Hamburg. Dieser stößt auf Landsmann Jackson Irvine. Ex-HSV-Spieler Matti Steinmann sagt, warum der Fußball „Down under“ im Aufschwung ist.
Bis ans andere Ende der Welt hat den FC St. Pauli die Suche nach Verstärkungen abermals geführt. Nach Jackson Irvine verstärkt mit Connor Metcalfe nun schon der zweite Australier den Kiezclub. Der 22-Jährige wechselt zur kommenden Saison vom amtierenden australischen Meister Melbourne City FC – laut dem er einen Drei-Jahres-Vertrag erhalten soll. Was St. Paulis Sportdirektor Andreas Bornemann dementiert: „Erstaunlich, dass der abgebende Verein das zu wissen glaubt.“
Über die Ablösesumme haben die Vereine Stillschweigen vereinbart, das Portal „Transfermarkt“ taxiert den Wert des zweifachen Nationalspielers auf 750.000 Euro. Metcalfe hat seine Stärken im zentralen Mittelfeld, kann als Sechser und Achter eingesetzt und als potenzieller Nachfolger des im Sommer zur TSG Hoffenheim abwandernden Finn Ole Becker angesehen werden.
FC St. Pauli: Metcalfe hat Torgefahr „nachgewiesen“
„Er kann in diese Lücke vorstoßen, hat seine Torgefahr und Robustheit in den Zweikämpfen bereits nachgewiesen“, sagt Bornemann über den für sein Alter recht erfahrenen Metcalfe, der in 56 Einsätzen in der A-League auf acht Tore und sechs Vorlagen gekommen ist. Der interessanteste Satz, mit dem Trainer Timo Schultz in der Pressemitteilung zur Verpflichtung zitiert wird, handelt aber gar nicht von Metcalfe.
„Dass er mit Jackson Irvine bei uns einen Mitspieler aus der Nationalmannschaft wiedertrifft, wird ihm die Eingewöhnung sicher erleichtern“, sagt der 44-Jährige und bestätigt damit, dass der Vertrag des von den Fans innig geliebten Australiers, der Metcalfe als charakterlich einwandfrei empfahl, kommende Saison Gültigkeit besitzt. Nach seiner Verpflichtung im Herbst 2021 hatte der Club die Laufzeit des Kontrakts nicht bekannt gegeben.
Jackson Irvine schwärmt von Hamburg
Wie gut sich Irvine in Hamburg eingelebt hat und mit dem Verein identifiziert, hat beim Metcalfe-Transfer eine, wenngleich eher untergeordnete, Rolle gespielt. In einem selbst verfassten Beitrag für die Website „Professional Footballers Australia“ schreibt der 28-Jährige mit dem markanten Schnäuzer, dass er sich bei St. Pauli erstmals in seiner Karriere mehr als Mensch, denn als Fußballer fühlt: „Wenn ich nach dem Spiel zu Fuß vom Stadion zu meiner Wohnung in die Schanze gehe, winken mir die Leute zu, anstatt nach Selfies zu fragen, als wäre ich einer von ihnen. Oder sie erzählen mir, dass sie meine Spotify-Playliste hören. Das ist ziemlich cool.“
Der Mittelfeldakteur, der vornehmlich auf der rechten Rautenposition zum Einsatz kommt, wird regelmäßig in der Barszene St. Paulis gesehen, zeigte seinen Eltern während deren Weihnachtsbesuch gar die Kultkneipe „Jolly Roger“.
Steinmann sieht „viel Potenzial“ bei Metcalfe
Wieso funktioniert es offenbar so gut zwischen Kickern aus „Down under“ und dem FC St. Pauli? Zeit, einen zu fragen, der keine Zeit hat, weil er für sein Umwelt-Studium in eine Hausarbeit vertieft ist. Es ist 21.04 Uhr Ortszeit, als das Abendblatt den lernenden Matti Steinmann auf Auswärtstour in Richtung Tasmanien erreicht. Der 27-Jährige, der zwischen 2014 und 2019 mit Unterbrechungen für den Hamburger SV spielte und auf neun Bundesliga- sowie drei Zweitliga-Einsätze kommt, ist seit dieser Saison beim australischen Erstligisten Brisbane Roar, aktuell Vorletzter.
Metcalfe stand ihm am ersten Spieltag gegenüber. „Ein guter Spieler mit viel Potenzial“, sagt Steinmann. Metcalfe bringe Fähigkeiten mit, die bei vielen australischen Fußballern zu finden seien. „Die jungen Spieler hier sind richtig hungrig und haben Bock auf Europa. Ein, zwei gute Jahre in der A-League, dann wollen sie alle den Sprung schaffen“, so Steinmann. Doch dieser Sprung, zumindest in die Top-Ligen, ist signifikant. „Gutes Drittliga- bis unteres Zweitliga-Niveau“ bescheinigt der gebürtige Hamburger der A-League. Geschichten wie die des neuseeländischen Juwels Liberato Cacace, der von Wellington Phoenix über den belgischen VV Truiden den Aufstieg zum FC Empoli in die Serie A (Italien) geschafft hat, sind die Ausnahme. Noch, glaubt Steinmann.
FC St. Pauli: Fußball in Australien immer beliebter
„Die Entwicklung des Fußballs hier schreitet stetig voran. Zwar liegen Rugby, Australian Football und Cricket in der Gunst der Fans weit vorne, aber Fußball dürfte inzwischen die Top fünf geknackt haben.“ Die Popularität der Lieblingssportarten der Australier komme den Fußballtalenten entgegen, schätzt Steinmann: „Dadurch, dass hier jeder mit Rugby sozialisiert wird, zeichnen sich australische Spieler durch eine starke Physis aus. Sie arbeiten hart und werden technisch immer besser.“
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Irvine ist das beste Beispiel hierfür. Der Nationalspieler gewinnt 51 Prozent seiner Zweikämpfe, darunter gut zwei Drittel in der Luft, und ist bei den zurückgelegten Kilometern Stammgast in der internen Top drei, sofern er über 90 Minuten geht. Lange Strecken sollten für Metcalfe keine große Herausforderung darstellen. Er reist für den FC St. Pauli schließlich um die halbe Welt.