Frankfurt/Hamburg. Anders als manche Konkurrenten müssen sich der HSV und der FC St. Pauli weiter in Geduld üben. Die DFL sieht darin kein Problem.
Am Donnerstagmittag hatte Oke Göttlich eine Verabredung mit seinem Laptop. Der Präsident des FC St. Pauli nahm als einer von 36 Clubvertretern an der virtuellen Mitgliederversammlung der Deutschen Fußball-Liga (DFL) teil. Dabei stand vor allem die Frage nach einer Teilzulassung von Fans in der Corona-Krise auf der Agenda.
In Leipzig war am Dienstag das zuständige Gesundheitsamt vorgeprescht, hatte grünes Licht für die Zulassung von 8500 Zuschauern für das RB-Spiel gegen Mainz 05 am 20. September gegeben – und damit den Druck auf die DFL erhöht.
Grundsätzlich, sagte DFL-Geschäftsführer Christian Seifert bei der anschließenden Pressekonferenz, sei die DFL dafür, „dass es zu einer bundeseinheitlichen Regelung“ kommt“. Trotzdem begrüße man das Vorgehen der Behörden in Sachsen. Die Zulassung der Fans im RB-Stadion sei bei der Mitgliederversammlung kein Streitthema gewesen.
Corona: DFL befürwortet Sonderregelungen
Seifert machte deutlich, dass eine von der DFL vorgegebene einheitliche Linie nicht praktikabel sei. „Warum sollte es einheitliche Regelungen geben, die sich am härtesten denkbaren Fall orientieren?“, sagte Seifert, der vielmehr die Bundesländer in die Pflicht nahm. „Natürlich darf man nicht leichtsinnig werden, aber die Angst vor dem, was passieren könnte, darf uns nicht lähmen. Und man sollte sie auch nicht schüren“, sagte Seifert mit Blick auf die „anspruchsvollste und schwierigste Spielzeit des professionellen Fußballs in Deutschland“.
Um so gut es geht für die kommenden Monate gewappnet zu sein, verabschiedeten die Vereine am Donnerstag einstimmig das medizinisch-hygienische Arbeitsschutzkonzept der „Taskforce Sportmedizin/Sonderspielbetrieb“. Die DFL wird sich mit einem siebenstelligen Betrag an mehreren wissenschaftlichen Studien beteiligen, die sich mit der An- und Abreise von Fans, Aerosolverhalten vor Kiosken und in Sanitäranlagen sowie einer Erarbeitung von alternativen Testverfahren beschäftigen.
Fans im Stadion: Hamburg will Sachsen nicht folgen
Die Stadt Hamburg hält sich jedoch bedeckt, was eine schnelle Zulassung von Fans in den Stadien betrifft. Auf Abendblatt-Anfrage hieß es aus der Innenbehörde, dass man den Beschluss der Ministerpräsidentenkonferenz aus der vergangenen Woche für sinnvoll erachte, bis Ende Oktober einen Arbeitskreis für den Umgang mit Zuschauern bei Sportveranstaltungen zu bilden. Ein Ausscheren wie in Sachsen oder auch Berlin ist in der Hansestadt derzeit ausgeschlossen. „Es gibt wenig Verständnis dafür, dass man für etwas, was gleichzeitig in allen Bundesländern stattfindet, am Ende völlig unterschiedliche Regeln hat“, sagte Sportsenator Andy Grote.
So müssen sich der HSV und der FC St. Pauli, die sich regelmäßig mit dem Senat und der Gesundheitsbehörde austauschen, weiter gedulden. „Jede vorsichtige Teilöffnung von kulturellen und sportlichen Veranstaltungen ist ein Schritt in eine neue Normalität“, sagte Göttlich und fügte auch mit Blick auf Veranstaltungen abseits des Fußballs an: „Auch beim FC St. Pauli arbeiten wir an einem Weg, Spiele vor Fans möglich zu machen. Gleichzeitig befürworten wir jede mit dem Gesundheitsschutz zu vereinbarende Möglichkeit, Veranstaltungen mit Publikum zu ermöglichen.“