrat sieht sich hingegen damit konfrontiert, die Entscheidung der Schultz-Entlassung nicht in ausreichendem Maß kritisiert oder blockiert zu haben. Die Versammlung verlief bislang laut, allerdings auch fair und in geordnetem Maß. Ein merklicher Stimmungsumschwung, um überraschende Ergebnisse bei der später stattfindenden Aufsichtsratswahl hervorzubringen, lässt sich aus rein subjektivem Eindruck bislang noch nicht feststellen.

13.35 Uhr: Nun wird es wieder lauter. Man müsse die Bedingungen beachten, unter denen Schultz gearbeitet habe, ob er hierbei überhaupt eine faire Chance erhalten habe. Dann abermals die Bitte ans Präsidium, Fragen auch zu beantworten. Dem kommt – mal wieder – Höltkemeyer nach. Sicher, die Antworten des Präsidiums, so sie denn kommen, sind mitunter ausweichend. Die Themen sind allerdings auch recht komplex, an einigen Stellen zu komplex, um die prägnant zu erläutern.

13.32 Uhr: Schöner Zwischenruf! Ein Mitglied mit pinkgefärbten Haaren fragt: „Herr Bornemann, ich wollte mal wissen, ob du überhaupt noch Timo Schultz zurückholst?“ Lautes Lachen. „Nächste Frage“, sagt Heiser.

Aufsichtsrat des FC St. Pauli entlastet Präsidium

13.28 Uhr: Der Aufsichtsrat beantragt die Entlastung des Präsidiums. Natürlich nicht überraschend. Der Bericht war relativ inhaltsreich, aber unspektakulär. Die Nachfrage dazu aber schon: "Hat der Aufsichtsrat dem Rausschmiss von Timo Schultz geschlossen zugestimmt?" Schwedler: "Wir legen die Abstimmungsergebnisse nicht offen." Mitglied: "Das reicht mir, um eine Wahlempfehlung zu erhalten."

13.27 Uhr: "Die Dritte Liga klingt vielleicht charmant, würde aber zu Lasten von Menschen und Inhalten gehen", sagt Schwedler all jenen, die einen Abstieg für keine Katastrophe halten.

13.24 Uhr: Die Aufsichtsratsvorsitzende kommt schnell auf den Sport zu sprechen. Zu treffende Entscheidungen werden stets leidenschaftlich und kritisch diskutiert. Zur Entlassung von Schultz merkt sie an, dass der Verein derzeit nicht in der Lage sei, einen Trainer intern so zu entwickeln, um die Ansprüchen des Clubs befriedigend zu erfüllen. Dies sei aber erstrebenswert.

13.20 Uhr: Nun ist mal wieder Schwedler an der Reihe - um den Bericht des Aufsichtsrats zu verlesen.

13.19 Uhr: Die finanzielle Situation sei weiterhin solide und liquide, die Kassenprüfer mahnen allerdings zur Vorsicht. Dazu wird die "sehr gute Buchführung" gelobt. Vorbildlich. Ebenso wie dieser effizient abgearbeitete Tagesordnungspunkt.

St. Paulis bei Fans viel kritisierter Sportchef Andreas Bornemann (r.) auf der Mitgliederversammlung.
St. Paulis bei Fans viel kritisierter Sportchef Andreas Bornemann (r.) auf der Mitgliederversammlung. © Witters

13.13 Uhr: Keine weiteren Wortmeldungen, sagt Heiser. Damit wären wir bei TOP5 b): "Bericht der Kassenprüfer"

FC St. Pauli sprach mit Verdi über Tarifverträge

13.11 Uhr: Derjenige, der am regelmäßigsten Antworten gibt, ist Höltkemeyer. Es wurde vor allem mit Verdi gesprochen im Zuge der Tarifverhandlungen, sagt er nun - und verweist dann auf die schwierige wirtschaftliche Situation nach der Corona-Zeit. Stöhnen, Raunen, Augenrollen. Und: weitere Fragen zur Tarifsituation. Dieses Thema brennt den Mitgliedern ganz offensichtlich auf dem Herzen.

13.08 Uhr: Heiser, wegen einer Stimmbandoperation heute tatsächlich heiser, bittet um Beiträge, die sich inhaltlich nicht wiederholen. Daher geht es bei der nächsten Wortmeldung auch um: die Tarifverträge. Allerdings scharf vorgetragen. Die Rede Göttlichs habe einer Hochglanzbroschüre geglichen. Das Image des Vereins stimme nicht mit "den kleinen Dingen" überein, die im Hintergrund ständig laufen. Ein anderes Mitglied setzt einen drauf: "Wenn wir schneller machen sollen, wäre es sinnvoll, wenn auch verständliche Antworten auf die Fragen kommen würden." Der Nächste: "Ihr tretet hier auf wie der Vorstand eines eigentümergeführten, mittelständischen Unternehmens."

