Hamburg. Im Heimspiel gegen Osnabrück muss der Kiezclub die defensive Anfälligkeit abstellen, sonst wird aus einer Ergebnis- eine echte Krise.

Selbsterkenntnis, sagt der Volksmund, sei der erste Schritt zur Besserung. So gesehen besteht Hoffnung, dass der FC St. Pauli im Heimspiel an diesem Freitag (18.30 Uhr, Sky und Liveticker bei abendblatt.de) gegen den VfL Osnabrück endlich seine Defensivpro­bleme in den Griff bekommt. „Es ist unser Kernziel, mehr Kompaktheit zu haben. Unsere Offensive zeichnet uns aus. Wir haben mit die meisten Torschüsse in der Liga. Aber wir haben die Balance noch nicht richtig gefunden“, gibt Trainer Timo Schultz (42) offen zu.

Da überrascht es nicht, dass der Trainer in den vergangenen beiden Wochen den Fokus im Training auf das Defensivverhalten der gesamten Mannschaft legte. Die vielen Gegentore ziehen sich seit Saisonbeginn wie ein roter Faden durch die Spiele des Kiezclubs. Dabei spielte es keine Rolle, ob St. Pauli mit Dreier- oder Viererkette auflief – und wer letztlich auf dem Platz stand. In den bisherigen acht Saisonspielen probierte Schultz mal mehr, mal weniger freiwillig sechs verschiedene Abwehrformationen aus. 16 Gegentore bedeuten derzeit die viertschlechteste Defensive der Liga nach Schlusslicht Würzburger Kickers (19), Darmstadt 98 (18) und Eintracht Braunschweig (17). Das Resultat: Der letzte, bisher einzige Saisonsieg liegt knapp zwei Monate zurück. Am 27. September gab es im Millerntor-Stadion einen 4:2-Sieg gegen Heidenheim.

FC St. Pauli: Abstiegsplatz beunruhigt Schultz nicht

Grundlegend will Schultz die Spielweise seiner Mannschaft nicht verändern. Die offensiv ausgerichtete, risikoreiche Spielweise soll weiter die sportliche Identität bilden. „Ich will nicht den Spirit der Mannschaft und das, was sie starkmacht, verlieren. Irgendwie ein hingewurschteltes Ergebnis kriegt man immer mal hin, aber wenn man auf Dauer nach vorne kommen will, muss man besser Fußball spielen“, sagt Schultz.

Klingt simpel, ist es aber bisher nicht beim FC St. Pauli. Der Sturz auf Platz 17 beunruhigt Schultz dennoch nicht. Seinem Team attestiert er für die meisten Spiele eine gute Leistung. Also steckt der Kiezclub in einer Ergebniskrise? „Von einer Ergebniskrise zu reden, ist mir zu einfach“, sagt der Trainer und fügt an: „Wir wissen alle, dass Fußball ein Ergebnissport ist. Bei aller Entwicklung, die ganz gut läuft, haben wir noch genügend Gebiete, auf denen wir uns verbessern müssen, damit wir bessere Ergebnisse hinbekommen und besser Fußball spielen.“

Schultz verneint besonderen Drucksituation

Trotz des Fehlstarts will der St.-Pauli-Trainer nichts von einer besonderen Drucksituation vor dem Spiel gegen Osnabrück wissen. Was den Hamburgern hilft: Die Tabelle ist derart eng, dass man selbst mit einer erfolgreichen Miniserie schnell ins obere Tabellendrittel springen kann. Nur muss man irgendwann einmal mit dem Gewinnen anfangen.

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„Wir haben noch nicht einmal ein Drittel der Saison gespielt. Wenn man die Frage nach dem Druck am 28. Spieltag stellt, kann ich das nachvollziehen“, gibt sich der gebürtige Ostfriese gewohnt gelassen. „Wir wissen aber auch, dass wir dringend mal einen Dreier brauchen.“ Am besten schon am Freitag im Nordderby gegen Osnabrück.

FC St. Pauli (17.): Himmelmann: Ohlsson, Lawrence, Buballa – Lankford, Becker, Benatelli, Dittgen – Zalazar – Kyereh, Makienok.

VfL Osnabrück (6.): Kühn – Ajdini, Beermann, Trapp, Wolze – Taffertshofer, Reis – Amenyido, Kerk, Heider – Santos.