Hamburg. James Lawrence verleiht eine ikonische Nummer Rückenwind. Während der Matchwinner stolz salutiert, benötigt Matthew Penney Trost.

Nach seinem Traumdebüt sprudelten die Eindrücke nur so aus James Lawrence heraus. "Es war ein fantastisches Gefühl auf dem Platz. Die Fans haben das ganze Spiel über gesungen, in allen Ecken des Stadions", sagte der Neuzugang des FC St. Pauli, der gleich beim ersten Zweitligaauftritt zum Helden avancierte: "Genau so habe ich es mir vorgestellt. Ich wollte mein Bestes geben und der Mannschaft helfen zu gewinnen.“

Lawrence war erst vier Tage vor dem 2:1 (0:0)-Erfolg gegen Holstein Kiel von RSC Anderlecht ausgeliehen worden und lieferte im Nordduell direkt das ganze Paket ab. Als Innenverteidiger strahlte der walisische Nationalspieler Sicherheit aus, im gegnerischen Strafraum brach er mit seinem Kopfballtreffer zur Führung (49.) den Bann. Christian Conteh (66.) erhöhte für den Gastgeber, Makana Baku (81.) sorgte noch für Spannung.

Lawrence salutierte seinem Großvater

"Die Mannschaft hat die 100-Prozent-Grenze bis zum Gehtnichtmehr ausgehalten“, sagte St. Paulis Trainer Jos Luhukay, der einräumte, dass Kiel in der zweiten Hälfte die bessere Mannschaft war. Doch jubeln durften am Ende die Kiezkicker um Lawrence. "Für ihn war es fantastisch", sagte Luhukay, der viel Erleichterung nach dem ersten Saisonsieg verspürte.

Für den Torschützen selbst fiel auch in anderer Hinsicht eine Last ab. "Der Treffer war für meinen Großvater", berichtete der 27-Jährige bei Sky. Dieser sei im vergangenen Jahr verstorben, seither hatte er auf diesen Moment und die Möglichkeit gewartet, ihm auf dem Platz posthum Ehre zu erweisen. Dies tat Lawrence schließlich per militärischem Gruß. Erklärung: "Mein Opa hat in der Armee gedient."

Auch der Enkel bewies bei seinem Debüt am Millerntor Disziplin. Hinten organisierte der neue Abwehrchef die Defensive und strahlte Ruhe und Souveränität aus. Und vorne sorgte der Waliser per Kopf für die Führung.

James Lawrence (l.) beim Gruß an den Opa – in den vergangenen beiden Spielzeiten hatte der Abwehrhüne jeweils nur einen eigenen Pflichtspieltreffer bejubelt.
James Lawrence (l.) beim Gruß an den Opa – in den vergangenen beiden Spielzeiten hatte der Abwehrhüne jeweils nur einen eigenen Pflichtspieltreffer bejubelt. © Witters

Lawrence mit "Stanis" Nummer – ungefragt?

Ein Traumstart für den Neuzugang, der beim Kiezclub mit der eigentlich "heiligen" 21 auf dem Rücken aufläuft. Die Nummer hatte einst Holger Stanislawski getragen – zu seinem Abschied im Jahr 2011 war "Stani" eigentlich zugesichert worden, die Nummer nicht ohne sein Einverständnis neu zu vergeben. Ein Versprechen, das nach der Verpflichtung von Lawrence nach Darstellung der Bild-Zeitung gebrochen wurde.

Den aktuellen Mitspielern dürfte es egal sein, Daniel Buballa lobte Lawrence nach der Partie über den grünen Klee. "James ist brutal konstant. Er bringt uns enorme Sicherheit in der Kette hinten durch seine Erfahrung, durch seine Spielstärke und seine Robustheit“, sagte der Kapitän Buballa. Und wie fand der so Gelobte selbst seine Premiere? "Ich wollte hierherkommen, mein Bestes geben und dem Team helfen zu gewinnen.“ Und das sei das gewesen, was auch passiert sei.

Penney wird nach Platzverweis aufgebaut

Deutlich unglücklicher verlief indes das Debüt für St. Paulis zweiten neuen Briten: Matthew Penney musst kurz vor dem Abpfiff mit Gelb-Rot vom Platz (90.+3).

Der von Sheffield Wednesday geholte Engländer war auf der linken Seite zwar bemüht, doch einiges misslang. Man merkte dem 21-Jährigen an, dass er kaum Zeit hatte, das Zusammenspiel mit den neuen Teamkollegen einzustudieren.

Zu allem Überfluss flog Penney in der Nachspielzeit wegen Ballwegschlagens. "Unglücklicher kann ein Spiel nicht zu Ende gehen“, sagte Trainer Jos Luhukay. Aufmunterung für Penney kam von Sportchef Andreas Bornemann, der sagte, es lohne sich, mit dem "engagierten Jungen“ zu arbeiten: "Er wird die Zeit kriegen."

Die Statistik:

St. Pauli: Himmelmann – Kalla (46. Lankford), Lawrence, Buballa – Miyaichi, Becker (67. Hoffmann), Knoll, Penney – Möller Daehli – Diamantakos, Conteh (84. Sobota). – Trainer: Luhukay

Kiel: Reimann – Ignjovski, Neumann, Wahl, van den Bergh – Mühling, Sander (27. Serra) – Lauberbach (46. Atanga, 85. Khelifi), Salih Özcan, Baku – Lee. – Trainer: Schubert

Schiedsrichter: Markus Schmidt (Stuttgart)

Tore: 1:0 Lawrence (49.), 2:0 Conteh (66.), 2:1 Baku (81.)

Zuschauer: 29.546 (ausverkauft)

Gelbe Karten: Kalla, Miyaichi (2) – Ignjovski, Wahl, van den Bergh

Gelb-Rot: Penney wegen unsportlichen Verhaltens (90.+3)

Torschüsse: 11:13

Ballbesitz: 46:54 %