Hamburg. Der Kiezclub setzt mehr als 30.000 selbst nachhaltig produzierte Trikots ab. Stürmer Makienok verlässt den Verein.
Wohl bei keinem anderen Bundesligaclub ist der Unterschied zwischen sportlichem Erfolg und wirtschaftlichem Vermarktungsergebnis so groß wie beim FC St. Pauli. Platz fünf in der Zweiten Liga steht am Ende der vergangenen Saison, das heißt Platz 23 im deutschen Fußball. Aber: „Im Merchandising-Umsatz belegen wir aktuell Rang sechs in Deutschland“, freut sich Bernd von Geldern (56), der Geschäftsleiter Wirtschaft des Vereins, „wir haben da 20 Prozent gegenüber vor der Corona-Zeit zugelegt und das beste Jahr seit 2012 erlebt.“
FC St. Pauli verkauft mehr als 30.000 Trikots
Mehr als 30.000 Trikots der selbst nach-haltig produzierten Marke DIIY hat der Club in der zu Ende gegangenen Saison online und in den Shops abgesetzt, „eine Verdoppelung gegenüber den Vorjahren“. Das hat rund zwei Millionen Euro Umsatz in die Kassen gespült. Dazu kommen 22.000 andere Textilteile wie Hoodies und T-Shirts.
Der Entschluss, sich nicht mehr an einen Ausrüster zu binden, hat sich ausgezahlt, auch weil dadurch wertvolle TV-Bandenzeit und eine Loge frei wurden. „Wir können das erwirtschaften, was wir mit einem herkömmlichen Ausstatterdeal einnehmen“, sagt von Geldern. Das ist zurückhaltend formuliert, wahrscheinlich ist es sogar mehr als eine Million mehr.
Neue Trikots werden im Juni vorgestellt
Am 17. Juni wird der FC St. Pauli die neuen Trikots vorstellen, schon knapp eine Woche vorher, zum Trainingsauftakt am 11. Juni, gibt es die neue Trainingskollektion zu sehen. Ziel ist es, erneut mindestens 30.000 Jerseys an den Fan zu bringen. Dazu würde eine sportlich erfolgreiche Saison wieder sehr helfen.
„Dass wir lange um den Aufstieg mitspielen konnten, hat zum guten Ergebnis beigetragen“, sagt von Geldern. Seine Abteilung ist der Goldesel vom Millerntor. Fanartikel, Sponsoren, Vermarktung und Ticketing sind die wirtschaftliche Basis des Profibetriebs. „Unsere Aufgabe ist es, möglichst viel für den Sport herauszuholen“, sagt von Geldern, „und das wollen wir tun.“
Beim FC St. Pauli herrscht Optimismus
Im Geschäftsjahr 2020/21 war durch Corona der Gesamtumsatz auf 39,05 Millionen Euro gesunken, so kam es zu einem Verlust von 5,74 Millionen Euro. Im Jahr davor hatte der FC St. Pauli noch 53,36 Millionen Euro umgesetzt. In diese Richtung und besser soll es künftig wieder gehen, und es herrscht Optimismus, dass das schon in der kommenden Spielzeit möglich ist – wenn nicht im Herbst wieder Corona die Stadien leert.
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Der FC St. Pauli kalkuliert für die kommende Saison mit einem stets ausverkauften Millerntor, der Dauerkartenverkauf hat am Mittwoch zu unveränderten Preisen begonnen. Kündigungen von Logen, Séparées oder Businessplätzen hat es praktisch nicht gegeben, Fans und Partner bleiben treu. Viele Dauerkartenbesitzer haben sich nicht gemeldet, um eine Erstattung für jene Spieltage zu erhalten, zu denen sie wegen der Pandemie nicht ins Stadion durften. Rund eine Million Euro haben die Zuschauer dem Verein so „geschenkt“, ein Betrag, der aber drei Jahre in der Bilanz zurückgestellt werden muss.
Für das „sehr gute Vermarktungsergebnis“ sind die Sponsoren aber noch wichtiger. Für die kommende Saison sind bereits weitere Verbesserungen und neue Aktionen mit bestehenden Partnern geplant, Edeka steigt zudem ein.
FC St. Pauli muss sich Kritik an Werbepartnern anhören
„Ich bin zuversichtlich, dass das neue Jahr noch besser werden kann“, kündigt von Geldern an. „Dadurch, dass wir Nachhaltigkeitsunternehmer geworden sind, sind wir interessant für Unternehmen wie FollowFood, die bisher gar nicht im Fußball vertreten sind. Hierüber erzielen wir dann Zusatzerlöse. Wir wollen eben nicht nur Banden verkaufen, sondern gemeinsam glaubwürdige Geschichten erzählen.“ Schon gibt es auch Gedankenspiele, Solarenergie zu produzieren, Müll besser zu vermeiden oder die Essensreste aus dem VIP-Bereich weiterzugeben.
Dass es auch Kritik daran gibt, dass Produzenten von hartem Alkohol und Wettanbieter zu den Werbepartnern des FC St. Pauli gehören, hat von Geldern wahrgenommen: „Wir hören genau hin, was unsere Mitglieder sagen. Man muss da eine Balance finden, es kann sein, dass man da in Zukunft nachdenken muss.“
„Wir sind wirtschaftlich besser durch die Saison gekommen als im Januar gedacht“, sagt von Geldern. „Wir haben vor der Pandemie acht Jahre Gewinn gemacht“, erklärt der Geschäftsleiter Wirtschaft, in dessen Bereich 145 Mitarbeitende tätig sind: „Und unser Ziel ist es, im nächsten Jahr wieder eine schwarze Null zu schreiben. Wir sind zuversichtlich.“
Simon Makienok (31) verlässt den FC St. Pauli. Der auslaufende Vertrag des Stürmers wird nach zwei Jahren in Hamburg nicht mehr verlängert.
Joachim Philipkowski (61) ist kommende Saison nicht mehr Trainer von St. Paulis U-23-Mannschaft in der Regionalliga Nord. Der ehemalige Profi wechselt in die Scoutingabteilung. Ein Nachfolger steht noch nicht fest.