Hamburg. Mitglieder stimmen für Frauenquote. Präsidium muss nun einen Plan für die Umsetzung auf “Direktor*innenebene“ entwickeln.

Von den ursprünglich 738 Mitgliedern hatten mehr als die Hälfte längst die Messehalle B6 verlassen, als es bei der Hauptversammlung des FC St. Pauli endlich dazu kam, dass über die brisantesten Anträge diskutiert und abgestimmt wurde.

Gleich zweimal versuchte das frühere Aufsichtsratsmitglied Holger Scharf noch, per Geschäftsordnungsantrag angesichts der immer geringeren Zahl von Anwesenden ein vorzeitiges Ende der Versammlung zu erwirken. Doch die, die schon so lange ausgeharrt hatten, wollten mehrheitlich bleiben und die Sache zu einem Ende bringen.

St. Pauli muss die Satzung ändern

So war es schon weit nach Mitternacht, als etwa der Antrag zur „Förderung von Frauen in allen Gremien des FC St. Pauli“ begründet, vom Präsidium ausdrücklich unterstützt und schließlich mit sehr großer Mehrheit bei nur fünf Neinstimmen beschlossen wurde.

Das Präsidium hat nun den Auftrag, innerhalb eines Jahres die Möglichkeiten dafür zu schaffen, dass bei den künftigen Wahlen – 2021 zum Präsidium, 2022 zum Aufsichtsrat – „eine geschlechtsparitätische Besetzung“ dieser Führungsgremien erreicht wird. Die dafür nötigen Satzungsänderungen sollen ebenfalls bei der Mitgliederversammlung 2020 vorgestellt werden.

Bis 2025 muss Plan für Direktorinnen stehen

Derzeit sind mit der Aufsichtsratsvorsitzenden Sandra Schwedler und der Vizepräsidentin Christiane Hollander zwei Frauen in den beiden ehrenamtlichen Führungsgremien im Amt. Dazu kommen insgesamt zehn Männer.

Zudem soll das Präsidium jetzt einen Plan entwickeln, wie bis 2025 auf der „Direktor*innenebene“ eine 50-prozentige Frauenquote erreicht werden kann. Heute sind auf dieser höchsten hauptamtlichen Ebene des FC St. Pauli sechs Männer tätig.

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Werbung für Suchtmittel weiter erlaubt

Keine Mehrheit fand hingegen der Antrag, auf jegliche Werbung für Suchtmittel wie Alkohol, Tabak und Sportwetten zu verzichten. Derzeit hat der FC St. Pauli drei große und einen kleineren Sponsor aus diesen Bereichen. Präsident Oke Göttlich verwies auf die einzuhaltende Vertragstreue. „Mit diesem Antrag würden wir unglaubwürdig werden“, sagte er und erwähnte die Einnahmen durch diese Sponsoren.

„Wenn wir diesen Antrag beschließen, wäre das ein fatales Zeichen für Banken, mit denen wir zusammenarbeiten“, sagte er. Ein Verzicht auf Millionen könne die Bonität infrage stellen. Gleichzeitig bot Göttlich an, einen Dialog mit den Antragstellern zu führen, wie deren Forderungen mittelfristig umgesetzt werden könnten.

Auch die Forderung nach rauchfreien Zonen auf allen Stadiontribünen wurde abgelehnt. „Ich bin gegen Bestimmungen, die nicht durchführbar sind. Es ergibt wenig Sinn, auf einer voll besetzten Tribüne einen Raucher durch Ordner herausziehen zu lassen“, sagte St. Paulis Sicherheitschef Sven Brux dazu.