Hamburg. Beim nie gefährdeten 4:1-Sieg trafen Zander, Dittgen, Burgstaller und Buchtmann. Ultras kehren ins Stadion zurück.

Die Freude war groß beim FC St. Pauli, als sie am Sonntagnachmittag den nie gefährdeten 4:1 (1:0)-Sieg gegen den FC Ingolstadt feierten. Durch den vierten Heimsieg im vierten Heimspiel haben sich die Hamburger weiter in der Spitzengruppe der Zweiten Liga festgespielt. Die Mannschaft von Trainer Timo Schultz (44) belegt Rang drei. Die Tore erzielten Luca Zander (34.), Maximilian Dittgen (50.), Guido Burgstaller (61.) und Christopher Buchtmann (73.). "Wir haben das Spiel über weite Strecken dominiert, trotzdem gab es immer diese ein, zwei Situationen, speziell nach dem 3:1, wo sich eine Mannschaft auch mal zurückkämpfen kann. Wir haben heute immer die richtigen Antworten gefunden. Dementsprechend haben wir den Platz auch als verdienter Sieger verlassen", lobte Trainer Schultz.

Tabellenspitze 2. Bundesliga
1. Darmstadt 98 30 / 48:24 / 64
2. Heidenheim 30 / 61:31 / 60
3. HSV 30 / 60:41 / 56
4. SC Paderborn 30 / 61:37 / 50
5. FC St. Pauli 30 / 47:35 / 50
6. Fortuna Düsseldorf 30 / 51:40 / 50
7. Kaiserslautern 30 / 43:38 / 44

Für den Kiezclub war es ohnehin eine besondere Partie. Gegen Ingolstadt durften im Rahmen der 2G-Regelung lediglich geimpfte und getestete Fans ins Stadion. Insgesamt 15.000 Anhänger – so viele wie noch nie seit Beginn der Corona-Pandemie – sorgten von Beginn an für Gänsehautstimmung.

Zumal die Südtribüne gut ausgelastet werden durfte, und deshalb die Fan-Gruppierung Ultras St. Pauli (USP) erstmals wieder auf ihren angestammten Plätzen für Stimmung sorgten. Bereits eine Stunde vor den Anpfiff gab es einen Dauer-Support von den Stehplätzen.

St. Pauli mit viel Ballbesitz zu Beginn

Veränderungen gab es jedoch nicht nur auf den Rängen. Trainer Schultz veränderte die Startformation im Vergleich zum 0:1 gegen Hannover 96 auf vier Positionen. Für die verletzten und erkrankten Finn Ole Becker und Jannes Wieckhoff kamen Jackson Irvine, der seine Startelfpremiere in der Zweiten Liga feierte, und Luca Zander in die Partie. Zudem erhielt Maximilian Dittgen im Sturm den Vorzug vor Simon Makienok und der zuletzt gesperrte Kapitän Philipp Ziereis kam für James Lawrence in die Startformation.

Zu Beginn konnte das Spiel der Hamburger, die ungewohnten grauen Trikots spielten, nicht mit der guten Stimmung mithalten. St. Pauli hatte mehr Ballbesitz, doch das Passspiel im letzten Drittel war häufig hektisch und unpräzise.

Den ersten Abschluss hatten die Gäste in der dritten Minute, als Merlin Röhls Schuss in letzter Sekunde von Innenverteidiger Jakov Medic geblockt wurde. Ein erstes kleines kleines Hallo-Wach-Signal, das Wirkung zeigte. Nur drei Minuten kam St. Paulis Dittgen aus spitzem Winkel zum Abschluss, verzog aber deutlich.

Ingolstadt-Torhüter bringt St. Pauli zur Verzweiflung

Und so passte es ins Bild, dass die erste richtig große Gelegenheit aus einer Standardsituation resultierte. Eine Freistoßflanke von St. Paulis Linksverteidiger Leart Paqarada aus dem Halbfeld fand in Minute elf Innenverteidiger Medic, dessen stark gesetzter Kopfball von Ingolstadts Schlussmann Fabijan Buntic herausragend entschärft wurde.

Und eben jener FCI-Torhüter war es auch, der dafür sorgte, dass den Fans in der 19. Minute der Torjubel im Hals stecken blieb. Nach einer präzisen Flanke von Irvine scheiterte Dittgen aus sechs Metern per Kopf am reaktionsschnellen Buntic. Und da bekanntlich aller guten Dinge drei sind, entschärfte Buntic auch noch den strammen Schuss von Daniel-Kofi Kyereh (21.).

Zander erlöst St.-Pauli-Fans mit Kopfballtor

Mit Fortdauer des Spiels wurde die Dominanz von St. Pauli gegen erschreckend biedere Ingolstädter immer größer, die Fehlerdichte im Angriffsspiel war aber weiterhin viel zu hoch bei den Gastgebern. Topstürmer Guido Burgstaller war praktisch von der Versorgung der Mitspieler abgeschnitten.

