Hamburg. Hamburgs Zweite Bürgermeisterin spricht über Stadionbesuche mit ihrem Vater, ihr Fußball-Talent und das Derby St. Pauli gegen Werder.
Es ist wieder einmal ein Tag voller Termine für Katharina Fegebank. Hamburgs Zweite Bürgermeisterin und Wissenschaftssenatorin kommt gerade von der Uni, wo sie die erste vegetarische und vegane Mensa eingeweiht hat, zur Aufnahme des Podcasts Millerntalk in die Redaktion des Hamburger Abendblatts. Danach muss sie sich mit dem leidigen Thema der Blankeneser Osterfeuer befassen. Doch jetzt, im Podcast-Studio, geht es nur am Rande um harte Politik, sondern vor allem über Fußball, genauer um das Nordduell an diesem Sonnabend (13.30 Uhr) zwischen dem FC St. Pauli und Werder Bremen.
Von Anfang an ist Katharina Fegebank anzumerken, welche Freude sie daran hat, darüber ausführlich plaudern zu dürfen, aber auch klare Meinungen zu ernsten Seiten des Fußballgeschäfts zu äußern.
Katharina Fegebank möchte "großen Fußballclub managen"
Als es aber gleich am Anfang darum geht, ob nun der Erste Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) oder sie den größeren Fußball-Sachverstand besitzt, vermeidet die 45 Jahre alte Grünen-Politikerin lieber einen Koalitionskrach. „Da halte ich mich mal ganz diplomatisch zurück“, sagt sie, um dann aber eindrucksvoll loszulegen, welche Bedeutung der Fußball seit jeher für sie hat. „Ich kann vor mir sagen, dass ich von Kindesbeinen an allergrößte Leidenschaft mitbringe. Ich bin ein begeisterter Sport- und noch mehr Fußballfan. Schon als Vierjährige wollte ich Sportreporterin werden. Später habe ich mir sonnabends den Kicker hingelegt kurz vor 15.30 Uhr und dann in mein kleines Schneebesenmikrofon gesprochen und die Mannschaftsaufstellungen vorgelesen“, erzählt sie. „Ich bin mit Fußball und vor allem Werder Bremen aufgewachsen.“
Millerntalk-Podcast: Fegebank im Alter von zehn Jahren erstmals im Stadion
Von ungefähr kommt das Ganze natürlich nicht. „Mein Vater ist gebürtiger Bremer und ist schon als Kind zu jedem Heimspiel gegangen. Er ist der weltgrößte Werder-Fan, aber sehr anspruchsvoll. Aber er hat uns angesteckt mit der Begeisterung für Fußball und für Werder“, erzählt Fegebank voller Enthusiasmus.
Schon früh hatte sie dann auch den Wunsch, ins Stadion mitgenommen zu werden. Mit zehn Jahren war es dann so weit. „Weil mein Vater so ein Mecker-Fan ist, hatten wir in der zweiten Halbzeit plötzlich ganz viel Platz um uns herum“, erinnert sie sich. „Er meckert aber immer nur über die eigenen Spieler, nie gegen die Gegner oder den Schiedsrichter.“ Ansonsten gehörte zu Hause in Bargteheide die Sportschau am Sonnabend zum Pflichtprogramm und – übrigens bis heute – das Bundesligakonferenz auf NDR 2. „Das ist ein bisschen Stadionatmosphäre im Wohnzimmer.“
2004, nach Aufenthalt in England und Studium in Freiburg, besaß Fegebank erstmals eine Dauerkarte bei Werder. „Das war nach der Meisterschaft die geniale Zeit der großen Champions-League-Spiele wie gegen den FC Barcelona. Da bekomme ich heute noch eine Gänsehaut“, schwärmt sie von den großen, aber längst vergangenen Zeiten der Grün-Weißen.
Fegebank könnte sich einen Job im Fußball vorstellen
Später zog sie dann ins Schanzenviertel, „einen Steinwurf vom Millerntor-Stadion entfernt“. Aus der räumlichen wurde auch eine emotionale Nähe. „St. Pauli hat mir immer schon gut gefallen. Es kenne aber keinen Schlüsselmoment. Wahrscheinlich hat es meine Neugier geweckt, dass es da etwas anders war und der Verein auch immer schon politisch war. Ich hatte Freunde, die Dauerkarten hatten und mich mit ins Stadion genommen haben. So kam eines zum anderen“, berichtet sie.
Aus dem reinen Dasein als glühender Anhänger des Fußballs könnte irgendwann sogar mehr erwachsen. „Ich habe schon früher gesagt, dass ich mal einen großen Fußballclub managen möchte. Das lässt mein Herz höherschlagen. Ich bin auch in der Politik der Überzeugung, dass man Dinge tun muss, für die man brennt“, verrät sie. „Schon früh war der Fußball ein Bereich, bei dem ich mir so etwas vorstellen konnte. Aktuell ist das aber kein Thema“, stellt sie klar.
Dennoch ist es Katharina Fegebank ein wichtiges Anliegen, dass gerade im Fußball mehr Frauen in Führungspositionen kommen. Die aktuell einsetzende Entwicklung in dieser Hinsicht sieht sie daher auch sehr positiv. Das dürfe aber nur ein Anfang ein. „Der Fußball sollte die gesamte Bandbreite der Gesellschaft abbilden. Dazu gehören natürlich auch Frauen zu einem ganz großen Anteil. Von den unterschiedlichen Perspektiven, die dann in Vorstände und Aufsichtsräte einfließen, kann und muss der Sport und der Fußball auf jedem Niveau profitieren. Es braucht mehr Frauen in den Führungsetagen. Man unterschätzt oder vernachlässigt hier bisher eine Ressource“, sagt sie kämpferisch. Mit St. Paulis Aufsichtsratschefin Sandra Schwedler habe sie daher auch schon darüber gesprochen, wie man mehr Frauen für Ehrenämter im Sport gewinnen kann.
Katharina Fegebank hofft auf "Fußball-Wunder von der Elbe"
Nicht nur politische Gespräche hat sie übrigens schon mit Ewald Lienen geführt, sondern St. Paulis Wertebotschafter auch schon als Trainer erlebt – im Promiteam der Benefiz-Aktion „Kicken mit Herz“. „Er hat versucht, den Strengen heraushängen zu lassen“, frotzelt sie. „Ich gehörte nicht zu den Leistungsträgern, aber er hat beide Augen zugedrückt und mich spielen lassen.“
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Am Ende des Millerntalks durfte Katharina Fegebank natürlich nicht darum herumkommen, einen Tipp für das so wichtige Spiel zwischen St. Pauli und Werder Bremen am Sonnabend abzugeben. „Ich habe es befürchtet“, sagt sie. „Ein Unentschieden nützt ja beiden nicht so viel. Ich befürchte aber, dass es eines wird, also sage ich 2:2.“ Am Saisonende wäre es ihr am liebsten, wenn diese beiden Teams aufsteigen. Für den HSV könne ja noch Platz drei herausspringen. "Das wäre dann das Wunder von der Elbe, wenn St. Pauli und der HSV aufsteigen würden", erklärt Fegebank.