Magdeburg. Ein ehemals eigenes Talent bringt die Hamburger beim Pokalerfolg in Magdeburg ins Wanken. Doch am Ende ist auf Burgstaller Verlass.
Am Ende war bei den Spielern des FC St. Pauli die Erschöpfung fast größer als die Freude über den hart erkämpften und auch sehr glücklichen 3:2 (2:1)-Sieg beim 1. FC Magdeburg und das damit verbundene Erreichen der zweiten Hauptrunde im DFB-Pokal.
„Wir wussten, dass es ein extrem schweres und intensives Spiel werden würde. Aber wir haben uns in alles reingeworfen, was reingeflogen kam“, sagte kurz danach St. Paulis Innenverteidiger und Kapitän Philipp Ziereis treffend. „Auch wenn es vielleicht nicht schön ausgesehen hat, haben wir in diesem Hexenkessel dem Druck standgehalten“, sagte er weiter. Vor allem freute sich Ziereis aber darüber, dass er einmal nach einer Erstrundenpartie im Pokal keine Niederlage erklären musste.
Ex-St.-Pauli-Talent Conteh trifft doppelt
Schier unfassbare 41 Torschüsse wurden nach dem Abpfiff für das Drittligateam aus Magdeburg notiert, doch nur zwei fanden auch den Weg ins Tor der Hamburger, beide ausgerechnet durch das frühere St.-Pauli-Talent Sirlord Conteh. Der Flügelstürmer war 2019 nach Magdeburg gewechselt, nachdem ihm am Millerntor der Sprung zu den Profis nicht gelungen war. In beiden Fällen spielte Conteh seine Schnelligkeit aus und erzielte jeweils den Ausgleich.
Auf St. Paulis Seite war Stürmer Guido Burgstaller doppelter Torschütze (zum 1:0 und 3:2) und avancierte damit zum Matchwinner. Das zwischenzeitliche 2:1 für St. Pauli hatte Jakov Medic per Kopf erzielt.
St. Paulis Trainer Timo Schultz hatte in seiner Startformation gegenüber dem 0:0 beim FC Erzgebirge Aue am vergangenen Sonntag nur zwei Änderungen vorgenommen. Anstelle von Maximilian Dittgen kam wieder Simon Makienok in die erste Elf. Zudem stand wie verabredet Dennis Smarsch im Tor der Kiezkicker. Der 22-Jährige war von Schultz vor Saisonbeginn zum Pokal-Keeper ernannt worden.
Burgstaller lässt St. Pauli früh jubeln
Rechtzeitig wieder fit geworden war St. Paulis Offensivspieler Daniel-Kofi Kyereh, der am Mittwoch das Training mit Kniebeschwerden abgebrochen hatte und auch am Donnerstag noch ausgesetzt hatte.
Prompt war Kyereh auch an St. Paulis erster großer Torchance beteiligt, als er nach nicht einmal einer Minute rechts völlig frei im Magdeburger Strafraum auftauchte und es verpasste, den Ball in die Mitte zu Mittelstürmer Guido Burgstaller zu passen. Jubeln duften die St.-Pauli-Profis und die 751 eigenen Fans, die sich ein Ticket für den Gästeblock in der MDCC-Arena gesichert hatten, aber nur zwei Minuten später das erste Mal. Burgstaller tankte sich in den Strafraum, verlor kurzzeitig die Kontrolle über den Ball, bekam ihn von Rico Benatelli aber wieder und erzielte per Flachschuss und mit Hilfe des Innenpfostens das frühe 1:0.
Magdeburg rennt erfolgreich an
Sicherheit brachte diese frühe und unverhoffte Führung aber keinesfalls ins Spiel der Hamburger, die sich fortan einer Magdeburger Angriffswelle nach der anderen ausgesetzt sahen und immer wieder viel zu schnell die Bälle im Mittelfeld verloren. Fast im Minutentakt schossen die Magdeburger auf das Tor von Smarsch, der reichlich Gelegenheiten bekam, sich auszuzeichnen. Das tat er vor allem bei einem wuchtigen 25-Meter-Schuss von Baris Atik (28.), als er den Ball gerade noch zur Ecke lenken konnte.
Nachdem bei einem der wenigen Entlastungsangriffe Burgstaller per Kopf verpasst hatte, das beruhigende 2:0 (30.) zu erzielten, hatte der Ex-St. Paulianer Sirlord Conteh seinen großen Auftritt. Einen Konter über rechts schloss der überaus schnelle Außenstürmer mit einem flachen Diagonalschuss ins linke untere Toreck zum 1:1 (31.) ab. Der Ausgleich war zu diesem Zeitpunkt überaus verdient für die sehr engagiert und aufwendig spielenden Magdeburger.
So kam es völlig unerwartet, dass St. Pauli erneut in Führung ging. Jakov Medic köpfte nach einem Freistoß von Eric Smith den Ball trotzt Bedrängnis zum 2:1 (40.) ins Magdeburger Tor.
In der Pause vollzog Timo Schultz einen Systemwechsel und stellte mit er Einwechslung von James Lawrence auf eine Dreier-Abwehrkette um. Den erneuten Ausgleich den flinken Conteh konnte diese Maßnahme aber auch nicht verhindern. Nach einem Ballverlust im Spielaufbau St. Paulis nutzte der 25-Jährige seine Freiheit, umkurvte Dennis Smarsch und versenkte den Ball sicher im Tor.
St. Pauli übersteht 20 Magdeburger Eckbälle
Das Spiel schien erneut zu kippen, doch wieder war es eine individuelle Stärke, dass St. Pauli erneut in Führung ging. Leart Paqaradas Freistoß aus mehr als 20 Metern landete am rechten Pfosten, Simon Makienok reagierte schnell, ihm versprang der Ball jedoch ein bisschen, doch Burgstaller drückte den Ball zu 3:2 (58.) über die Linie.
In der Folge sahen sich die St. Paulianer ungezählten weiteren Angriffen des SCM ausgesetzt, im Tor konnte sich Dennis Smarsch einige Male auszeichnen und sorgte selbst dafür, dass er in einem weiteren Pokalspiel zum Einsatz kommen wird. „Ich hatte eine Gänsehaut, als ich auf den Platz gekommen bin. Das Spiel hat richtig Spaß gemacht“, sagte der 22-Jährige angesichts des Sieges und seiner vielen guten Paraden. Letztlich überstand St. Pauli auch 20 Eckbälle der Magdeburger unbeschadet.
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„Wir haben zu viele Torschüsse zugelassen und zu tief gestanden. Am Ende können wir glücklich sein, dass wir in die nächste Runde einziehen dürfen“, resümierte Trainer Schultz. Welche Bedeutung der Erfolg jetzt auf das am Freitag anstehende Stadtderby gegen den HSV hat, wollte Schultz noch nicht sagen. „Wir freuen uns erst einmal, dass wir weitergekommen. Auf der Rückfahrt beschäftigen wir uns erst noch einmal mit diesem Spiel und haben dann ein, zwei Tage zum Durchpusten“, stellte er klar und wirkte dabei glücklich, aber vor allem auch erschöpft von einem nervenaufreibenden Pokalkampf mit gutem Ende.
Die zweite Runde wird am 26. und 27. Oktober ausgetragen. Die Auslosung erfolgt am 5. September in der ARD-"Sportschau".