Hamburg. St. Paulis Stürmer David Otto feilt fast täglich individuell an seiner Technik. Der Lohn könnte am Sonntag in Rostock folgen.

Als letzter Spieler kam David Otto am Donnerstagmittag vom Trainingsrasen. Der 23 Jahre alte Stürmer des FC St. Pauli hatte nach der zum Teil intensiven Übungseinheit mit dem Team noch eine Extraschicht eingelegt – an der „Daniel-Buballa-Gedächtniswand“. An jener Betonmauer, die einen der beiden Rasenplätze an der Kollaustraße begrenzt, hatte St. Paulis langjähriger Linksverteidiger (2014 bis 2021) regelmäßig ein sauberes Flachpassspiel geübt.

Otto dagegen schoss jetzt unter Anleitung von Co-Trainer Loic Favé den Ball immer wieder volley gegen die hellgraue Mauer und versuchte, möglichst lange eine Bodenberührung des Spielgeräts zu vermeiden.

Vor Startelf-Premiere? St. Paulis David Otto macht Überstunden

Dieser feine Unterschied zwischen Buballa (32) und Otto eignet sich durchaus als kleiner Beleg dafür, wie sich zuletzt die fußballerische Qualität innerhalb des Kaders zum Positiven verändert hat. „Man kann nie genug Balltechnik haben. Das ist das Motto von Loic, das ich für mich übernommen habe. Wir haben besprochen, dass wir da ein paar Routinen für mich einführen. Ich mache das jetzt vier- bis fünfmal pro Woche, immer fünf bis zehn Minuten nach jedem Training. Das ist nicht intensiv, aber bringt mir einen Vorteil für einen sauberen ersten Kontakt und die Ballmitnahme“, erläuterte Otto nach seinem „Überstündchen“.

Auch dieser zusätzliche Aufwand soll helfen, dass es für Otto möglichst bald, am besten schon im kommenden Auswärtsspiel beim FC Hansa Rostock am Sonntag (13.30 Uhr), zur Premiere in der Startelf des FC St. Pauli kommt. Bisher war er in allen fünf Pflichtspielen eingewechselt worden und erzielte im DFB-Pokal-Match gegen den SV Straelen sein erstes Tor für den Kiezclub.

Die Chancen für die Startelf stehen nicht schlecht, denn bisher konnte Igor Matanovic (19) als Sturmpartner des unumstrittenen Johannes Eggestein (drei Saisontore) nicht recht überzeugen. Und der gerade erst von einer Muskelverletzung genesene Etienne Amenyido wurde zuletzt vor dem 3:0-Heimsieg gegen Magdeburg von einem Magen-Darm-Infekt gestoppt. In nunmehr gut einem Jahr bei St. Pauli stand der 24 Jahre alte Deutsch-Togolese noch nicht über einen längeren Zeitraum beschwerdefrei zur Verfügung.

David Otto ist dennoch clever genug, nicht öffentlich einen Startelfeinsatz zu fordern. Vielmehr sagt er zu seiner Rolle unter den Stürmern etwas ausweichend: „Wir vier sind alle eng beieinander, was das Leistungsniveau angeht. Jeder muss jeden Tag an seinem Leistungsmaximum sein. Das hilft uns allen. Wer das in der Woche am besten macht, wird am Ende beim Spiel auf dem Platz stehen.“

Die interne Konkurrenz in diesem Mannschaftsteil, der in diesem Sommer durch die Abgänge von Guido Burgstaller (33), Maximilian Dittgen (27) und Simon Makienok (31) und die Zugänge von Eggestein (24) und Otto die relativ größte Fluktuation erlebte, könnte demnächst noch größer werden. Weiterhin ist zu erwarten, dass bis zum Ende der Transferperiode am 1. September noch ein namhafter Torjäger an Land gezogen wird. Der zuletzt gehandelte Christian Kühlwetter (1. FC Heidenheim) ist dabei mindestens eine Nummer zu klein.

In Hoffenheim schaffte es David Otto nicht zu den Profis

Otto ist unterdessen froh, dass für ihn die Zeit, als Leihgabe der TSG Hoffenheim durch die Zweite Liga zu tingeln, vorbei ist. Nach den Stationen Heidenheim und Regensburg wurde er von St. Pauli fest verpflichtet. Vor zehn Jahren war der gebürtige Pforzheimer von seinem Heimatclub 1. FC 08 Birkenfeld in Hoffenheims Nachwuchsschmiede gewechselt und dort zum Junioren-Nationalspieler gereift. Den Sprung ins TSG-Bundesligateam schaffte er indes nicht.

„Manche gehen die Schritte früher, bei mir hat es ein bisschen länger gedauert. Das heißt aber nicht, dass es ein falscher oder schlechter Weg war. Es ist einfach mein Weg“, sagt er bestimmt. Überstunden nach dem Training gehören bei diesem Weg dazu.