Hamburg. Die Hamburger verspielten gegen Darmstadt binnen zwei Minuten eine 2:0-Führung. Doch am Ende war auf den Torjäger Verlass.

Was für ein Fußball-Spektakel am Millerntor. Dank seines ersten Doppelpacks bescherte Guido Burgstaller dem FC St. Pauli einen hart erkämpften 3:2-Sieg (1:0) gegen Darmstadt 98 und damit den sechsten Erfolg in den jüngsten sieben Spielen.

„Es war ein glücklicher, aber nicht unverdienter Sieg für uns. Darmstadt hat sehr gefordert“, sagte St.-Pauli-Trainer Timo Schultz.

Bis zum Ende der Nachspielzeit mussten die Hamburger zittern, die in der letzten Aktion auch noch das Glück hatten, dass der Ball zum dritten Mal in diesem Spiel an die Latte des eigenen Tores prallte. Entsprechend groß war die Erleichterung beim Abpfiff.

FC St. Pauli gegen Darmstadt 98 – die Statistik

FC St. Pauli

Stojanovic – Ohlsson, Ziereis, Lawrence, Paqarada – Smith – Becker (72. Reginiussen), Zalazar (90. Aremu) – Kyereh (87. Zander) – Burgstaller (90. Matanovic), Marmoush (87. Dittgen). – Trainer: Schultz

SV Darmstadt 98

Schuhen – Mai, Palsson, Höhn, Holland – Rapp – Mehlem (85. Schnellhardt), Tobias Kempe (86. Seydel) – Skarke (81. Berko), Honsak – Dursun. – Trainer: Anfang

Tore

1:0 Burgstaller (26.), 2:0 Marmoush (62.), 2:1 Skarke (64.), 2:2 Dursun (66.), 3:2 Burgstaller (82.)

Schiedsrichter

Michael Bacher (Amerang-Kirchensur)

Gelbe Karten

Marmoush, Zander (2) – Rapp (5), Tobias Kempe (2)

Torschüsse

15:15

Ecken

2:3

Ballbesitz

47:53 Prozent

Zweikämpfe

132:134

1/9

„Im Herbst hätten wir so ein Spiel sicher nicht gewonnen“, sagte Schultz. „Wir haben uns das Spielglück, das wir in der letzten Szene hatten, in den vergangenen Wochen auch erarbeitet.“

FC St. Pauli hat vor dem Derby einen Lauf

Fakt ist, dass sich St. Pauli vor dem Stadtderby am 1. März gegen den HSV auf den elften Tabellenplatz verbessert hat. Eine Entwicklung, die noch im Januar nicht absehbar war.

Vor dem Spiel hatten beide Teams und das Schiedsrichterteam den Opfern des rassistisch motivierten Anschlags von Hanau vor einem Jahr gedacht. Auf der Haupttribüne breiteten die anwesenden Vertreter des Präsidiums und Aufsichtsrates ein dazu passendes Transparent aus. „Rassismus tötet – niemals vergessen. Hanau 19.02.2020“.

FC St. Pauli in der Einzelkritik

Bereits zum dritten Mal in Folge hatte Schultz dieselbe Startelf ins Rennen geschickt. Nach den beiden 2:1-Siegen gegen Sandhausen und in Nürnberg und den dabei weitgehend überzeugenden Auftritten hatte es auch keinen ernsthaften Anlass zu personellen Veränderungen gegeben.

Auch Eric Smith konnte mitwirken: Der „Sechser“ hatte seine Kopfverletzung, derentwegen er in Nürnberg hatte ausgewechselt werden müssen, überwunden.

Burgstaller setzt seine Torserie fort

Nach einer eher hektischen Anfangsphase kam St. Pauli nach einer Viertelstunde besser ins Spiel, auch wenn Torjäger Guido Burgstaller zunächst gut von Darmstadts Abwehr, insbesondere von Immanuel Höhn, abgeschirmt wurde. So waren es andere, die für Gefahr sorgten. Zum Beispiel, als nach Leart Paqaradas Schrägschuss Darmstadts Nicolai Rapp den Ball gerade noch vor dem einschussbereiten Daniel-Kofi Kyereh zur Ecke retten konnte.