13.03 Uhr: Man erhält langsam den Eindruck, hier bei einer Gewerkschaftsveranstaltung zu sein...

13.01 Uhr: "Was macht unser Verein falsch, dass wir seit Jahren nicht um den Aufstieg spielen?", fragt ein Mitglied und zieht den Vergleich zu Clubs wie Heidenheim, Augsburg und Union Berlin. Göttlich pariert: Union hat viel Geld von externen Investoren angenommen. Augsburg sei ein Investorenmodell, auch kein Modell für den FC St. Pauli. "Was wir falsch machen, versuchen wir geradezurücken: Durch ein klares sportliches Modell (Anm. d. Tickerers: zum dritten Mal in drei Sätzen) und eine sukzessive und stringente Kaderplanung." Es folgen ergänzende Ausführungen ohne eine weitere Verwendung des Wortes Modell und dem Verweis von Erlösquellen (Spieler) als Möglichkeit für andere Erlösquellen. Verweis in eigener Sache: Jetzt wäre eigentlich Zeit fürs Mittagessen.

Viel Kritik an untertariflicher Bezahlung beim FC St. Pauli

12.55 Uhr: Für die "besonderen Vertreter" sei es sofort gelungen, Vergleichstarife zu finden - für die Mitarbeiter nicht. Dazu der Vergleich mit Amazon. Das sitzt. Aber St. Pauli hat wie Amazon in der Weihnachtszeit alle Hände voll zu tun mit allerhand Themen. Ergo: Es dauert alles noch, es kommt aber irgendwann. Amazon ist nicht Wish. St. Pauli wahrscheinlich auch nicht.

12.48 Uhr: Und immer wieder der Tariflohn. Eine Wortmeldung nach der anderen befasst sich damit, dass teilweise unter Tarif gezahlt wird und sich die Aufarbeitung dieser Thematik offenbar hinzieht. Göttlich erklärt sich abermals, nennt etliche Gründe dafür. Da sind auch jede Menge plausible dabei. Aber: Dem Volk gefällt's nicht. Kopfschütteln, Raunen, Abwinken. Am 1. Juli 2023 soll das Ding dann aber durch sein, versichert der Präsident.

12.46 Uhr: Aufsichtsratschefin Schwedler legt nach. "Wir legen die Gehälter nicht offen, aber haben uns die von anderen Vereinen angeschaut. Wir liegen am unteren Rand." In anderen Worten: Man gleicht das Gehalt der sportlichen Situation an.

12.42 Uhr: Gelächter im Saal. Christiane Hollander beantwortet die Frage nach der Bezahlung des Präsidiums: "Es gibt eine Verschwiegenheitserklärung." In den gelernten Berufen würden die jeweiligen Mitglieder jedoch mehr verdienen, Boni gebe es nicht.

12.40 Uhr: Nach mehrfacher Kritik an den Tarifverhandlungen für die rund 180 Angestellten („Skandal“, „Armutszeugnis“) antwortet Präsidiumsmitglied Carsten Höltkemeyer. Der Verein habe zugesagt, den Missstand der untertariflichen Zahlung für einen Teil der Belegschaft, abzuarbeiten. Er gesteht ein, dass es „ein bisschen gedauert“ habe. Göttlich versteht den Unmut, sagt er. Gegen inhaltliche Kritik verteidigt er sich jedoch.

12.32 Uhr: Ein anderes Mitglied fragt nach dem Verdienst der nun hauptamtlichen Präsidiumsmitglieder.

12.28 Uhr: Wortmeldung! Ein ehemaliger Mitarbeiter des mittlerweile geschlossenen Lagers am Winsbergring kritisiert den Ablauf der Schließung, vor allem aber die Kommunikation bei der Installierung eines hauptamtlichen Präsidiums. Diese sei "ein Desaster" gewesen.

12.25 Uhr: Die Mannschaft hat es hinter sich. Oder vor sich. Also, MGV hinter sich, da wurde sie gerade verabschiedet. Training vor sich. Bei Minusgraden. Tickerschreiber erleben das geringere Übel.

Auch die Mannschaft des FC St. Pauli um Neuzugang Maurides (2.v.r.) schaute bei der Mitgliederversammlung vorbei.
Auch die Mannschaft des FC St. Pauli um Neuzugang Maurides (2.v.r.) schaute bei der Mitgliederversammlung vorbei. © FC St. Pauli

Rede von Präsident Göttlich ein Befreiungsschlag?

