Hamburg. Im Saisonfinale beim so gut wie abgestiegenen SV Wehen Wiesbaden wechselt Jos Luhukay den Torhüter.

Anflüge von Wehmut waren Jos Luhukay am Freitagvormittag nicht anzumerken, als er sich in der inzwischen üblichen, virtuellen Pressekonferenz vor dem letzten Saisonspiel den im Chat eingereichten Fragen der Hamburger Medienvertreter stellte.

Nachdem der 57 Jahre alte Trainer des FC St. Pauli eine Woche zuvor noch vor dem Heimspiel gegen Jahn Regensburg einen knapp viertelstündigen Monolog gehalten hatte, beschränkte er sich diesmal auf knappe, sachliche Antworten auf die drängenden Fragen vor der Auswärtspartie beim praktisch bereits abgestiegenen SV Wehen Wiesbaden am Sonntag (15.30 Uhr, Sky und im Liveticker auf abendblatt.de).

Es wird aller Voraussicht, trotz Vertrages bis Juni 2021, Luhukays letztes Spiel als St.-Pauli-Cheftrainer sein. Die Ablösung gilt als beschlossene Sache. „Ich habe es selber nicht gelesen. Aber ich bekomme natürlich das eine oder andere mit. Ich kann das nicht beeinflussen und muss mich auf das Spiel am Sonntag fokussieren. Wir werden uns dann am Montag zusammensetzen. Dann werden wir mehr wissen“, sagte Luhukay.

Was Luhukay bei St. Pauli bewirkt hat

Positive Details, so betonte der Trainer, müsse er bei dieser Analyse nicht in die Waagschale werfen, um die Vereinsführung womöglich doch von einer Fortsetzung der Zusammenarbeit zu überzeugen. Dann aber nannte er doch einige Punkte, die er für sich reklamiert. „Wir wollten einen Prozess mit einer neuen Strategie mit attraktivem und offensivem Fußball in Gang setzen. Das ist uns auch gut gelungen mit einem hohen Pressing“, sagte er.

Und weiter: „Es haben sich auch ältere Spieler noch weiterentwickelt, wie Buballa, Sobota und auch Möller Daehli. Dazu kamen unsere jungen Spieler wie Christian Conteh am Anfang der Saison und natürlich auch Finn Ole Becker im ersten halben Jahr mit einer fantastischen Entwicklung.“

Luhukay räumt Fehler ein

Unter dem Strich ist die sportliche Bilanz dennoch ernüchternd. Mit 1,13 Punkten pro Spiel weist Luhukay die schwächste Zweitliga-Ausbeute aller St.-Pauli-Trainer auf, die mehr als 20 Spiele im Amt waren. Dazu kamen seine fragwürdigen Aussagen und Verhaltensweisen, die zuletzt die Kritik an ihm immer größer werden ließen und eine weitere Zusammenarbeit extrem belasten würden.

„Natürlich habe ich auch Fehler gemacht“, gab sich Luhukay am Freitag ein wenig einsichtig, ohne aber konkret zu benennen, was er denn speziell damit meinte. „Ich analysiere für mich auch, was ich hätte anders machen können. Aber das mache ich auch nach jedem Spiel“, sagte er.

Luhukay wechselt den Torhüter

Das Spiel am Sonntag in Wiesbaden stellt die letzte Gelegenheit für Luhukay dar, ein Zweitligaspiel außerhalb Hamburgs mit St. Pauli zu gewinnen. Die Chance scheint, zumindest theoretisch, recht gut, da SVWW-Torjäger Manuel Schäffler, der allein 19 der insgesamt 40 Treffer seines Teams erzielt hat, gesperrt ist.

Doch auch Luhukay muss etliche potenzielle Startelfspieler ersetzen. Ebenfalls Gelb-gesperrt ist Spielmacher Waldemar Sobota. Verletzt fallen Verteidiger Daniel Buballa (Muskelfaserriss) und Stürmer Dimitrios Diamantakos (Wadenverletzung) ebenso aus wie die Offensivkräfte Ryo Miyaichi und Boris Tashchy (beide Knieprobleme).

Für die Besetzung der Torwart-Position deutete Luhukay derweil auf Abendblatt-Nachfrage an, dass Korbinian Mülle anstelle von Robin Himmelmann eingesetzt werden wird. „Korbi muss ich einen großen Dank aussprechen. Er hat eine vorbildliche Charakter-Einstellung gezeigt, hart und intensiv trainiert. Wir können es uns gut vorstellen, dass er aus großem Respekt und Dank noch einmal für uns auflaufen könnte“, sagte er.

Die voraussichtliche Aufstellung:

SV Wehen Wiesbaden: Lindner – Mrowca, Mockenhaupt, Dams, D. Franke – Gül, Chato – Kuhn, Aigner, Schwede – Kyereh.

FC St. Pauli: Müller – Zander, Östigard, Avevor, Ohlsson – Knoll - Viet, Benatelli, Becker – Veerman, Gyökeres.