Hamburg. Im Aufstiegskampf muss Timo Schultz auf einer Schlüsselposition umbauen. Was der Trainer nun bei den Kiezkickern plant.

So gelassen wie nur irgend möglich versuchte Timo Schultz die schlechte Nachricht zu verkünden. Mittelfeldspieler Eric Smith vom FC St. Pauli wird nach der am Dienstag im Training erlittenen Wadenverletzung erneut lange ausfallen. „Er wird uns auf jeden Fall ein paar Wochen fehlen. Ich habe aber schon die Hoffnung, dass er am Saisonende wieder eingreifen kann. Aber da werden wir abwarten müssen, bis wir die nächsten Bilder aus den Untersuchungen sehen“, sagte Schultz betont sachlich, um vor dem Spiel beim FC Hansa Rostock am Sonnabend (20.30 Uhr, Sky, Sport1 und Liveticker auf abendblatt.de) gar nicht erst den Anflug eines Jammerns aufkommen zu lassen.

FC St. Pauli: Smith immer wieder von Verletzungen heimgesucht

Angesichts dessen allerdings, dass schon in sechs Wochen der letzte Zweitliga-Spieltag ansteht, droht Smith sogar das Saisonaus. Dabei war der 25 Jahre alte Schwede gerade erst von einer Knieverletzung genesen und hatte mit seinen Einsätzen in der zweiten Halbzeit in Dresden (1:1) und über 83 Minuten gegen Heidenheim (1:0) entscheidenden Anteil an einer gesteigerten defensiven Qualität seines Teams. Folgerichtig  blieb St. Pauli in der Zeit, in der er als Sechser auf dem Platz war, ohne Gegentor.

Die Zeit seit seinem Wechsel zum FC St. Pauli im Januar 2021 ist ohnehin von Verletzungen und körperlichen Problemen geprägt. In dieser Saison stand er bisher nur 15-mal in der Startelf, lediglich zweimal spielte er über die vollen 90 Minuten. „Wir haben genug Alternativen, ich mache mir da keine Sorgen“, sagte Schultz und nannte insbesondere Afeez Aremu und Rico Benatelli, die diese strategisch so wichtige Position vor der Vierer-Abwehrkette „ebenfalls hervorragend“ ausfüllen könnten – jeder auf seine Weise.

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Grundsätzlich ist diese Einschätzung richtig, doch der 22 Jahre alte Nigerianer Aremu hat gerade erst wieder einige Einheiten des Mannschaftstrainings absolviert, nachdem er eine Corona-Infektion mit Symptomen überwunden hatte. Benatelli (30) hat in dieser Saison erst zwei Startelfeinsätze absolviert und hat seine Stärken eher im Spielaufbau als in der Defensivarbeit. Beiden fehlt zudem die Kopfballstärke, die den 1,92 Meter großen Smith auszeichnet und die gerade gegen die mit vielen hohen und langen Bällen agierenden Rostocker sehr hilfreich wäre. 

Irvine nach Corona-Infektion noch mit Trainingsrückstand

Eher noch nicht wieder in Betracht kommt dagegen als Sechser der Australier Jackson Irvine, der nach einer Corona-Infektion seit dem Wochenbeginn wieder leicht trainiert hat. „Er ist bisher nur gelaufen. Da müssen wir sehen, was Sinn ergibt. Wir sind da ja immer extrem  vorsichtig“, sagte Schultz.

Erst an diesem Freitag soll Topscorer Daniel-Kofi Kyereh wieder trainieren, nachdem er sich mit Ghana für die WM qualifiziert hat. „Es ist für ihn eine Supersache, dass er seinen Teil dazu beitragen konnte. Er durfte noch ein bisschen feiern, sogar mit dem Staatspräsidenten, und ist rechtzeitig ins Flugzeug gekommen“, wusste der Trainer zu berichten. „Er wird sich wohl  erst einmal umgucken, was hier los ist“, prophezeite Schultz angesichts des Wintereinbruchs am Donnerstagmorgen in Hamburg.

Davon blieben natürlich trotz Rasenheizung auch die Trainingsplätze auf an der Kollaustraße nicht verschont. „Es sieht aus wie ein Winterwunderland. Ich stelle mich darauf ein, dass kein reguläres Training stattfindet. Trotzdem werden wir uns ordentlich bewegen. Das ist vielleicht nicht die optimale Spielvorbereitung, aber wird kein Grund dafür sein, dass wir am Sonnabend weniger erfolgreich sein können“, sagte Schultz. Schon am frühen Morgen sei er, so berichtete er, zweimal mit dem Greenkeeper auf dem schneebedeckten Rasen gewesen, um die Lage zu erkunden. Später konnte die Mannschaft dann aber doch noch trainieren. 

Topspiel gegen Werder Bremen ausverkauft

Ebenso wie das Spiel am Sonnabend in Rostock wird auch das Nordderby gegen Werder Bremen am 9. April am Millerntor ausverkauft sein. Am Donnerstag wurden die letzten noch verfügbaren Tickets im Verkauf an Bestandskunden binnen weniger Minuten abgesetzt. Ein freier Verkauf war angesichts der zu erwartenden Nachfrage ohnehin nicht vorgesehen gewesen. Nur über den offiziellen Zweitmarkt können jetzt noch Karten erworben werden, sollten deren Besitzer verhindert sein