Hamburg. Die Heimpartie des FC St. Pauli gegen den 1. FC Magdeburg am Sonntag im Millerntor-Stadion gilt als Risikospiel.

Risikospiel“. Die Zweitligapartie des FC St. Pauli am Sonntag (13.30 Uhr) gegen Aufsteiger 1. FC Magdeburg ist von der Polizei nach Rücksprache mit den beteiligten Vereinen und Fanbeauftragten in diese Kategorie der Fußballspiele eingeordnet worden, in denen Konfrontationen der jeweiligen Anhänger nicht auszuschließen, wenn nicht sogar zu erwarten sind. Es muss eine „hinreichende Wahrscheinlichkeit bestehen, dass eine besondere Gefahrenlage eintreten wird“.

Risikospiel: Beim letzten Spiel von Magdeburg bei St. Pauli krachte es

Beim bislang letzten Gastspiel der Sachsen-Anhaltiner am Millerntor am 22. Dezember 2018 versuchten FCM-Fans nach Spielschluss den St. Pauli-Block zu stürmen, Knallkörper wurden gezündet und ein DFB-Mitarbeiter von einem Wurfgeschoss getroffen. Diese Vorgeschichte bedingt also eine verstärkte Polizeipräsenz vor und nach der Partie rund um das Millerntor-Stadion und eine größere Zahl Ordner in der Arena.

Die „Braun-Weiße Hilfe, die Rechtshilfeorganisation der St. Pauli-Fanszene, hat deshalb nicht zufällig vor dem Magdeburgspiel schwere Kritik an der Hamburger Polizei und deren Taktik geübt. Konkret geht es um die seit Jahren von den Fans ohne Probleme geübte Praxis, vor den Spielen gemeinsam in einer großen Gruppe die Budapester Straße zu Fuß zu kreuzen.

Mit dem Spiel gegen Darmstadt 98 am 22. April habe sich das jedoch geändert: „Die Fans wurden auf ihrem Weg zum Stadion aufgestoppt und es wurde ihnen ein Überqueren der Budapester Straße verwehrt. Hierbei agierte die Polizei sehr hitzig und aggressiv, … Neben Schlagstöcken setzten die Polizist:innen auch massiv Pfefferspray ein“, heißt es in der Mitteilung, und weiter: „Das stets friedliche, gemeinsame Spazieren zum Stadion wurde versucht aggressiv zu unterbinden, wobei zahlreiche Fans im Nachgang über Verletzungen und Unwohlsein klagten.“

Fan-Ausschreitungen: Gab es einen Strategiewechsel bei der Polizei?

Die Braun-Weiße Hilfe vermutet einen Strategiewechsel der Polizei und sieht dabei einen Zusammenhang zu dem seit Januar amtierenden neuen Leiter des zuständigen Reviers 16.

Die Polizei widerspricht dieser Vermutung jedoch klar: „Es gibt keinen Strategiewechsel im polizeilichen Handeln. Wenn die Fans, welche sich mehr oder weniger geschlossen über die Budapester Straße begeben wollen, durch die Polizei aufgestoppt werden, dann gilt dies der Sicherheit der Fans und des Fließverkehrs. Die Polizei Hamburg trifft am Einsatztag alle erforderlichen und notwendigen Maßnahmen, um Gefahren für die öffentliche Sicherheit und Ordnung abzuwehren oder zu beseitigen. Hierbei muss sie im Einsatzgeschehen situativ reagieren, um Gefahrensituationen angemessen zu begegnen und Unbeteiligte zu schützen.“

Wolfsburg-Spiel gegen Werder entfachte die Polizei-Diskussion neu

Nach dem Vorgehen der Wolfsburger Polizei am vergangenen Wochenende gegen Fans von Werder Bremen ist die Diskussion über das Handeln der staatlichen Ordnungsmacht gegenüber Fußballanhängern wieder entbrannt. Das stundenlange Einkesseln von St. Pauli-Fans in Bielefeld im November 2018 wurde mittlerweile vor Gericht als rechtswidrig erkannt. Nach dem Vorgehen der Rostocker Polizei im Auswärtsspiel bei Hansa im April dieses Jahres sprach FC St. Pauli explizit von Polizeigewalt: „Das gewalttätige Vorgehen der Polizei gegen die Gästefans war willkürlich und unverhältnismäßig.“

Für Sonntag wünscht sich der FC St. Pauli „Deeskalation.“ Möglicherweise habe es sich bei den Problemen bei den vergangenen drei Spielen gegen Darmstadt, Düsseldorf und Nürnberg auch nur um ein Verständigungsproblem gehandelt und die Polizei sei nicht rechtzeitig über den Abmarsch der großen Fangruppe informiert worden, wie es in der Vergangenheit Praxis war. „Der Verein meint, dass unsere Fans weiterhin gemeinsam zum Stadion spazieren gehen sollten.“