Hamburg. Daniel Kofi Kyereh und Simon Makienok treffen vor 22.158 Zuschauern. Friedensbotschaften statt Bandenwerbung im Stadion.

Der FC St. Pauli hat sich den Pokalfrust von der Seele geschossen und einen wichtigen Sieg im Kampf um den Bundesligaaufstieg gefeiert. 22.500 Zuschauer bejubelten im ausverkauften Millerntor den 3:1 (3:0)-Erfolg gegen den Karlsruher SC, die am Mittwoch gegen den HSV ebenfalls im Viertelfinale des DFB-Pokals gescheitert waren.

Daniel-Kofi Kyereh (14., 27. Minute) und Simon Makienok (35.) trafen für die Hamburger, die eine begeisternde erste Halbzeit auf den Rasen zauberten. Für den KSC war nur Philipp Hofmann (66.) erfolgreich. "Die erste Halbzeit war richtig gut von uns, in der zweiten war Karlsruhe dann griffiger. Sie haben mit ihrem Zielspieler Hofmann auch einfacher gespielt. Ich tue mich eigentlich schwer damit, aber heute gibt es ein Sonderlob für Simon Makienok. Ich hatte das Gefühl, er stand heute drei Mal auf dem Platz", sagte Trainer Timo Schultz (44).

Buchtmann durfte bei St. Pauli mal wieder in die Startelf

In der großen Personalnot griff Trainer Timo Schultz wieder auf Christiopher Buchtmann für die zentrale „Zehner“-Position im Mittelfeld zurück. Es war sein erster Einsatz seit dem 2.2 gegen Aue am 15. Januar. Wenig überraschend begann Youngster Marcel Beifus (19) nach seinem starken Auftritt bei Union Berlin am Dienstag in der Innenverteidigung.

Der Däne Simon Makienok stand neben Guido Burgstaller im Angriff in der Startelf. Neben seinen Qualitäten als Anspielstation vorne sollte der 2,01-Mann mit seiner Kopfballstärke auch Karlsruhes Philipp Hofmann bei Standardsituationen bewachen. Jackson Irvine begann auf der „Sechs“, der Australier hatte ebenfalls in Berlingezeigt, dass er es kann.

Friedensbotschaften: St. Pauli verzichtete auf Bandenwerbung im Stadion

Die Partei stand auch im Zeichen des Protests und des Gedenkens gegen den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine sowie der Opfer. Die Stadionbanden waren während des ganzen Spiels in ukrainischen Nationalfarben hinterlegt: „Frieden für die Ukraine“. D Die Sponsoren hatten dafür auf ihre Werbung verzichtet. Die Stadionregie spielte klassische Anti-Kriegs-Songs ein, Souvenierhändler verkauften vor dem Stadion Schals in den Farben der Ukraine. Beim Einlaufen trug das St.-Pauli-Team T-Shirts mit der Botschaft „No War“.

Die Mannschaft des FC St. Pauli trug vor und nach der Partie gegen den KSC besondere T-Shirts
Die Mannschaft des FC St. Pauli trug vor und nach der Partie gegen den KSC besondere T-Shirts © Witters | Unbekannt

Nach dem Anpfiff begannen die Gastgeber so druckvoll und offensiv wie fast immer. Nach einem ersten Schuss von Buchtmann (3. Minute), der noch das Tor verfehlte, ertönte schon in der 14. Minute erstmals der „Song 2“ von Blur, der am Millerntor bei Heimtoren eingespielt wird. Kyereh nagelte im zweiten versuch den Ball unter die Latte.

Das Tor brachte bei den „Boys in Brown“ zusätzliche Selbstsicherheit und Spielfreude, während der KSC nach den 120 Minuten vom Pokalspiel am Mittwoch doch gezeichnet schien und praktisch nicht ins Spiel kam. Beim 2:0 erneut von Kyereh hatte St. Pauli aber etwas Glück, dass Video-Assistent Pascal Müller Schiedsrichter Tobias Reichel (Stuttgart) überstimmte, der den Treffer wegen einer vermeintlichen Abseitsstellung nach dem Pass von Guido Burgstaller nicht anerkennen wollte.

