Hamburg. Stammtorhüter Dejan Stojanovic muss im Sommer zurück nach Middlesbrough. Aktuell nur Smarsch unter Vertrag. Ukrainer Vasilj im Fokus.

„Und, wie geht es euch?“ Die beiden Buttjes, die am Dienstag als Zaungäste das Training des FC St. Pauli beobachteten, konnten zuerst gar nicht glauben, dass sie wirklich direkt angesprochen wurden. Nett, zugewandt – und das vom Torwart ihres Lieblingsvereins, der mal eben einen Ball holen wollte. Aber Dejan Stojanovic meinte es ernst, er hat mitbekommen, dass diese jungen Fans oft da sind, auch verschossene Bälle zurückwerfen. Da kann man mal nett sein. „Gut“, stammelte also der blonde Zwölfjährige.

Keine Frage, Stojanovic passt zum Kiezclub, er fühlt sich wohl, ist akzeptiert, liefert Leistung ab. „Wir sind sehr zufrieden mit ihm“, sagt Sportchef An­dreas Bornemann, „es ist komplett aufgegangen, was wir uns erhofft hatten.“ Schön und gut, für alle. Das Problem ist nur: Stojanovic ist nur noch drei Spiele da, dann endet seine Leihe, er muss zurück zum FC Middlesbrough. Und St. Pauli hat keine Nummer eins mehr.

Aufregung um Himmelmann

Was war das für eine Aufregung im Januar, als Bornemann und Trainer Timo Schultz den langjährigen Stammkeeper Robin Himmelmann degradierten, und als praktisch von jetzt auf gleich der Österreicher Stojanovic (27) an der Kollau auftauchte. Die Art und Weise des Wechsels war zu kritisieren – die Entscheidung an sich nicht. „Wir können uns gut vorstellen, mit ihm weiterzuarbeiten“, sagt Bornemann.

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Nur leider hält der FC St. Pauli nicht das Heft des Handelns in der eigenen Hand. Stojanovic hat ein gültiges Arbeitspapier beim englischen Zweitligisten bis 2023. Rund eine Million Euro hatte Middlesbrough im Januar 2020 nach St. Gallen für ihn überwiesen – und so viel will der Club bei einem Verkauf wieder erlösen. Zu viel für St. Pauli. Andererseits ist Middlesbroughs Stammtorwart Marcus Bettinelli (28), der Stojanovic im Sommer „vor die Nase gesetzt“ wurde, seinerseits nur vom FC Fulham ausgeliehen.

Erhöhter Handlungsbedarf

„Es ist oft wie ein Dominospiel oder Schach“, sagt Bornemann. Oder Poker. Zwei Vereine, dazu der Spieler und sein Berater. „Ich gehe davon aus, dass sie ein Gespräch mit Middlesbrough führen werden, ob und wie der Verein mit Dejan plant“, meint St. Paulis Sportchef. Trainer Neil Warnock ist nun gerade der, der nicht mit Stojanovic arbeiten wollte, und er hat seinen Vertrag kürzlich verlängert. Möglicherweise mischen sich auch noch weitere Clubs in das Dominospiel ein – „dann spielen vier Parteien mit.“

Da St. Paulis Ersatztorwart Svend Brodersen (24) nicht länger beschäftigen wird und somit nur noch Dennis Smarsch (22) einen Vertrag für die neue Saison hat, besteht erhöhter Handlungsbedarf. „Es ist normal, dass wir uns mit allen Eventualitäten beschäftigen“, sagt Bornemann.

Das Fahndungsraster ist gelegt

Das Fahndungsraster ist gelegt: Leistung, Alter, Vertragssituation. So taucht Nikola Vasilj auf, ein 25 Jahre alter Bosnier, dessen Vertrag bei Zorya Lugansk (Ukraine) im Sommer endet. Bornemann hatte ihn schon 2017 zum 1. FC Nürnberg geholt: „Mit einem Torhüter wie Vasilj muss man sich beschäftigen“, sagt Bornemann, „aber wir sind dabei nicht allein.“

Aber klar, am liebsten wäre es allen, Dejan Stojanovic würde bleiben können. Das würde auch die beiden Jungs am Zaun vom Trainingsgelände ganz besonders freuen.