Hamburg. Ewald Lienen ist als kritischer Zeitgenosse bekannt. In einem Interview legte der ehemalige Markenbotschafter des Kiezclubs nach.
Es ist kein Geheimnis, dass Ewald Lienen ein Mann klarer Worte ist. Das hat der ehemalige Trainer, Technische Direktor und Wertebotschafter des FC St. Pauli nun in einem Interview mit dem "Sportradio Deutschland" eindrucksvoll unterstrichen. Der 68-Jährige hat sich das Geschäft Profifußball vorgenommen. "Ich könnte kotzen, wenn ich höre, dass die ganz großen Vereine sagen, wir müssen die 50+1-Regel aufbrechen, sonst können wir international nicht mehr mithalten. Der Preis, den wir für solche Ziele bezahlen, der ist einfach nur lächerlich und viel zu hoch", sagte Lienen.
FC St. Pauli: Lienen will mehr Aufmerksamkeit für die Amateure
Vor allem um den Amateurfußball sorgt sich Lienen, der sich sicher ist, dass der Profifußball daran seinen Anteil hat. "Wir haben die Basis aus den Augen verloren, das sind unsere Amateurvereine. Den Profifußball wird es ohne sie nicht geben. "Die 24.500 Vereine brauchen sonntags ihre Einnahmen, doch am Sonntag spielt die Bundesliga, am Sonntag spielt die 2. Liga, die spielen rauf und runter und hin und her, und es geht keiner mehr dahin. Die Amateure brauchen aber diese Einnahmen", sagte Lienen.
Lienen: "Hauptsache, dem Profifußball geht es gut"
Sein Fazit: "Aber Hauptsache, dem Profifußball geht es gut. Wir spielen nur den Großen in die Karten", klagte Lienen und fügte an: "Uns allen soll es gut gehen. Aber nein, das ist uninteressant, wir sind in der täglichen Casting-Show. Hauptsache, es geht einigen wenigen gut und alle anderen müssen gucken, wie sie überleben. Das ist zum Kotzen", schimpfte Lienen, der vor anderthalb Wochen beim 3:2-Sieg des FC St. Pauli gegen Nürnberg offiziell beim Kiezclub verabschiedet wurde.