Hamburg. Lob vom erkrankten Timo Schultz für St. Paulis Assistenten – wie jetzt die Vorbereitung auf das Topspiel gegen Schalke läuft.

Der Himmel grau, die Luft kalt und nass: Als Loïc Favé und Fabian Hürzeler (beide 28) am Montagvormittag einen Teil des Profiteams zum Training baten, war das Wetter völlig unpassend zur sportlich so sonnigen Situation des Vereins. Trotz des Corona-Ausfalls von Cheftrainer Timo Schultz (44) hatten der FC St. Pauli unter der Leitung der beiden Co-Trainer am Sonntag mit einem 3:2-Auswärtserfolg beim 1. FC Nürnberg die Tabellenführung zurückerobert und dabei gleichzeitig einen direkten Konkurrenten im Rennen um den Bundesligaaufstieg geschlagen.

Den Spielern, die mindestens eine volle Halbzeit gespielt hatten, blieb es erspart, bei Temperaturen um den Gefrierpunkt auf die übliche Auslaufrunde gehen zu müssen. Stattdessen stand für Toptorschütze Guido Burgstaller (zwölf Saisontore) und seine Kollegen eine Regenerationseinheit auf dem Indoor-Fahrrad auf dem Programm. Nur 14 Spieler mit wenig oder keiner Spielzeit versammelten sich unter der Leitung Favés und Hürzelers zu einer rund anderthalbstündigen Einheit auf dem Platz.

FC St. Pauli: Timo Schultz an Corona erkrankt

Seit am Abend vor der Partie in Nürnberg bekannt geworden war, dass sich Timo Schultz mit dem Coronavirus infiziert hatte, haben die beiden Co-Trainer, die im Sommer 2020 gemeinsam mit Schultz ihr Amt antraten, das Kommando. Zumindest was den direkten Kontakt zu den Spielern angeht. Denn der doppelt geimpfte Cheftrainer befindet sich seither in häuslicher Quarantäne. „Mein erster Gedanke, als ich erfuhr, dass Timo ausfällt, da muss ich ehrlich sein, war: scheiße“, sagt Favé über die Hiobsbotschaft, die ihn am Sonnabend ereilte. „Wir haben dann aber schnell besprochen, wer welche Aufgaben im Spiel gegen Nürnberg übernimmt und dass wir möglichst viel von unserem Ablauf beibehalten“, erzählt der Hamburger.

Dabei kam Favé und Hürzeler vor allem die Art und Weise entgegen, wie Schultz sein Trainerteam führt. So bindet er seine beiden Co-Trainer stark in seine Aufgaben mit ein, lässt sie Ansprachen vor der Mannschaft halten und überlässt ihnen auch die Leitung mancher Trainingsteile. So war es für die Spieler dann keine komplett neue und ungewohnte Situation, als am Sonntag Hürzeler die Ansprache vor dem Spiel gegen Nürnberg übernahm. „Fabi macht ja auch sonst die Gegneranalyse, da hat es einfach Sinn ergeben, dass er die Ansprache hält“, sagt Favé rückblickend. Zudem sei Hürzeler ohnehin eher der aktivere Part der beiden, während er mit mehr Distanz auf die Sache schaue.

WhatsApp-Nachrichten während des Spiels

Ganz auf sich allein gestellt waren die beiden jungen Trainer am Sonntag aber selbstverständlich nicht. „Vor dem Anpfiff gab es ein bisschen Kommunikation mit Timo. Während des Spiels, das hatte Timo im Vorwege gesagt, vertraute er uns. Trotzdem gab es während des Spiels ein paar WhatsApp-Nachrichten, und auch über unseren Videoanalysten Ole standen wir in Kontakt“, beschreibt Favé den Austausch rund um das Spiel in Nürnberg. Schon bald nach dem Schlusspfiff kam es zu einen Videogespräch zwischen den Trainern, das Timo Schultz mit den Worten „gut gemacht!“ eröffnete, so erzählt es Favé, ehe es in die Kurzanalyse der Partie ging.

An dem engen Austausch zwischen Schultz und seinen Co-Trainern soll sich auch in der Trainingswoche vor dem Heimspiel gegen den FC Schalke 04 nichts ändern. „Timo hat viel Zeit gerade in seinem Bett, deswegen werden wir in der Woche auf jeden Fall auch eine Videokonferenz im Trainerteam mit ihm machen und besprechen, wie wir im Hinblick auf das Schalke-Spiel die Aufgaben dann aufteilen“, sagt Favé vor der wichtigen Aufgabe im Spitzenspiel am Sonnabend (20.30 Uhr/ Sky) im Millerntor-Stadion. Einen genauen Plan für das Spiel gebe es aber noch nicht.

FC St. Pauli: Favé freut sich auf Bewährungsprobe

Wann Schultz wieder auf dem Platz stehen kann, ist ungewiss. Dafür muss St. Paulis Cheftrainer als vollständig Geimpfter einen negativen Corona-Test vorlegen und sich so „freitesten“. Ergeht es Schultz ähnlich wie Bayern-Trainer Julian Nagelsmann, kann das allerdings rund zwei Wochen dauern. Anders als der Trainer des Rekordmeisters, der durch zwei englische Wochen allerdings vier Spiele verpasste, würde Schultz bei einer Rückkehr zum letzten Hinrundenspiel bei Fortuna Düsseldorf am 11. Dezember aber nur zwei Partien fehlen.

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Unabhängig davon, wie viele Zuschauer am Sonnabendabend im Millerntor-Stadion sein dürfen, freut sich Favé schon auf seine nächste Bewährungsprobe: „Gegen Schalke zu Hause zu spielen ist etwas ganz Besonderes. Das ist für uns schon auch ein Traum.“

Schalke 04 muss bis Jahresende auf Zweitliga-Rekordtorjäger Simon Terodde verzichten. Der Stürmer erlitt eine Muskelverletzung in der Wade und wird damit sowohl am Sonnabend auf St. Pauli als auch beim HSV (18.12.) fehlen.