Wenn schon aus dem Spiel wenig klappt, sind eben Standardsituationen ein gutes Mittel. Eine stark getretene Ecke von Paqarada landete in der 34. Minute perfekt auf dem Kopf von Rechtsverteidiger Zander, der schulbuchmäßig einköpfen konnte. Für die Hamburger war es in dieser Saison der erste Treffer, der nach einem Eckball zustande kam.

Dittgen verpasst höhere Führung für St. Pauli

Die verdiente Führung, die praktisch im Gegenzug akut in Gefahr geriet, als Dennis Eckert Ayensa frei vor St. Paulis Keeper Nikola Vasilj auftauchte, aber kläglich über das Tor schoss. Ohnehin war die Qualität der Partie im ersten Durchgang auf einem überschaubaren Niveau. Für einen spielerischen Leckerbissen sorgte unmittelbar vor dem Pausenpfiff Kyereh, der künstlerisch wertvoll mit der Brust (!) in den Lauf von Dittgen passte, doch der Makienok-Ersatz scheiterte - wie sollte es anders sein - am starken Ingolstädter Keeper Buntic. "Zur Halbzeit können wir schon höher führen. Wir haben in der zweiten Hälfte dann zwar ein bisschen Kontrolle verloren, aber immer noch ausreichend Kontrolle gehabt. Das Spiel wurde aber ein bisschen wilder. Wir haben unsere Möglichkeiten eiskalt genutzt", sagte Torschütze Zander.

Ingolstadt mit absurdem Defensivverhalten bei den Gegentoren

Nach dem Seitenwechsel waren es wie im ersten Durchgang die Gäste, die zur ersten Chance kamen. Nach einem Konter schoss Patrick Schmidt in Minute 48 erneut deutlich über das Tor. Wie es besser geht, demonstrierte St. Paulis auffälliger Stürmer Maximilian Dittgen, der eine Traumflanke von Paqarada direkt im Gegenzug aus neun Metern unbedrängt ins Tor köpfen konnte. Der Linksfuß musste schmunzeln, wie frei er zum Abschluss kommen konnte.

Wer glaubte, dass das Abwehrverhalten der Ingolstädter bei diesem Gegentor schon absurd war, der wurde beim 3:0 durch den bis dahin blassen Guido Burgstaller eines Besseren belehrt. Per Hinterkopf legte Kyereh auf, und der Österreich kam aus elf Metern zu seinem fünften Saisontor. Die Gäste-Verteidiger schauten sich alle an. Frei nach dem Motto: Nimm Du ihn, ich habe ihn sicher.

St. Pauli kassiert unnötiges Gegentor und feiert Buchtmann

Schlechte Laune hatte Burgstaller aber fünf Minuten später, als Trainer Schultz ihn auswechselte. Mit grimmigem Blick verließ der Torjäger den Platz, sein Coach nahm ihn aber anschließend in den Arm und erklärte ihm seine Maßnahme. Von der Bank sahen Schultz und Burgstaller, wie die bis dahin harmlosen Gäste zum Anschlusstor kamen, als Merlin Röhl aus 17 Metern einfach mal draufhielt und St.-Pauli-Kapitän Ziereis unhaltbar abfälschte.

Doch der Ärger war schnell wieder verraucht, weil der einwechselte Christopher Buchtmann im Gegenzug eine schönen Kombination mit dem ebenfalls eingewechselten Rico Benatelli per Flachschuss ins Tor beförderte. "Für mich war es nach der schweren Zeit mit der Verletzung heute natürlich ein tolles Gefühl, wieder getroffen zu haben. Nach der langen Pause muss man verstehen, dass man erst einmal draußen sitzt. Wenn man reinkommt, will man mit guten Leistungen natürlich überzeugen. Ich will daran anknüpfen und wieder der 'alte Buchti' werden", so Buchtmann.

Und der Rest? Jubel pur mit den 15.000 anwesenden Fans.

Schema:

  • FC St. Pauli: Vasilj - Zander (86., Dzwigala), Medic (86. Beifus), Ziereis, Paqarada (80. Ritzka) - Aremu - Irvine, Hartel (67. Benatelli), Kyereh - Dittgen, Burgstaller (67. Buchtmann).
  • FC Ingolstadt: Buncic - Heinloth, Röseler, Schröck, Poulsen (63. Franke) - Linsmayer (82. Preißinger), Röhl - Gebauer (62. Boujellab), Bilbija (89. Hawkins) - Schmidt (63. Kaya), Eckert Ayensa.
  • Tore: 1:0 (34.) Zander, 2:0 (48.) Dittgen, 3:0 (61.) Burgstaller, 3:1 (72.) Röhl, 4:1 (73.) Buchtmann.
  • Schiedsrichter: Willenborg (Osnabrück)
  • Zuschauer: 15.000 (ausverkauft)
  • Gelbe Karte: Röhl (Ingolstadt/2)
  • Die weiteren Sonntagsspiele: Erzgebirge Aue - SC Paderborn 1:4, Darmstadt 98 - Dynamo Dresden 1:0.