Hamburg/Bochum. Der FC St. Pauli kann in der Zweiten Fußball-Bundesliga außerhalb der Stadtgrenzen nicht siegen. In Bochum gab es ein 0:2

„Wir kriegen es einfach nicht in den Griff“, haderte Robin Himmelmann nach dem Abpfiff. Es klang schon nach ein bisschen Verzweiflung, wie der Torwart des FC St. Pauli die 0:2-Niederlage am Freitagabend beim VfL Bochum analysierte. Mit dem „es“ war die eklatante Auswärtsschwäche seiner Mannschaft gemeint. Seit jetzt mehr als 15 Monaten hat die Mannschaft vom Millerntor nicht mehr außerhalb der Hamburger Stadtgrenzen gewonnen. Die Niederlage in Bochum war hochverdient, in jeder Hinsicht war St. Pauli dem VfL, der vor dem Spiel nur einen Punkt mehr aufgewiesen hatte, unterlegen.

Es war eine fatale Mischung aus Nachlässigkeiten in der Defensive und Harmlosigkeit im Angriff, die das Spiel der Hamburger in Bochum prägte. Dass St. Pauli zuvor dreimal in Folge im Ruhrstadion gewonnen hatte, erwies sich als nichts anderes als eine nutzlose Statistik. Ein plumpes Foul von Innenverteidiger Leo Östigard, das zum Strafstoß und zum frühen 0:1-Rückstand durch Robert Zulj (15.) führte, lenkte das Spiel in die für St. Pauli negative Richtung. Als der noch von seiner Knieverletzung offenbar gehandicapte Ryo Miyaichi bei einer Ecke seinen Gegenspieler Maxim Leitsch einfach in den Strafraum laufen ließ und dieser prompt den Ball auf den Fuß bekam (73.), war das Match praktisch schon entschieden.

FC St. Pauli verliert Auswärtsspiel gegen VfL Bochum

„Wir ärgern uns, dass wir jetzt punktlos viereinhalb Stunden im Bus sitzen werden“, sagte Himmelmann, der mit einigen guten Paraden sein Team vor weiteren Gegentoren bewahrt hatte. Statt sich über Punkte zu freuen, müssen er und seine Kollegen jetzt am Wochenende hoffen, dass die in der Tabelle noch hinter St. Pauli platzierten Teams möglichst keine Siege einfahren. Dabei wird der Kreis der Abstiegskandidaten immer kleiner, denn neben dem VfL Bochum entledigte sich am Freitagabend auch der SV Sandhausen mit dem 2:1-Sieg in Fürth seiner größten Sorgen.

„Wir haben uns schwer getan, ins Spiel zu kommen, unseren Rhythmus zu finden und uns Möglichkeiten herauszuspielen. Wir haben offensiv nicht den Schlüssel gefunden, um den Ausgleich zu erzielen“, analysierte St. Paulis Trainer Jos Luhukay, der seine Startformation gegenüber dem 1:1 in Karlsruhe vor einer Woche auf fünf Positionen verändert hatte. „Uns fehlte die Durchsetzungsfähigkeit“, resümierte er ernüchtert.

In den nun fünf Spielen nach der Corona-Zwangspause hat St. Pauli erst zwei Treffer erzielt. Einer davon reichte immerhin zum Sieg gegen Nürnberg. In den vier Spielen seither ist das Team sieglos. „Vor der Corona-Phase sind wir offensiv stark gewesen. Unsere Offensivspieler haben nicht die Form wie vor der Corona-Zeit. Man kann nur sehr fleißig sein, um sich seine Stärke zurückzuholen“, sagte Luhukay.

Trainer versucht, Selbstvertrauen zu vermitteln

Vor allem Torjäger Henk Veerman hat offenbar seine gute Verfassung komplett verloren. Selbst in der Schlussviertelstunde, für die er auf das Spielfeld kam, ging von ihm keinerlei Torgefahr aus. „Man kann nicht auf einen Knopf drücken. Wir müssen uns mit Geduld damit befassen“, sagte Luhukay und verteidigte die Umstellungen: „Die Formation war schon in Ordnung. Wir müssen sehen, wie die Form einzelner Spieler ist.“

Seine mutige Entscheidung, in Bochum den Talenten Marvin Senger (20) und Christian Viet (21) bei deren Profidebüts auch gleich das Vertrauen für die Startelf zu schenken, erwies sich als durchaus gelungen. Beide enttäuschten nicht und trauten sich zum Teil mehr zu als einige deutlich erfahrenere Akteure. „Beide haben mich nicht überrascht. Marvin hat Stabilität in die Verteidigung gebracht, und Christian war ein Unruheherd und hat mich absolut überzeugt“, sagte der Niederländer.

Trotz der Tabellensituation und der jüngsten Entwicklung versucht der Trainer weiter, Selbstvertrauen zu vermitteln. „Wir müssen nicht nach unten schauen. Ich habe keine Angst und habe das vollste Vertrauen in meine Mannschaft. Wir können es selber richten“, sagte er nach der inzwischen elften Niederlage der Saison. Es klang wie das Pfeifen im dunklen Wald.