Magdeburg/Hamburg. Der ehemalige Coach der Hamburger, Christian Titz, trifft im DFB-Pokal mit dem 1. FC Magdeburg auf den FC St. Pauli.
Während Trainer Timo Schultz am Mittwoch an der Kollaustraße die Profis des FC St. Pauli Technik und Passstafetten auf engem Raum üben ließ, schulte sein Kollege Christian Titz etwa 360 Kilometer elbaufwärts die Kicker des Drittligisten 1. FC Magdeburg in Taktik und Positionsspiel. „Timo Schultz kenne ich sehr gut, wir haben uns schon als U-17-Trainer oft getroffen“, erzählt Titz, „ich weiß, dass er eine hohe Fachkompetenz hat.“ An diesem Sonnabend (18.30 Uhr/Sky) empfängt Titz mit seinem Team in Runde eins des DFB-Pokals Schultz und dessen Team. „Es ist ein Spiel gegen eine sehr gute Zweitligamannschaft“, sagt Titz, „es wird keine leichte Aufgabe, aber wir freuen uns drauf.“
In Hamburg kennt sich Titz sowieso gut aus. Von Juli 2015 bis Oktober 2018 arbeitete er für den HSV – von der U 17 über die Regionalliga bis zur Bundesligamannschaft. Er konnte den Erstligaabstieg nicht mehr verhindern, und als im ersten Zweitligajahr nicht alles komplett rundlief, beurlaubte ihn der damalige Vorstand um Bernd Hoffmann – große Sympathien in Hamburg und beim HSV hat sich der Kurpfälzer aber erhalten.
„Es haben sich natürlich auch außerhalb des Fußballs Freundschaften und Verbindungen entwickelt, die wir pflegen“, erzählt der 50-Jährige, dessen Familie wieder im Westen wohnt. „Ich habe viele schöne Erinnerungen an die Stadt, die freundlichen, offenen Menschen. Und wenn ich mal da bin, dann treffe ich mich gerne mit dem einen oder anderen.“
In den vergangenen 16 Spielen hat Titz nur einmal verloren
Dazu gehört natürlich auch die enge Verbindung nach Elmshorn, wo die Stiftung „Rheumakinder“ ihren Sitz hat, deren Schirmherr er seit 2018 ist. Sein eigener Sohn war im Kindesalter an Rheuma erkrankt, auch für Familie Titz eine sehr belastende Situation. Er weiß also, wie wichtig die Arbeit des Vereins ist: „Wir waren sehr verzweifelt, ehe wir auf den Verein aufmerksam geworden sind.“
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Auch in Magdeburg ist es ihm offenbar gelungen, die Menschen dank seiner Empathiefähigkeit für sich zu gewinnen. „Es geht mir persönlich hier sehr gut, ich bin super aufgenommen worden“, erzählt er: „Es war schön, mit welcher Offenheit ich empfangen wurde, als ich hierhergekommen bin. Man merkt auch, dass fast die ganze Stadt Anteil am 1. FC Magdeburg nimmt.“
14.000 Zuschauer sind in der Arena erlaubt
Das wird auch der FC St. Pauli spüren, wenn der Ball am Sonnabend rollt. 14.000 Zuschauer sind in der Arena erlaubt, die werden alle da sein: „Es wird richtig laut. Die Arbeitsbedingungen, Trainingsanlagen, Mitarbeiterstab, Betreuung und so weiter, die sind in der Dritten Liga durchaus mit der Klasse darüber zu vergleichen“, meint Titz, „die individuelle Qualität der Spieler ist in den höheren Ligen etwas größer, Fehler werden noch schneller bestraft.“
Seit dem 12. Februar ist Titz in Sachsen-Anhalts Hauptstadt tätig, nachdem er in der vergangenen Saison bei Rot-Weiss Essen in der Regionalliga gearbeitet hatte. Der FCM schwebte damals in höchster Abstiegsgefahr, aber trotz dreier Niederlagen in den ersten drei Partien schaffte er drei Spieltage vor Schluss den Klassenerhalt. In den vergangenen 16 Spielen hat Magdeburg nur einmal verloren und ist entsprechend auch in der neuen Saison ungeschlagen.
Spiel des FCM sieht ein wenig so aus wie damals beim HSV
„Ich bin hier auf eine individuell und technisch sehr gute Mannschaft getroffen, die offensiven Fußball spielen wollte“, erinnert sich Titz an seinen Einstieg, „sie wollten den Ball, wir wollten höher anlaufen, uns im Spiel mit und gegen den Ball weiterentwickeln – das hat gepasst.“ Dazu kam eine „Unterstützung von allen im Verein“ im Kampf um den Klassenerhalt, „das war fürs Team sehr wichtig“.
Dass das Spiel des FCM nun ein wenig so aussieht wie damals beim HSV, ist kein Zufall. Der Torwart steht weit hoch im Spielfeld, die Feldspieler werden zu Balljägern. „Wir haben hier eine etwas andere Absicherung als beim HSV damals“, sagt Titz, „man passt den Stil immer an die Mannschaften an, aber ja, es ist in gewissen Punkten schon ähnlich.“
Titz erwartet Angriffsfußball vom FC St. Pauli
Den HSV verfolgt er noch – „wie alle Vereine, bei denen ich schon tätig war“. Detailliert analysiert hat er aber noch nicht, ob der Kollege Tim Walter tatsächlich so ähnlich spielen lässt wie er selbst vor drei Jahren. „Was ich aber sehe, ist, dass der Kollege einen offensiven Stil verfolgt.“
Angriffsfußball, Spaß am Spiel, das erwartet er auch vom FC St. Pauli, „sie wollen selbst das Spiel gestalten“. Also geht es darum, Gegenmittel zu finden. Titz arbeitet daran. „Wir konzentrieren uns immer auf das nächste Spiel.“ Und danach schaut er dann wieder mit freundlichem Interesse in die alte sportliche Heimat Hamburg.