Sandhausen. Neuzugang Burgstaller konnte die Niederlage nicht mehr verhindern. Ex-HSV-Profi Diekmeier wird derweil das Tor “gestohlen“.
Jetzt hat auch Timo Schultz die Erfahrung seiner ersten Zweitliga-Niederlage als Cheftrainer gemacht. Das 0:1 (0.1) beim SV Sandhausen am Freitagabend war für den FC St. Pauli nach einer dominanten Anfangsphase einerseits unnötig, andererseits aber auch verdient, weil die Defensive etliche Mängel verriet und in der Offensive vor allem in der Schlussphase die Chancen anders als zuletzt in Bochum und gegen Heidenheim nicht genutzt wurden.
„Wir waren vor dem Tor nicht zwingend genug. Im Fußball geht es nun einmal um Tore. Zudem war unser Passspiel nicht genau genug“, stellte Schultz nach dem Spiel treffend fest.
St. Pauli rotiert in Sandhausen
Schultz hatte mit seiner Startaufstellung mächtig überrascht und gleich vier Spieler aus der Anfangself beim 4:2 gegen Heidenheim auf die Ersatzbank rotiert. Namentlich waren dies die beiden Außenbahnspieler und Torschützen Maximilian Dittgen und Jannes Wieckhoff sowie die Mittelfeldspieler Rico Benatelli und Rodrigo Zalazar. Neu ins Team kamen dafür Verteidiger Daniel Buballa, die Mittelfeldspieler Lukas Daschner und Finn Ole Becker sowie Stürmer Simon Makienok. „Die Niederlage lag nicht an diesen Wechseln. Die Jungs, die reingekommen sind, haben es ganz gut gemacht“, verteidigte Schultz die Maßnahme. „Es war die Idee für unser Spiel.“
Der drei Tage zuvor von Schalke 04 verpflichtete Stürmer Guido Burgstaller saß wie erwartet zunächst auf der Reservebank, dafür gab der 2,01 Meter große Däne Makienok sein Startelfdebüt für die Hamburger und machte nach einem Doppelpass mit Daschner mit einem Schrägschuss, den Sandhausens Keeper Martin Fraisl parierte, auch gleich auf sich aufmerksam (4. Minute). Ohnehin zeigte sich das St.-Pauli-Team von Beginn an sehr angriffslustig. Nach einer Viertelstunde standen 6:0 Torschüsse für die Millerntorelf zu Buche. Am Ende waren es 22:10 für St. Pauli.
Ex-HSV-Profi Diekmeier trifft gegen St. Pauli
Zum Vergleich: Beim Sieg über Heidenheim hatte St. Pauli ganze neun Torschüsse gebraucht, um vier Treffer zu erzielen. Diese Effektivität ließ das Team jetzt vermissen, verlor mehr und mehr die Kontrolle über das Spiel und wurde unmittelbar vor der Pause dafür mit dem 0:1 bestraft. Diesem Gegentor ging gleich eine ganze Reihe von Fehlern voraus. Becker leitete mit einem fahrlässigen Fehlpass den Sandhäuser Gegenangriff ein, bei dem Biada mit einer leichten Körpertäuschung zunächst Avevor ins Leere laufen ließ und sich danach von keinem anderen St. Paulianer mehr stoppen ließ.
Schließlich passte er noch auf Dennis Diekmeier, dessen Schrägschuss auch noch von Buballa abgefälscht wurde und damit unhaltbar für Torwart Robin Himmelmann war. Es war Diekmeiers drittes Tor im Profifußball, allesamt erzielt für Sandhausen, nachdem er zuvor in Nürnberg und acht Jahren beim HSV ohne Treffer geblieben war. Offiziell wertete die DFL diesen Treffer als Eigentor Buballas, was allerdings eine geradezu lächerliche Bewertung der Szene ist.
Und so bleibt Diekmeier zumindest der moralische Torschütze: "Das war eigentlich ein klares Tor für mich. Ich will ins lange Eck treffen und der Ball wird abgefälscht. Aber egal. Wir freuen uns sehr über diese drei Punkte", sagte der Beinahe-Torschütze.
Burgstaller-Debüt für St. Pauli
„Wir haben in dieser Szene einfach nicht gut verteidigt“, sagte Torwart Robin Himmelmann treffend. „So ein Tor darf nicht fallen.“ Die Hoffnungen ruhen nun auch auf den am Donnerstagabend verpflichteten Innenverteidiger James Lawrence, dass er der Abwehr mehr Stabilität verleiht.
Timo Schultz sah sich in der Pause genötigt, gleich zwei Wechsel vorzunehmen. Für den langjährigen Sandhäuser Leart Paqarada und für Lukas Daschner kamen Boris Tashchy und Maximilian Dittgen ins Team. Doch die Dominanz, die St. Pauli noch in den ersten 20 Minuten noch besaß, konnte das Team nicht mehr erlangen und lief Gefahr, das zweite Gegentor zu kassieren. So musste Himmelmann gegen Diekmeier (55.) mit einer Hand retten.
Auch die Einwechslung von Guido Burgstaller brachte am Ende nicht den erhofften Erfolg. Sein Schuss aus der Drehung deute immerhin an, wozu er in der Lage ist. Erst in der Schlussphase hatte St. Pauli dann doch noch Chancen auf den Ausgleich. Kyereh vergab freistehend (74.), Ohlsson schoss im Liegen knapp über das Tor (75.), Ziereis köpfte über das Tor (84.), Zalazars Schuss strich ebenso knapp am Tor vorbei (86.) wie Wieckhoffs Versuch mit links (89.). „Leider haben wir am Ende unsere Chancen nicht genutzt, wir hätten ein Unentschieden verdient gehabt“, sagte Guido Burgstaller nach dem Spiel.
Am Ende stand für St. Pauli die erste Niederlage dieser Zweitligasaison, auch weil diesmal das in Bochum und Heidenheim noch vorhandene Spielglück fehlte. Entscheidend aber war ein unzulängliches Defensivverhalten beim Gegentor. „Wir haben jetzt viel Zeit, an unseren Schwächen zu arbeiten und sie auszumerzen“, sagte Torwart Himmelmann am Ende. Erst am 19. Oktober geht es für sein Team weiter mit dem Heimspiel gegen den 1. FC Nürnberg.
Die Statistik
- Sandhausen: Fraisl - Nauber, Kister, Schirow - Diekmeier, Nartey, Ouahim (90. Röseler), Contento (63. Scheu) - Biada (76. Zenga) - Behrens, Keita-Ruel (76. Bouhaddouz). - Trainer: Koschinat
- St. Pauli: Himmelmann - Avevor, Ziereis, Buballa - Ohlsson (79. Zalazar), Becker, Knoll (62. Wieckhoff), Paqarada (46. Dittgen) - Daschner (46. Tashchy) - Kyereh, Makienok (62. Burgstaller). - Trainer: Schultz
- Schiedsrichter: Sven Waschitzki (Essen)
- Tor: 1:0 Buballa (45., Eigentor)
- Zuschauer: 1393
- Gelbe Karten: Nartey, Biada - Avevor (2), Ohlsson (2))
- Zuschauer: 1393
- Torschüsse: 10:23
- Ecken: 5:11
- Ballbesitz: 44:56 %