Hamburg. Präsident Oke Göttlich kündigt Verlängerung mit Hauptsponsor um drei Jahre an. Profiteam kostete in der Vorsaison 12,5 Millionen Euro.
Es waren unmissverständliche Worte, die Oke Göttlich am Mittwochabend zur grundsätzlichen Lage des FC St. Pauli inmitten der Corona-Pandemie wählte. „Wir stecken in einer der schwersten Krisen der Vereinsgeschichte“, sagte der Präsident des Vereins auf der Mitgliederversammlung in der Messehalle B7. „Es waren schwere und aufreibende Monate“, beschrieb der 46-Jährige das abgelaufene Geschäftsjahr und sagte mit Blick auf die nahe Zukunft: „Es spricht wenig dafür, dass es besser wird.“
Dabei wurde allerdings auch klar, dass der Millerntorclub trotz aller finanziellen Einbußen und wirtschaftlichen Herausforderungen vergleichsweise weiter solide aufgestellt ist. So beläuft sich das Eigenkapital immer noch auf 7,76 Millionen Euro. Dies bedeutete zwar nahezu eine Halbierung binnen eines Jahres, die Eigenkapitalquote liegt aber immer noch bei 13,8 Prozent. „Wir stehen auf festen Füßen“, sagte Göttlich denn auch.
Daran, dass Oke Göttlich für die nächsten vier Jahre als Präsident gewählt werden würde, gab es keinen Zweifel. Der Aufsichtsrat hatte ihn und die je zwei Vizepräsidentinnen und Vizepräsidenten zur Wiederwahl empfohlen. Neben dem 46-Jährigen wurden am Abend auch seine Stellvertreterinnen und Stellvertreter Christiane Hollander, Carsten Höltkemeyer, Jochen Winand und Esin Rager in ihren Ämtern bestätigt.
St. Pauli beklagt Verlust von 5,75 Millionen
Für einen frühen Lacher am Abend sorgte Versammlungsleiter Kristian Heiser. Der Rechtsanwalt, der seit etlichen Jahren die Mitgliederversammlungen des FC St. Pauli unaufgeregt und zuverlässig moderiert, sagte bei seiner Vorstellung: „Ich bin Mitglied der AfD.“ Das Raunen unter den Mitgliedern in der Messehalle B7 zeigte ihm schnell seinen Fauxpas an. Umgehend korrigierte er sich: „Ich bin Mitglied der AFM.“ Dies ist die Abteilung Fördernde Mitglieder im FC St. Pauli. Dazu ergänzte der Rechtsanwalt, dass er auf politischer Ebene der SPD angehört.
Dass der FC St. Pauli das abgelaufene Geschäftsjahr mit einem Millionenverlust abschließen würde, stand nach der kompletten, von der Pandemie geprägten Saison längst fest. Am Mittwochabend nun berichtete Präsident Oke Göttlich, dass das vom 1. Juli 2020 bis 30. Juni 2021 erwirtschaftete Minus des Gesamtkonzerns 5.741.642,77 Euro beträgt.
Angesichts der massiven Umsatzeinbußen vor allem durch die fehlenden Zuschauereinnahmen in der gesamten Saison kann dieser Verlust noch als erträglich bewertet werden. Dennoch sagte Oke Göttlich: „Der Verlust klingt dramatisch, und ist auch sehr schmerzhaft.“ Ein Jahr zuvor hatte das Minus nur 557.396.06 Euro betragen. Auch dieser erste Verlust nach zuvor neun Gewinnjahren in Folge war bereits durch die Corona-bedingten Einnahmeausfälle zustande gekommen.
St. Pauli hat noch länger mit Corona-Folgen zu kämpfen
Konkret reduzierten sich die Gesamterträge von 53,36 (2019/20) auf nur noch 39,09 Millionen Euro, also um 14,27 Millionen Euro oder um 26,7 Prozent. Entscheidender Faktor dabei waren die fehlenden Zuschauereinnahmen wegen der Geisterspiele oder Matches mit extrem reduzierter Besucherzahl. Konkret gingen die Einnahmen aus dem Bereich Spielbetrieb von 12,3 auf nur noch 1,64 Millionen Euro zurück.
Aber auch andere Erlöskategorien litten unter der unfreiwilligen Abwesenheit der Fans. So fielen etwa die sonst an den Spieltagen erzielten Einnahmen im Fanshop im Millerntor-Stadion komplett weg. So verringerte sich der Umsatzerlös aus dem Bereich Merchandising und Warenwirtschaft von 8,2 auf 6,77 Millionen Euro.
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„Corona und die wirtschaftlichen Folgen werden uns noch Jahre begleiten“, sagte die Aufsichtsratsvorsitzende Sandra Schwedler und erwähnte in diesem Zusammenhang, dass in den kommenden Jahren der bei der KfW aufgenommene Kredit in Höhe von sieben Millionen Euro zu tilgen und das Eigenkapital wieder aufzustocken ist.
St. Pauli hat Werbeerlöse gesteigert – trotz Corona
Bemerkenswert ist hingegen, dass der FC St. Pauli trotz der Pandemie und der damit verbundenen wirtschaftlichen Probleme vieler Unternehmen seine Einnahme aus der Werbung im Geschäftsjahr 2020/21 sogar leicht steigern konnte. Von 6,89 auf nun 7,11 Millionen Euro stieg dieser Betrag, zu dem allein Hauptsponsor Congstar 1,97 Millionen Euro beisteuerte.
Der Mobilfunkanbieter hatte seinen Vertrag bereits zu Beginn der Coronakrise im April 2020 für zwei Jahre verlängert und seinen Sponsorenbetrag noch einmal um 100.000 Euro aufgestockt. „Die Zeichen stehen gut, dass wir den Vertrag um drei weitere Jahre verlängern können“, kündigte Präsident Oke Göttlich erstmals an.
Der höchste Posten auf der Ausgabenseite ist wenig überraschend der Personalaufwand für die Profimannschaft. Dieser belief sich 2020/21 auf 12,5 Millionen Euro, was rund neun Prozent weniger als in der Saison (13,749) zuvor waren. Dies hing nicht zuletzt mit dem Gehaltsverzicht der Profis von rund zehn Prozent zusammen.