Hamburg. St. Paulis Rechtsverteidiger sorgte für entscheidende Vorlage beim bislang letzten Stadtduell. Gegen den Rivalen ist er ungeschlagen.

So einen großen Medienandrang hatte Luca Zander an seinem 26. Geburtstag an der Kollaustraße nicht erwartet. Vier Kamera-Teams, zwei Fotografen und zehn Reporter standen am Spielfeldrand, um das Training des FC St. Pauli zu verfolgen. Derart viele Medienvertreter waren seit Beginn der Corona-Pandemie nicht mehr in Niendorf live dabei.

Damit die Personenanzahl nicht noch größer wurde, hatte der Kiezclub die TV-Teams gebeten, doch nur maximal zu zweit zu erscheinen, und wenn möglich, auf einen Ton-Assistenten zu verzichten. Zander jedenfalls nahm das große Interesse mit Humor. „Ich glaube nicht, dass der Andrang etwas mit meinem Geburtstag zu tun hat, doch wer weiß?“, scherzte der Rechtsverteidiger des FC St. Pauli.

Timo Schultz setzte beim Training auf Spaß

Wer glaubte, dass es für die Journalisten beim Training fünf Tage vor dem Stadtderby gegen den Hamburger SV bahnbrechende taktische Erkenntnisse gab, der irrte. Viel mehr setzte Trainer Timo Schultz (42) in den knapp 90 Minuten einzig und allein auf den Faktor Spaß. Auf dem Programm standen die Olympischen Spiele von Niendorf.

Die Disziplinen: Slalom-Balljonglieren mit anschließendem Schuss oder Kopfball in eine Regenauffangtonne, Fußballtennis, Lattenschießen und zum Abschluss Fußball-Volleyball über das ganze Feld. Auch Zander hatte Spaß. „Das war eine coole Einheit. Die Spiele in Tokio sind vorbei, da haben wir hier weitergemacht. Man hat es vielleicht gar nicht so gesehen, aber da war richtig viel Lauferei mit dabei“, sagte Zander, der mit seinem Team am Ende die Silbermedaille gewann.

Derbyfieber beim Hamburger Kiezclub

Zweiter Sieger sein ist für den Rechtsfuß und seine Kollegen am Freitag gegen den Stadtrivalen keine Option. Trotz der Spaßeinheit war bei St. Pauli schon am Montag das Derbyfieber ausgebrochen. „Jeder hat in der Kabine Bock auf das Derby, gerade mit den Fans. Das kann etwas ganz Besonderes werden. Wenn man dann noch den Dom nebenan hat, das ist der Wahnsinn. Es wird eine ganz besondere Kulisse“, erklärte der gebürtige Bremer, der beim Kiezclub so etwas wie der HSV-Schreck ist. Im Herrenbereich hat Zander noch keines seiner vier Spiele (drei Siege, ein Remis) gegen den ehemaligen Bundesliga-Dino verloren. Weder mit seinem Ex-Club Werder Bremen noch mit St. Pauli.

Seine letzte Niederlage gegen den HSV gab es für den Außenverteidiger in der U 17. Doch was genau macht denn nun Zander zum Rauten-Schreck? „Puh, schwierig. Ich glaube, dass ich auf jeden Fall immer mit der richtigen Einstellung ins Spiel gehe. Das ist gerade in solchen Derbys nicht das Unwichtigste“, erklärt Zander.

Zander hatte am Millerntor einen eigenen Derbymoment

Im letzten Spiel am Millerntor gegen den Stadtrivalen hatte Zander dabei sogar seinen ganz eigenen und besonderen Derbymoment. In der 88. Minute war er es, der als eine Minute zuvor eingewechselter Spieler die Vorlage für Daniel-Kofi Kyereh (25) gab, der den Kiezclub mit seinem Traumtor in die Glückseligkeit schoss. „Das war ein geiles Gefühl. Ro­drigo Zalazar hat den Ball schön hinter die Kette gespielt, ich bin eingelaufen, habe den Ball, der noch leicht abgefälscht wurde, dann zurückgelegt, und Kofi stand goldrichtig und hat ihn reingehauen“, erinnerte sich Zander zurück.

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Damals waren keine Zuschauer auf den Tribünen zugelassen. Nun dürfen immerhin 10.000 Anhänger live dabei sein. Die Ticketanfragen haben sich bei Zander in den vergangenen Tagen gehäuft. „Leider ist das Kontingent aber nicht so groß, sodass ich einigen Leuten absagen musste. Man hat im Pokal gesehen, was die Magdeburger Fans abgerissen haben. Das können unsere genauso. Ich hoffe, dass es Freitag eine geile Stimmung wird“, so Zander.

Der Transfer von Marcel Hartel von Arminia Bielefeld zum FC St. Pauli steht vor dem Abschluss. Auch wenn sich mehrere Vereine um den 25-Jährigen bemühen, sollen die Hamburger bereits den Zuschlag erhalten haben.