Darmstadt. Die Hamburger verschießen einen Elfmeter, verlieren verdient und befinden sich im Abstiegskampf. Trainer Luhukay ist bedient.

Vorne harmlos, hinten ohne Gegenwehr: Der FC St. Pauli hat auch in der Höhe verdient mit 0:4 (0:1) bei Darmstadt 98 verloren und dabei eindrucksvoll gezeigt, wie man in der Zweiten Liga nicht auftreten sollte. Die Hamburger hatten zwar deutlich mehr Ballbesitz (58 Prozent) als die Gastgeber (42), strahlten aber über die gesamte Spieldauer kaum Torgefahr aus.

"Uns hat die Gewinnermentalität gefehlt", klagte St. Paulis Coach Jos Luhukay. "Wir haben die Gegentore viel zu leicht zugelassen, waren defensiv viel zu passiv und offensiv nicht zielstrebig genug.“

Selbst Darmstadts Elfmetergeschenk in der Nachspielzeit verwertete der eingewechselte Dimitrios Diamantakos nicht. Der Grieche schoss kläglich am Tor vorbei. Eine symbolische Szene für einen komplett gebrauchten Nachmittag aus Sicht des Kiezclubs. "Dass Dimi den Elfmeter daneben schießt, passt in das Bild, das wir heute gezeigt haben", sagte Luhukay.

St. Paulis Abwehr hält Sicherheitsabstand

Ganz anders präsentierten sich die von HSV-Ex-Profi Dimitrios Grammozis trainierten Lilien, für die Mathias Honsak (7.), Yannick Stark (74.), Marvin Mehlem (79.) und Victor Palsson (89.) die Tore erzielten. Darmstadt, neuer Tabellenfünfter, wirkte galliger und robuster. Bei Ballgewinnen spielte die Heimelf zielstrebig nach vorne, was St. Paulis überforderte Innenverteidigung um Lawrence und Östigard vor teilweise arge Probleme stellte.

Den Corona-bedingten Mindestabstand, der außerhalb des Spielfeldes gilt, nahmen St. Paulis Defensivspieler an diesem Sonnabend etwas zu wörtlich.

St. Pauli befindet sich im Abstiegskampf

In der Tabelle muss der auf Rang 10 geführte FC St. Pauli nun wieder verstärkt den Blick auf den Rückspiegel setzen. Der Vorsprung auf den Relegationsplatz beträgt fünf Punkte. Ein Polster, das schnell verspielt werden kann. Zumal nun die englische Woche mit zwei schwierigen Aufgaben ansteht. Zunächst gegen Aufstiegsaspirant Heidenheim (Mittwoch) und am kommenden Sonnabend auswärts beim abstiegsgefährdeten Karlsruher SC, für die es bereits um alles oder nichts geht.

Für St. Paulis Trainer Jos Luhukay steht nun viel Arbeit an, um seine Mannschaft wieder auf ein konkurrenzfähiges Zweitliganiveau zu bringen. "Vielleicht ist das einzig Gute heute, dass wir alles auf einmal hatten, dass wir daraus die Lehren für die nächsten Wochen ziehen. Wir müssen uns steigern“, sagte Torhüter Robin Himmelmann. „Das Ziel ist, am Ende der englischen Woche ein größeres Polster auf die unteren Ränge zu haben als jetzt.“

Luhukay sorgt für Novum

St. Pauli wechselte als erstes Profiteam gleich vier Spieler auf einmal aus.
St. Pauli wechselte als erstes Profiteam gleich vier Spieler auf einmal aus. © Witters

Als schwacher Trost bleibt dem Kiezclub, für ein Novum im deutschen Profifußball gesorgt zu haben. Mitte der zweiten Halbzeit wechselte Trainer Luhukay vier Spieler gleichzeitig aus. In der 61. Minute gingen Borys Tashchy, Daniel Buballa, Viktor Gyökeres und Rico Benatelli vom Platz und wurden durch Johannes Flum, Henk Veerman, Diamantakos und Luis Coordes ersetzt.

„Wenn man das so sehen will, dann habe ich das Spiel verloren", antworte Luhukay auf die Frage, ob er sich für die falsche Startelf entschieden habe.

Doch das glücklichere Händchen beim Wechseln hatte Grammozis: Die eingewechselten Stark und Mehlem sorgten für die Entscheidung.

Die Statistik

Darmstadt: Schuhen – Patrick Herrmann, Dumic, Rapp, Holland – Schnellhardt (75. Tobias Kempe), Palsson – Heller (75. Mehlem), Honsak (75. Paik), Skarke (66. Stark) - Platte (61. Dursun). – Trainer: Grammozis

St. Pauli: Himmelmann – Ohlsson, Östigard, Lawrence, Buballa (61. Veerman) – Benatelli (61. Coordes) – Sobota, Knoll (77. Becker) – Miyaichi, Gyökeres (61. Diamantakos) – Tashchy (61. Flum). – Trainer: Luhukay

Schiedsrichter: Benedikt Kempkes (Thür)

Tore: 1:0 Honsak (7.), 2:0 Stark (74.), 3:0 Mehlem (78.), 4:0 Palsson (89.)

Zuschauer: keine

Beste Spieler: Palsson, Herrmann - Gyökeres, Miyaichi

Gelbe Karten: – Buballa (3), Östigard (5)

Besondere Vorkommnisse: Diamantakos schießt Handelfmeter neben das Tor (90.+1), Aufgrund der Corona-Pandemie wurde das Spiel ohne Zuschauer ausgetragen.

Torschüsse: 21:13

Ecken: 5:8

Ballbesitz: 42:58 %