Dimitrios Diamantakos per Doppelpack und Waldemar Sobota treffen bei über 30 Grad. Kiezclub in Hälfte zwei in Überzahl.
Die Ernüchterung war groß, als sich die Spieler des FC St. Pauli nach dem 3:3 (1:3) bei Dynamo Dresden von den 1800 mitgereisten Fans aufmuntern ließen. Die Kiezkicker gaben nach einer starken ersten Halbzeit eine 0:3-Führung noch aus der Hand, und mussten sich am Ende mit einem 3:3 begnügen. Somit gehen die Kiezkicker mit einem schlechten Gefühl in die anstehende zweiwöchige Länderspielpause, ehe in zwei Wochen (16.9.) der große Nachbar HSV im Stadtderby wartet. "Wir machen 35 Minuten ein überragendes Auswärtsspiel, dann lassen wir uns zu tief fallen. Wir müssen uns an die eigene Nase fassen, dass wir zwei Punkte verloren haben", ärgerte sich Torhüter Robin Himmelmann, der bei zwei Gegentoren schlecht aussah.
Trainer Jos Luhukay wollte seinen Spielern keinen großen Vorwurf machen. Er lobte viel mehr den Auftritt seiner Profis bei heißen Temperaturen. "Unterm Strich muss ich beiden Mannschaften ein Kompliment machen. Bei so einer Hitze haben beide nicht aufgegeben. Mein Team hat auch nach dem 3:3 noch einmal alles versucht.“, erklärte Luhukay und ergänzte: "Über 90 Minuten gesehen haben wir ein sehr gutes Auswärtsspiel an den Tag gelegt, nehmen aber erneut nicht das Ergebnis mit, was wir uns gewünscht haben. Der Plan, den wir hatten, ist in der ersten Halbzeit komplett aufgegangen“, sagte der Trainer.
Es war eine klare Botschaft, die der Niederländer am Freitagmittag vor der Abreise nach Dresden gewählt hatte: "Kein Spieler kann sich ausruhen und denken, er hat seine Position sicher. Jeder muss sehr hart und intensiv dafür arbeiten, um einen Kaderplatz oder einen Platz in der Startelf zu bekommen", sagte der Trainer des FC St. Pauli. Und er hielt Wort. Auch vor dem Spiel bei Dynamo Dresden überraschte der 56 Jahre alte Niederländer bei der Startaufstellung.
Carstens und Sobota rückten in die Mannschaft
Taktisch setzte Luhukay in Dresden wie in der zweiten Hälfte gegen Kiel auf eine Viererkette mit Ryo Miyaichi, James Lawrence, Florian Carstens, der den Vorzug vor Jan-Philipp Kalla erhielt, und Daniel Buballa. U-23-Profi Niklas Hoffmann rückte zudem für den gesperrten Matt Penney (21) in die Startformation. Überraschend musste auch Shootingstar Christian Conteh, der am vergangenen Montag gegen Kiel noch Torschütze war, zunächst auf die Bank. Für den 20-Jährigen spielte Waldemar Sobota. Vor der Partie erklärte Sportdirektor Andreas Bornemann indes bei „Sky“, dass der Club plant, den Amateurvertrag von Conteh so schnell wie möglich in einen Profikontrakt umzuwandeln und „die Laufzeit anzupassen“, wie es Bornemann sagte. Angeblich hat St. Pauli sogar eine Option auf Conteh. „Über Vertragsinhalte reden wir nicht“, sagte der Sportdirektor.
St. Pauli mit starker Effizienz in Dresden
Deutlich heißer als der Vertragspoker mit Conteh werden wird, waren die Bedingungen es im Rudolf-Harbig-Stadion. Bei über 30 Grad lieferten sich beide Clubs eine Hitzeschlacht, in der St. Pauli den besseren Start hatte. Nach einer Ecke von Mats Möller Daehli stand Stürmer Dimitrios Diamantakos am zweiten Pfosten frei und konnte sehenswert zum 1:0 einschießen. In der Folge übernahm das Luhukay-Team zunehmend die Partie. Eine tolle Kombination über Marvin Knoll, Diamantakos und Möller Daehli vollendete Startelf-Rückkehrer Sobota in Minute 16 zum 2:0.