Doch ein Guido Burgstaller lässt sich eben so schnell nicht entmutigen, wenn er, abgesehen von einem harmlosen Schuss in der zweiten Minute, zunächst nicht recht zum Zuge kommt. Und so war er denn auch zur Stelle, als der von Finn Ole Becker in Szene gesetzte Sebastian Ohlsson den Ball in die Strafmitte spielte und Darmstadts Torwart Marcel Schuhen den Ball nicht unter Kontrolle bekam. Aus kurzer Distanz schoss Burgstaller den Ball zum 1:0 (26. Minute) ins Netz. Der Österreicher setzte damit seine Rekordserie von jeweils einem Tor in nunmehr sieben aufeinander folgenden Spielen fort. Zum fünften Mal war es das 1:0.

Darmstadt drängt auf den Ausgleich

14 Minuten später jubelten die St. Paulianer erneut, als Philipp Ziereis den Ball nach einer Ecke ins Tor geköpft hatte. Die Freude währte aber nur ganz kurz, denn Schiedsrichter Michael Bacher hatte im Vorwege ein Stürmerfoul von Kyereh an Serdar Dursun erkannt. Diese Auffassung teilte auch Videoassistent Johan Pfeifer im Kölner Keller, sodass es beim 1:0 blieb. Diese bis dahin verdiente Führung geriet vor der Pause noch einmal in Gefahr, als Darmstadts Marvin Mehlem nur knapp über das St.-Pauli-Tor schoss.

Noch gefährlicher wurde es, als kurz nach dem Wiederanpfiff Darmstadts schussstarker Routinier Tobias Kempe einen Freistoß aus 18 Metern an die Querlatte des St.-Pauli-Tores setzte. Durch das leere Stadion schallte ein lautes Scheppern vom Aluminium.

Diese Szene war der Auftakt einer wesentlich engagierten Vorstellung der Darmstädter, die durch Dursuns Schrägschuss (51.) und Höhns Kopfball (53.) knapp den Ausgleich verpassten. Als St. Pauli in diese Darmstädter Drangphase hinein durch Omar Marmoush das 2:0 (62.) erzielte, schien die Gegenwehr der Hessen gebrochen.

St. Pauli verspielt 2:0-Führung binnen zwei Minuten

Doch dies war eine komplette Fehleinschätzung. Vielmehr nutzten die „Lilien“ das Nachlassen der Hamburger zu einem Doppelschlag innerhalb von zwei Minuten. Mit einem Direktschuss aus halbrechter Position gelang zunächst Tim Skarke (64.) der Anschlusstreffer. Dann bediente ebenfalls Skarke den in der Mitte postierten Dursun, der zum 2:2 (66.) einschob. Bei dieser Aktion hatte Skarke St. Paulis Linksverteidiger Paqarada schlecht aussehen lassen.

Eine 2:0-Führung hatte St. Pauli zuvor in dieser Saison noch nicht verspielt. Doch das Team ließ sich nicht entmutigen, fing sich wieder und kam zur erneuten Führung. Einen weiten Ball von James Lawrence nahm Burgstaller im Strafraum mit links an und schoss mit links mit voller Wucht zum 3:2 (82.) ins 98-Tor. Wenn er gebraucht wird, kann Burgstaller also auch zweimal in einem Match treffen. Es war der erste Doppelpack Burgstallers für St. Pauli. Acht Treffer hat der 31-Jährige nun zu Buche stehen.

Burgstaller: „Ich genieße es mit den Jungs“

„Über meine Serie denke ich nicht viel nach“, sagte Burgstaller: „Ich kenne die andere Seite auch. Von daher genieße ich es mit den Jungs. Das macht Spaß, das ist das Wichtigste.“

Nach diesem hart erkämpften siebten Saisonsieg, der in der turbulenten Schlussphase auch mit viel Glück zustande kam, hat St. Pauli nun eine gute Woche Zeit, sich auf das Derby gegen den HSV vorzubereiten.