12.24 Uhr: "Bitte seht es mir nach, wenn ich langsam zum Ende meiner Rede komme", sagt Göttlich. Die versammelten Mitglieder tun das offenkundig und quittieren seinen Bericht mit Klatschen. Der offensive Beitrag kann durchaus als Befreiungsschlag angesehen werden.

12.21 Uhr: Da sind sich alle einig: Beifall, als Göttlich den erfolgreichen Sportlern des Clubs gratuliert - und sich fürs Grünkohlessen bedankt.

12.18 Uhr: Auffällig ist, wie oft Göttlich die Medien kritisiert. Der Verein scheue sich nicht vor Diskussionen und Streit. Mal schauen, wie sein Urteil über diesen Ticker final ausfällt. Vielleicht hilft's ja: Oke, deine Brille, die du heute trägst, steht dir ausgezeichnet.

St. Paulis Präsident Oke Göttlich musste sich auf der Mitgliederversammlung auch Pfiffe anhören.
St. Paulis Präsident Oke Göttlich musste auf der Mitgliederversammlung mit einigen Widerständen kämpfen. © Witters

12.16 Uhr: Bis Mitte 2024 erwartet St. Pauli Klarheit hinsichtlich des Ausbaus des Trainingszentrums an der Kollaustraße. Der erste Bauabschnitt, der dann zwei Funktionsgebäude und fünf Plätze bringen wird, soll Ende 2025 abgeschlossen sein.

12.10 Uhr: Nochmal schwarz auf weiß aus der soeben verschickten Pressemitteilung des FC St. Pauli:
Der FC St. Pauli hat das Geschäftsjahr 2021/22 mit einem positiven Ergebnis abgeschlossen. Das gab Präsident Oke Göttlich am Sonnabend (17.12.) in seiner Rede bei der Mitgliederversammlung des Clubs bekannt. Demnach erwirtschaftete der FC St. Pauli einen Konzernjahresüberschuss von 359.873,70 Euro. Im vorherigen Geschäftsjahr hatte es noch einen Verlust von 5.750.891,74 Euro gegeben, der vor allem durch die Corona-Pandemie bedingt war. Den Umsatz konnte der FC St. Pauli nach dem Corona-bedingten Einbruch im Vorjahr wieder deutlich steigern: Er lag zwischen dem 1. Juli 2021 und dem 30. Juni 2022 bei 50.320.738,91 Euro. Im Geschäftsjahr zuvor waren es 37.152.280,52 Euro. Auch konnte der FC St. Pauli sein Eigenkapital wieder erhöhen – von 7.760.482,81 im Vorjahr auf 8.109.617,67 Euro.

12.07 Uhr: Die Mitarbeiter des Vereins sollen ab der kommenden Saison eine tariforientierte Vergütung ihrer Arbeit erhalten. Es bleibt bei Finanzen. Göttlich benennt einige der in diesem Ticker (11.09 und 11.14 Uhr) bereits aufgelisteten Zahlen.

St. Paulis Präsident Göttlich verteidigt Bornemann

12.02 Uhr: Wieder Kritik. Dieses Mal an ehemaligen Angestellten des Vereins, die "Interna oder angebliche Interna" in den Medien ausgeplaudert haben. Aber auch Selbstkritik. "Ich bin mit der sportlichen Bilanz meiner Amtszeit nicht zufrieden", sagt Göttlich. Durchschnittlich war St. Pauli Neunter während seiner Präsidentschaft. Aufstieg stets missglückt, aber auch nicht abgestürzt. Und dann wieder: Lob für Bornemann. Der den Verein konzeptionell vorangebracht habe, der durch Transfererlöse maßgeblich St. Pauli durch die Corona-Zeit geholfen habe. Auch dafür gibt es Beifall.

11.58 Uhr: Göttlichs Bericht gleicht in Passagen auch einer Verteidigungsrede für Bornemann. Die Argumentation auf sportlicher Basis ist mitunter schlüssig. Die Begründungen der sportlichen Misere sind indes bekannt. Aber reicht dies aus, um den Umschwung der Stimmungslage zu schaffen?

11.56 Uhr: Nun aber Applaus für Bornemann, als Göttlich auf die Spieler verweist, die der Sportchef ans Millerntor geholt hat. Anschließend kritisiert er die Medien, die versuchen würden, ein anderes Bild zu zeichnen.

