Rostock/Hamburg. Die Partie bei Hansa Rostock hat eine unrühmliche Vorgeschichte mit schweren Fan-Krawallen. Welche Sicherheitsmaßnahmen gelten.

In der Rostocker Innenstadt und drumherum sind in den vergangenen Tagen vermehrt wieder neue Graffiti aufgetaucht. Bunt gesprühte Sprüche auf nackten Betonwänden, die in unterschiedlicher künstlerischer Ausgestaltung im Wesentlichen zwei Aussagen enthalten: „FC Hansa!“ und „Scheiß St. Pauli!“. Man könnte sagen: Das Feld für das emotional aufgeladene Zweitligaspiel am Sonnabend (20.30 Uhr/Sky und Sport1) ist bereitet.

„Eines der gefährlichsten Spiele in Deutschland“ nannte die ARD-Sportschau in einem Filmbeitrag etwas reißerisch die Begegnung. Da sieht man Großaufgebote der Polizei, Rauchbomben und Pyros in den Stadien, prügelnde Fans, einen erschütterten St.-Pauli-Trainer Uli Maslo, kurz: Ein „Worst of“ aus 29 Jahren, das Schlimmste also seit 1993.

Rivalität zwischen den Clubs begann im März 1993

Da begann diese Rivalität der Anhängerschaft bei einem Zweitligaspiel im März. Es kam im Ostseestadion zu Auseinandersetzungen zwischen rechtsextremen Hansa-Fans mit eher links orientieren St. Paulianern. Etwa 400 Neonazis und Hooligans versuchten, den Gästeblock zu stürmen, Wurfgeschosse flogen, die Polizei musste mit Wasserwerfern eingreifen.

Seitdem schwelt dieser Konflikt, in dem sich politische Ausrichtung, tumbe Prügellust, sportliche Rivalität und persönlicher Hass zu einer unguten Mischung hochgeschaukelt haben, die über die Jahre immer wieder Skandale, Verletzte und Verhaftete hervorbrachte.

Rostocker Polizei arbeitet mit strenger Fantrennung

Erstmals seit dem 19. November 2011 treffen beide Teams wieder im Ostseestadion aufeinander. Damals feierten die Hamburger einen 3:1-Auswärtssieg. Hansa verabschiedete sich nach der Saison für neun Jahre in die Dritte Liga. Zum Hinspiel in dieser Saison am 24. Oktober (4:0) verzichteten die Hansa-Fans wegen der Corona-Pandemie auf einen Besuch am Millerntor. 300 von ihnen provozierten aber auf dem Kiez, einige versuchten sogar, die Haupttribüne zu stürmen. Jetzt aber ist das Ostseestadion mit mehr als 24.000 Zuschauern voll, auch die Ultras beider Vereine sind anwesend. Rund 2500 Hamburger werden mitreisen, vor allem mit der Bahn.

„Wir setzen auf eine strikte Trennung der Fangruppen auch außerhalb des Stadions“, sagt der Einsatzleiter der Rostocker Polizei, Achim Segewarth, dem Abendblatt. Körperliche Konfrontation durch direktes Aufeinandertreffen soll unmöglich werden. Die Hamburger müssen deshalb den Rostocker Hauptbahnhof durch den Südausgang verlassen. Dort stehen Shuttlebusse bereit. „Wir möchten auch, dass St.-Pauli-Fans, die im eigenen PKW anreisen, zum Hauptbahnhof kommen und einen der Busse nehmen“, so Segewarth.

Oke Göttlich kritisierte Anstoßzeit

Dass die Partie ein Abendspiel ist, was auch St.-Pauli-Präsident Oke Göttlich in der „Morgenpost“ kritisierte („Ich habe die Ansetzung mit vielen Fragezeichen zur Kenntnis genommen.“), ist für die Rostocker Polizei egal: „Wir müssen immer für Sicherheit sorgen.“ Die Zahl der Einsatzkräfte wurde deshalb erheblich aufgestockt. Fünf von sieben Risikospielen von Hansa seien abends, das habe den Vorteil, dass die Auswärtigen schneller wieder abreisen.

Ein Hinweis auf eine besondere Gefahrenlage wurde auch deshalb nicht bei der Zentralen Informationsstelle Sporteinsätze (ZIS) hinterlegt. Für die DFL gab es deshalb keinen Grund, die Partie nicht am Abend anzusetzen. „Ausschreitungen“, sagt Segewarth außerdem, „gab es immer auch zu anderen Tageszeiten.“