Hamburg. St. Paulis Außenstürmer Ryo Miyaichi formuliert nach zuletzt elf Punkten aus fünf Spielen überraschend deutlich seine Ambitionen.
Am Tag nach dem 2:0-Heimsieg gegen den SV Sandhausen und dem damit verbundenen Sprung auf den sechsten Tabellenrang, der die bisher beste Platzierung in dieser Zweitligasaison bedeutet, hatte auch St. Paulis Außenstürmer Ryo Miyaichi beste Laune. Sein freundliches Lächeln, das ohnehin ein Markenzeichen des 26 Jahre alten Japaners ist, wirkte noch ein bisschen natürlicher und noch mehr aus seinem tiefsten Inneren kommend als sonst.
Mit dem Erfolg und der guten Laune ist auch Miyaichis Selbstbewusstsein weiter gewachsen. Beim 1:1 in Osnabrück vor neun Tagen traute er sich einen Torschuss mit seinem schwächeren linken Fuß zu, als er von Mittelstürmer Dimitrios Diamantakos im Strafraum angespielt wurde – und erzielte prompt seinen ersten Saisontreffer. Gegen Sandhausen bereitete er mit einem Doppelpass mit Mats Möller Daehli und einem mustergültigen Zuspiel von der Grundlinie auf Viktor Gyökeres den Treffer zum 2:0 vor.
Miyaichi strotzt vor Selbstvertrauen
Nur mit einem eigenen Treffer klappte es gegen Sandhausen nicht, obwohl er in der Schlussphase allein vor Torwart Martin Fraisl auftauchte. Der Schuss durch die Beine des Keepers war zwar frech, aber erfolglos, weil Fraisl den Ball noch mit der Hacke ablenkte. „Ich habe in der Situation zu viel darüber nachgedacht, was ich machen soll“, gab er am Montag zu – und konnte auch darüber lächeln, weil der bereits dritte Heimsieg der Saison nicht in Gefahr geriet.
Am Ende des Gesprächs am Montag gab Miyaichi noch eine verbale Kostprobe seines derzeitigen Selbstvertrauens. „Der Trainer hat vom ersten Tag an gesagt, dass er in zwei Jahren in die Erste Liga will. Ich will auch mit dieser Mannschaft in die Bundesliga aufsteigen. Das ist ein langer Weg, aber wenn wir in der ganzen Saison so gut spielen wie gestern, haben wir die Möglichkeit dazu“, sagte Miyaichi. „Aber erst einmal ist nur das nächste Spiel in Nürnberg wichtig.“
Ein Tor und zwei Assists
Mit elf Punkten aus den jüngsten fünf Spielen ist St. Pauli hinter dem VfB Stuttgart (13 Punkte) die zweiterfolgreichste Zweitligamannschaft in diesem Zeitraum. Dazu ist man sogar das einzige Team der Liga, das in allen bisherigen acht Punktspielen immer mindestens ein Tor erzielt hat. Die 13 Treffer verteilen sich auf acht verschiedene Torschützen, was Unberechenbarkeit dokumentiert.
Als einer der ganz wenigen Trainer hat Jos Luhukay gerade erst wieder konkrete Zahlen genannt, was er von seinen Offensivspielern erwartet. „Ryo ist einer, der am Ende der Saison auf vier bis acht Tore und dazu auf vier bis acht Torvorlagen kommen kann. Diese Quote brauchen wir auch“, hatte er schon vor dem Sandhausen-Spiel gesagt. „Das ist machbar für mich. In der vergangenen Saison hatte ich fünf Tore“, sagte Miyaichi. Eine Torvorlage war ihm nicht gelungen. Jetzt, nach acht von 34 Spielen, kommt er auf ein Tor und zwei Assists.
Ein wesentlicher Faktor in Miyaichis Spiel war schon immer seine Schnelligkeit. Jüngst wurde er bei einem Sprint in Osnabrück mit 35,17 Kilometern pro Stunde gemessen, dem bisherigen Bestwert in der gesamten Liga. „Ich bin froh, dass ich auch nach zwei Kreuzbandrissen und fast einem dritten so schnell bin“, sagte er.
Torwart Svend Brodersen, der sich einen Schlüsselbeinbruch zugezogen hatte, wurde am Montag operiert. Im Training half U-17-Schlussmann Viktor Weber aus. Bei Abwehrspieler James Lawrence haben sich die muskulären Probleme im Oberschenkel leicht gebessert. Dies ergab eine MRT-Untersuchung. Sein Einsatz am Sonntag in Nürnberg ist aber fraglich.