Die Dresdner waren von dem frühen Doppelpack der Hamburger geschockt. Die Gastgeber taten sich gegen gut organisierte und aggressive St.-Pauli-Profis schwer. Torhüter Robin Himmelmann erlebte dadurch einen ruhigen Nachmittag. Und der Schlussmann konnte genießen, wie seine Vorderleute Dresden im eigenen Stadion demütigte. Praktisch ohne Gegenwehr konnte Diamantakos nach einem schönen Pass von Möller Daehli, der alle drei Treffer vorbereitete, in der 29. Minute zum 3:0 einschieben. Eiskalte Effizienz bei glühend heißen Temperaturen. Dynamos Leistung wurde vom eigenen Anhang mit Pfiffen quittiert.
Dynamo zeigte bei über 30 Grad Moral
Lediglich einen gefährlichen Schuss von Ioannis Nikolaou (38.) ließen die Hamburger zu. Und eben jener Nikolaou traf zwei Minuten später nach einer Ecke von Chris Löwe per Kopf zum 1:3. Der St.-Pauli-Keeper beschwerte sich, dass er bei dem Gegentor behindert worden sei. Doch Schiedsrichter Benjamin Cortus bekam kein Signal vom Videoassistenten, und gab den Treffer. Auch wenn Dresden durch den Anschlusstreffer neues Leben bekam, gingen die Hamburger mit einer verdienten Zweitoreführung in Pause.
Nach dem Seitenwechsel setzte Dresden die Hamburger sofort unter Druck. Einen Schuss von Jeremejeff (54.) konnte Himmelmann noch parieren. Gegen den Anschlusstreffer von Nikolaou (55.) war aber auch St. Paulis Schlussmann ohne Chance. Neuzugang Lawrence hatte zuvor im Zweikampf nicht gut ausgesehen.
Conteh brachte neuen Schwung in der Schlussphase
St. Pauli ließ sich zunehmend in die eigene Hälfte drängen. Erst mit der Einwechslung von Conteh konnten sich die Gäste immer wieder Konterchancen. In der 65. Minute traf der gebürtige Hamburger das Außennetz, kurze Zeit später wurde er in letzter Sekunde noch geblockt.
Und so wurde es eine Nervenschlacht, in der Dresdens Routinier Patrick Ebert per Freistoß (78.) nur um Zentimeter den Ausgleich verpasste. In der Schlussphase brachte Luhukay mit Leo Östigard einen Debütanten. Die Leihgabe von Brighton & Hove Albion sollte die Führung mit über die Zeit bringen. Und danach sah es lange aus. Zumal Dynamos Doppeltorschütze Nikolaou in der 82. Minute nach einem brutalen Foul an Conteh mit der Roten Karte vom Platz musste. Schiedsrichter Cortus hatte für das Einsteigen von hinten zunächst nur die gelbe Karte gezeigt. Auf Anraten des Videoschiedrichters änderte der Unparteiische aber seine Entscheidung.
Rote Karte für Dresdens Nikolaou brachte keine Sicherheit
Unmittelbar nach dem Platzverweis fühlte sich St. Pauli wohl zu sicher. Nach einem Steilpass kam Torhüter Himmelmann mit schlechtem Timing aus seinem Strafraum, sodass der kurz zuvor eingewechselte Moussa Koné den Schlussmann umkurven und zum Ausgleich vollenden konnte. "Das geht auf meine Kappe. Da müssen wir nicht diskutieren", gestand Himmelmann offen ein.
Und St. Pauli hatte Glück, dass es in der Nachspielzeit nach einem Foul von Buballa an Luka Stor keinen Elfmeter gab. Das 3:3 fühlte sich aber auch so wie eine Niederlage an.