Stürmer Makienok trifft sehenswert für den FC St. Pauli

Die Gäste waren nun völlig verunsichert – und St. Pauli machte das einzig Richtige, nämlich weiter. Ein weiter Ball noch aus der eigenen Hälfte erreicht halblinks vor dem Strafraum Makienok, der den Ball mit der Brust runterholt und dann Platz zum Abschluss hat und die Kugel ins lange Eck jagte. Fast wäre es sogar noch schlimmer für die Badener gekommen, aber das 4:0 von Hartel (37.) wurde diesmal zu Recht wegen Abseits aberkannt. Das 3:0 war dennoch St. Pauli höchste Halbzeitführung in der Saison und wurde entsprechend gefeiert.

Die Gäste bemühten sich in der zweiten Halbzeit um mehr Angriffsdruck, wurden mutiger und kamen auch bald zu einer Reihe „Halbchancen“. St. Pauli spielte seinerseits wie in nun Ingolstadt etwas vorsichtiger, ließ sich weiter zurückfallen und wartete auf Konterchancen. Paqarada (53.) und Burgstaller (62.) scheiterten dabei nur knapp an Torwart Marius Gersbeck.

KSC-Profi Hofmann machte Partie noch mal spannend

Und wie es so ist: Wenn man den „Deckel“ nicht drauf macht, dann kommt der Gegner zurück. Hofmann (66.) nutzte eine Unaufmerksamkeit in der zuvor so guten nach einem Freistoß zum Anschlusstreffer. Die Fans erkannten die nun gefährliche Situation und unterstützten mit lauten Anfeuerungsrufen.

Die Nerven der Anhänger wurden aber weiter auf eine harte Probe gestellt, weil Kyereh und Burgstaller sowie Hartel klarste Konteraktionen nicht konsequent ausspielten (76., 78.). Auf der Gegenseite verpasste O'Shaughnessy (82.) nach einem Eckball den möglichen Anschlusstreffer. St. Paulis Abwehr wirkte vor allem bei Standards anfällig, brachte den hochverdienten Sieg aber schließlich mit etwas Zittern über die Zeit. Der Rest war Jubel und der Glaube, dass in dieser Saison wirklich Großes möglich ist.

Trotz Terodde-Hattrick: Schalke mit Rückschlag im Aufstiegskampf

Zumal der FC Schalke 04 wichtige Punkte liegengelassen hat. Die Mannschaft von Dimitrios Grammozis unterlag in der Veltins Arena mit 3:4 gegen Hansa Rostock. Ex-HSV-Profi Simon Terodde erhöhte sein Saisontorekonto bei den "Königsblauen" zwar auf 19, aber auch er konnte die Niederlage nicht verhindern. Der 34-Jährige war in der 33., 43. und 83. Minute jeweils per Kopf für die Knappen erfolgreich. Svante Ingelsson (25.), Ex-St.-Pauli-Profi John Verhoek (40.), Pascal Breier (56.) und Nils Fröling (90.+5) brachten die Mecklenburger viermal in Führung.

Sandhausen mit wichtigem Sieg im Abstiegskampf

In der dritten Partei hat der SV Sandhausen dank unfreiwilliger Mithilfe von Hannover 96 den nächsten Schritt zum Ligaverbleib gemacht. Die abstiegsbedrohten Badener bezwangen die Niedersachsen mit 3:1 (2:1) und blieben im sechsten Pflichtspiel in Serie ungeschlagen. In der Tabelle rückte Sandhausen bis auf zwei Punkte an die Gäste heran, die als Zwölfter ebenfalls noch lange nicht gerettet sind. Bei den Toren des SVS sahen Hannovers Deckung alles andere als gut aus.

Außenverteidiger Chima Okoroji brachte die Gastgeber in der siebten Minute durch eine direkt verwandelte Ecke von der rechten Seite, die über Hannovers Keeper Ron-Robert Zieler hinweg flog, in Führung. Kurz nachdem 96-Kapitän Marcel Franke per Eigentor auf 2:0 erhöht hatte (19.), erzielte Offensivmann Sebastian Stolze aus kurzer Distanz den Anschlusstreffer für die Gäste (21.). In der zweiten Hälfte hütete Martin Hansen statt Zieler das Tor der Niedersachsen. 96 drängte auf den Ausgleich, schaffte ihn aber nicht. Stattdessen nutzte Janik Bachmann einen Patzer von Gäste-Verteidiger Niklas Hult noch zum 3:1 (81.).