Hamburg. Das war gar nichts! St. Pauli erleidet einen bösen Rückfall in alte Zeiten und befindet sich nun auf einem Abstiegsplatz.

Mit einer solchen Leistung hatten wohl selbst die größten Pessimisten beim FC St. Pauli nicht gerechnet: Die Hamburger verloren auch in der Höhe völlig verdient mit 0:3 (0:1) gegen den Karlsruher SC im heimischen Millerntor-Stadion. Als 17. befindet sich St. Pauli nun auf einem Abstiegsplatz – und muss in der Tabelle erst einmal die unteren Regionen im Blick behalten.

Vor dem Spiel hatte ein Hamburger Medium noch vorgerechnet, dass der Club mit einem Sieg im Tableau neun Plätze nach oben klettern könnte. Eine Tabellenregion, von der St. Pauli nach der planlosen Vorstellung vom Sonntag nicht einmal mehr träumen sollte.

Was Schultz zu St. Paulis Pleite sagt

„In der ersten Halbzeit waren wir gar nicht auf dem Platz. Weil der KSC in den entscheidenden Situationen klar im Vorteil war, haben wir verdient verloren“, beklagte St. Paulis Trainer Timo Schultz. „Es ist uns zum ersten Mal in dieser Saison passiert, dass der Gegner einfach wacher ist als wir.“

Im Vorfeld hatte der Coach davon gesprochen, dass ihm ein gutes Spiel mit nur einem Punkt manchmal lieber sei, als ein 1:0. Gegen Karlsruher traf nichts davon ein, nicht mal mehr ein mauer Punkt.

FC St. Pauli baut Karlsruher SC wieder auf

Denn eine Woche nach dem kämpferischen und spielfreudigen Auftritt beim HSV (2:2) ließ der Kiezclub beim Abstiegskandidaten KSC so ziemlich alle Attribute vermissen, die beim Derby noch zum Punktgewinn geführt hatten. Karlsruhe stand vor der Partie mit gerade einmal vier Zählern noch mit dem Rücken zur Wand. Nun hat St. Pauli ungewollte Aufbauarbeit für die Badener betrieben.

Bezeichnend für einen gebrauchten Tag aus Sicht des FC St. Pauli war eine Ecke der Hamburger in der ersten Hälfte: Der zuletzt so spielstarke, aber heute unglücklich agierende Rodrigo Zalazar stoppte bei der Ausführung ohne erkennbaren Grund ab. Sämtliche groß gewachsene Kiezkicker liefen zu diesem Zeitpunkt bereits aus dem Rückraum in den Strafraum, um die erwartete Flanke mit Wucht aufs Tor zu köpfen. Zalazar führte die Ecke schließlich erst aus, als seine Mitspieler bereits bis an den Fünfmeterraum gelaufen waren, sodass sie aus dem Stand ins Kopfballduell gehen mussten. Eine Situation, die Karlsruhe ohne Mühe verteidigte.

St. Paulis Abwehrleistung gegen Karlsruhe war desaströs.
St. Paulis Abwehrleistung gegen Karlsruhe war desaströs. © imago / Baering

St. Pauli vs. Karlsruhe: Die Torschützen

Für das erste Gegentor sorgte Marco Thiede schon in der vierten Minute, St. Paulis Torhüter Robin Himmelmann sah bei dem Distanzschuss aus 25 Metern Entfernung nicht gut aus. Fünf Minuten nach dem Seitenwechsel war Jerome Gondorf mit einem Flachschuss erfolgreich, Philipp Hofmann stellte schließlich per Kopfball den Endstand her (76.). Bei dieser Szene kam das, was St. Paulis vermeintliche Defensive dem Karlsruher Torjäger an Freiraum gewährte, einer Bankrotterklärung gleich.

Das war nichts, musste sich auch St. Paulis Trainer Timo Schultz eingestehen.
Das war nichts, musste sich auch St. Paulis Trainer Timo Schultz eingestehen. © Witters

Die Hanseaten agierten bis in die Schlussphase hinein zu berechenbar und schematisch. Die Badener setzten bei Kontern immer wieder Nadelstiche und wirkten gefährlicher als die Norddeutschen. Auch ein Dreifachwechsel nach dem zweiten Gegentor – Lawrence, Daschner und Dittgen kamen für Knoll, Benatelli und Paqarada neu ins Spiel (56.) – brachte nicht die von Trainer Schultz erhoffte Wende.

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Für Karlsruhe war es wohlgemerkt der erste Auswärtssieg in der laufenden Saison. St. Pauli und der KSC haben nun beide sieben Punkte auf dem Konto, wobei Karlsruher dank der besseren Tordifferenz auf dem 15. Platz steht. Der Kiezclub und insbesondere Trainer Schultz hat in der Länderspielpause nun viel Arbeit vor sich.

Die Statistik:

  • St. Pauli: Himmelmann – Ohlsson, Knoll (56. Lawrence), Buballa – Zander (79. Lankford), Becker, Benatelli (56. Daschner), Paqarada (56. Dittgen) – Zalazar, Kyereh (86. Tashchy) – Makienok. – Trainer: Schultz
  • Karlsruhe: Gersbeck – Thiede (87. Sebastian Jung), Gordon, Bormuth, Heise (80. Carlson) – Fröde - Wanitzek, Gondorf – Choi (80. Batmaz), Lorenz (81. Goller) – Hofmann (85. Gueye). – Trainer: Eichner
  • Schiedsrichter: Alexander Sather (Grimma)
  • Tore: 0:1 Thiede (4.), 0:2 Gondorf (50.), 0:3 Hofmann (76.)
  • Zuschauer: keine
  • Gelbe Karten: Dittgen (2) – Gondorf (3)
  • Torschüsse: 17:14
  • Ecken: 10:5
  • Ballbesitz: 55:45 Prozent