Hamburg. Eigentlich wollte der FC St. Pauli, der am Sonnabend in Dresden spielt, den Kader auf unter 30 Spieler verkleinern.

Der erste Arbeitstag beim FC St. Pauli war für Sebastian Ohlsson entspannt. Während der am Donnerstag verpflichtete Youba Diarra (21) mit den Spielern, die nicht im Kader für das Auswärtsspiel an diesem Sonnabend bei Dynamo Dresden (13 Uhr, Sky und Abendblatt-Liveticker) stehen, eine Einheit absolvierte, durfte der 26-Jährige – für 280.000 Euro vom IFK Göteborg verpflichtet – erst einmal ankommen und alles kennenlernen. Die Neuzugänge sieben und acht haben die Reise in den Osten nicht mit angetreten. „Sie werden erst am Montag ins Mannschaftstraining einsteigen und somit zum Team dazustoßen“, erklärte Trainer Jos Luhukay.

35 Spieler stehen im Kader

Ohlsson, der einen Vertrag bis zum 30. Juni 2021 unterschrieb, soll wie Diarra am Mittwoch (12 Uhr) beim Testspiel gegen den dänischen Erstligaclub Aalborg BK mit der sportlichen Integration beginnen und im Stadtderby gegen den HSV (16. September) erstmals in einem Pflichtspiel im Kader stehen.

Ob bis dahin noch weitere Personalveränderungen anstehen, wollte der 56-Jährige nicht final prognostizieren. „Am 2. September wissen wir, wie sich die Dinge darstellen. Die Positionen, die wir im Auge hatten, haben wir besetzt. Damit sind wir sehr zufrieden“, sagte der 56-Jährige über den letzten Tag der Transferperiode am kommenden Montag. Aktuell stehen nach der Verpflichtung von Rechtsverteidiger Ohlsson 35 Spieler im Kader. Kein Team in der Zweiten Liga hat mehr Spieler unter Vertrag. Dabei hatte Sportdirektor Andreas Bornemann bei seiner Vorstellung Anfang Juni noch betont, dass der Kader nicht so groß werden solle.

Überangebot im zentralen Mittelfeld

„Man muss schauen, wie viele Spieler tagtäglich zur Verfügung stehen“, rechtfertigte sich Luhukay. „Das waren gerade in der Vorbereitung nicht 35 Spieler. Häufig hatte ich maximal 13 oder 14 Profis zur Verfügung, die wir durch Jungs aus der U 23 und U 19 ergänzen mussten. Wenn aber alle Spieler gesund sind, müssen wir Entscheidungen treffen“, sagte der Niederländer, der darauf verwies, dass europäische Topteams häufig bis zu 50 Spieler im Kader haben.

Nun ist St. Pauli von einer europäischen Topmannschaft so weit entfernt wie US-Präsident Donald Trump von einem normalen Politiker. Deshalb ist es längst kein Geheimnis mehr, dass der große Kader dazu führen könnte, dass durchaus Spieler mit prominenten Namen auf das fußballerische Abstellgleis rutschen könnten.

Gerade im zentralen Mittelfeld herrscht nach dem von RB Salzburg ausgeliehenen Diarra ein Überangebot. Mit Marvin Knoll, Ersin Zehir, Niklas Hoffmann, Finn-Ole Becker, Mats Möller Daeh­li, Waldemar Sobota, Johannes Flum, Christopher Buchtmann und Rico Benatelli sind zehn Spieler für drei Positionen im Aufgebot. Gerade das letztgenannte Trio hatte unter Luhukay bisher einen schweren Stand.

Viele junge Spieler im Kader

Buchtmann durfte sich am vergangenen Montag beim 2:1-Sieg gegen Kiel nicht einmal warmlaufen. Und auch Benatelli und Flum spielen in den aktuellen Planungen des Trainers offenbar keine Rolle. „Nein“, antwortete der St.-Pauli-Trainer kurz und knapp auf die Frage, ob der von einem Muskelfaserriss genesene Benatelli, der in der vergangenen Woche 90 Minuten für die U 23 absolviert hatte, eine Alternative für das Dresden-Aufgebot sei. Fünf Worte mehr hatte Luhukay immerhin für Johannes Flum, der nach einer Knieoperation im Sommer wieder vollständig im Training ist, übrig: „Er ist auch nicht im Kader.“

Bislang ist kein Spieler auf die sportliche Führung zugekommen, um auf einen Wechsel zu drängen. Luhukay verweist auf die vielen jungen Spieler, die derzeit im Kader stehen. Eine Möglichkeit, um dem großen Aufgebot Herr zu werden, wäre es, die Talente wieder in die jeweiligen Nachwuchsmannschaften zurückzuschicken. Sofern es nicht doch noch Abgänge auf den letzten Drücker gibt. Doch gerade die Youngster machen beim Kiezclub Spaß. „Die Konkurrenzsituation belebt das Geschäft. Kein Spieler kann sich ausruhen und denken, er hat seine Position sicher“, sagte Luhukay und ergänzte: „Wir waren in der Kommunikation immer offen zur Mannschaft. Jeder wusste, dass wir den Kader noch qualitativ verbessern wollen“, erklärte Luhukay. Allein den Beweis, dass die sieben Neuzugänge die Qualität wirklich dauerhaft anheben, muss erst noch erbracht werden.

Trainer Luhukay coacht auf Deutsch und Englisch

Nach dem Spiel bei Dynamo Dresden hat Trainer Luhukay durch die Länderspielpause zwei Wochen Zeit, die neuen Profis zu integrieren. Zudem stehen die ersten Deutschstunden für die neuen Spieler auf dem Programm. Bislang wechselt der St.-Pauli-Trainer in seinen Ansprachen auf dem Trainingsplatz und in der Kabine zwischen Deutsch und Englisch hin und her. „Wir versuchen in erster Linie, so viel wie möglich Deutsch zu sprechen. Bei Einzelgesprächen geht es dann über ins Englische, damit die Spieler die Begriffe besser verstehen und das umsetzen, was wir uns vornehmen“, gab Luhukay Einblicke in sein Coaching.