Buhrufe und Pfiffe wegen Entlassung von Timo Schultz

11.54 Uhr: "Warum dann die Freistellung", fragt sich Göttlich selbst und antwortet, dass der Verein den Weg der Widerstände gewählt habe. Wieder laute Pfiffe und Buhrufe, als Göttlich auf die Empfehlung von Sportchef Andreas Bornemann verweist. Göttlich redet nun lauter, deutlicher, schneller, vergisst dabei sogar einige Male zu gendern, spricht von der Verantwortung dem Verein, nicht Personen, gegenüber. Die sportliche Entwicklung sei negativ gewesen, ein Abstieg würde viele Pläne des Vereins gefährden, den Kader sprengen.

11.50 Uhr: Der Präsident bleibt direkt am Pult, um seinen Jahresbericht zu verlesen. Er legt direkt mit Dankesworten für Schultz los. "Heuchler" ruft ein Mitglied dazwischen, es gibt laute Pfiffe und Buhrufe, aber auch Applaus.

Formalitäten bei der Mitgliederversammlung des FC St. Pauli

11.46 Uhr: Göttlich gedenkt der Verstorbenen des Clubs. Etwas ausführlicher fällt dies unter anderem beim ehemaligen Vizepräsidenten Christian Hinzpeter sowie dem ehemaligen Stadionsprecher Rainer Wulff aus.

11.43 Uhr: Auch TOP 3 "Verabschiedung des Protokolls der ordentlichen Mitgliederversammlung 01.12.2021" wurde fix abgehandelt. Mit wenigen Enthaltung und verwirrenderweise auch einer Gegenstimme.

11.37 Uhr: Die Vorlesung der Formalien ist so spannend, wie man sich die Vorlesung der Formalien vorstellen kann. In dieser Hinsicht ist selbst der FC St. Pauli nicht "der andere Verein". Aber was muss, das muss. Wird noch besser heute.

11.29 Uhr: Punkt zwei der Tagesordnung wäre damit auch schon abgeschlossen: "Berufung der Versammlungsleitung". Seit zwölf Jahren übernimmt dies in eloquenter Form Kristian Heiser.

11.28 Uhr: Die Aufsichtsratsvorsitzende Sandra Schwedler liest im Namen des Ehrenrats direkt brisante Worte vor. Es geht um Timo Schultz. Schon im zweiten Satz brandet Applaus auf: "Timo Schultz ist ein St.-Paulianer durch und durch." Auffällig: Auch Präsident Oke Göttlich klatscht. Letztlich ist es allerdings nur ein Aufruf um Fairness und respektvollen Umgang bei der Versammlung - aller Kritik zum Trotz.

Gute Konzernzahlen des FC St. Pauli

11.14 Uhr: Auch die Gesamterträge erhöhten sich deutlich von 39,05 Millionen Euro auf 55,79 Millionen, die in der medialen Verwertung von 13,05 auf 13,35, in der Transfer- und Ausbildungsentschädigung von 1,98 auf 2,13 und im Handel erheblich von 6,77 auf 9,37. Grund für Letzteres ist das große Interesse an Merchandising-Artikeln der vereinseigenen Marke DIIY. Gesteigert haben sich allerdings auch die Aufwände. Beispielsweise im Spielbetrieb Lizenzspielermannschaft auf 14,42 Millionen Euro (Vorjahr: 12,50) und der Verwaltung auf 7,95 (6,30). Die wichtigste Zahl lautet aber 0,36. Bedeutet: Der FC St. Pauli erzielte einen Konzerngewinn in Höhe von rund 360.000 Euro nach einem coronabedingten Konzernverlust im Vorjahr von 5,74 Millionen. Von Zahlen zu Worten, gleich geht's mit den ersten Redebeiträgen los. Versprochen.

11.09 Uhr: Überbrücken wir die Wartezeit mit einigen Zahlen aus dem Finanzbericht des am 30. Juni 2022 beendeten Geschäftsjahres 2021/22: Diese sind teilweise mit Vorsicht zu genießen, da es im Vorjahr wegen der Pandemie natürlich zu großen Einbrüchen kam. Passendes Beispiel: Da die Spiele wieder vor Zuschauern stattfinden konnten, steigerte St. Pauli den Umsatz im Bereich Spielbetrieb um 542 Prozent. Wenn das nochmal gelingt, wäre es eine andere Geschichte...

11.03 Uhr: Holen Sie sich noch in Ruhe einen Kaffee. Wegen des "Riesenandrangs" und "langer Schlangenbildung" vor dem Gebäude verzögert sich der Beginn um ungefähr eine Viertelstunde.

11.00 Uhr: Guten Morgen aus dem CCH - wo in wenigen Minuten die Mitgliederversammlung des FC St. Pauli beginnen wird. Wir werden heute einige gemeinsame Stunden hier am Ticker miteinander verleben. Einige davon zäh, andere davon dynamisch und spannend. Ein bisschen skurril dürfte es auch werden. Also dann, viel Spaß Ihnen!