Hamburg. Er war der Enkel eines Gründungsmitglieds, als Vize ordnete er die Finanzen und überraschte die Fans. Jetzt starb der Banker im Urlaub.
Hamburg hat einen großen Sportsmann und Banker verloren: Tjark Woydt, langjähriger Vizepräsident des FC St. Pauli, ist im Alter von 76 Jahren im Urlaub auf Madeira verstorben.
In seiner Amtszeit von 2010 bis 2014 stellte der Finanzfachmann den notorisch klammen Kiezclub auf eine solide Finanzbasis, auf seine Initiative hin legte der Verein seine erfolgreiche Fananleihe über acht Millionen Euro auf.
Woydts Großvater war Mitbegründer des FC St. Pauli
Auch nach seiner Zeit im Präsidium, das er aus Altersgründen verlassen musste, engagierte er sich für den FC St. Pauli – etwa als Vorstand im "1910 – Museum für den FC St. Pauli“.
Dem amtierenden Vorstand stand Woydt, dessen Großvater 1910 den Verein mitbegründet hatte, mit Rat und Tat zur Seite. Dazu gehörten auch kritische, aber in der Sache konstruktive Anmerkungen. Er rief vor knapp sieben Jahren – gegen manche Widerstände – auch das Benefiz-Golfturnier auf Gut Kaden ins Leben, das inzwischen jährlich mehr als 30.000 Euro für soziale Zwecke einbringt.
Ein sichtlich getroffener Präsident Oke Göttlich sagte am Mittwochabend bei der Mitgliederversammlung des Vereins: "Diese Nachricht hat mich hart getroffen. Ruhe in Frieden, lieber Tjark. Danke für alles!"
Woydt war im Schifffahrtsgeschäft tätig
Woydt war nicht nur FC St. Pauli, er war auch ein Vertreter der Hamburger Wirtschaft par excellence – lange Zeit war er in hochrangiger Position für die Deutschen Bank im Schifffahrtsgeschäft tätig, so von 1995 bis zum Erreichen der Altersgrenze 2008 als Vorstand der konzerneigenen Schiffshypothekenbank zu Lübeck AG.
Bis zuletzt war er als Berater tätig und arbeitete regelmäßig in seinem Büro am Kajen. Viele Jahre engagierte er sich darüber hinaus im Wirtschaftsrat der CDU.
Woydt schlug auch Brücken zur Fanszene
Tjark Woydt konnte mit seinem einnehmenden Wesen Brücken zwischen den Welten schlagen – er nahm Wirtschaftsführer mit ans Millerntor und erschütterte in der Fanszene manche Zerrbilder vom bösen Banker.
Er liebte es, verschiedene Menschen zusammenzubringen – über die Grenzen von Alter, Sozialisation und Weltsicht hinweg. Der begeisterte Tennis- und Golfspieler lebte in Groß Flottbek, aber hatte St. Pauli im Herzen. "Ich habe es gelernt, in diesem basisdemokratisch geprägten Club zurechtzukommen. Diese Erfahrung wünsche ich vielen, die es sonst nur gewohnt sind, in hierarchisch geführten Unternehmen zu arbeiten", sagte er einmal.
In der Nacht zum Mittwoch starb Tjark Woydt nach langer schwerer Krankheit und doch für viele seiner Freunde überraschend, sein Terminkalender für die kommenden Wochen war voll. Tjark Woydt hinterlässt seine Ehefrau, zwei Söhne und Enkelkinder.