Hamburg. Kaum Klamauk bei der Saisoneröffnung des FC St. Pauli. Im Test beim SC Heerenveen gab es ein lehrreiches 1:1.

Die Ankündigung hörte sich vielversprechend an. „Showtraining im Millerntor-Stadion“ war der vermeintlich zentrale Programmpunkt bei der offiziellen Saisoneröffnung des FC St. Paulis am Sonntag, gut eine Woche vor dem ersten Zweitligamatch der neuen Spielzeit am kommenden Montagabend (20.30 Uhr) bei Arminia Bielefeld.

Beim Begriff Showtraining erinnern sich ältere Hamburger Fußballanhänger an einen Elefanten, der den vermeintlichen Stareinkauf auf das Spielfeld trägt, und an eine Band, die auf einer Bühne im Mittelkreis ihre Songs vorträgt, während drum herum ein Trainingsspiel abläuft.

Ganz normales Training

Natürlich gab es am Sonntagvormittag nichts dergleichen zu sehen, die Zeiten haben sich geändert, und überhaupt hatten die beschriebenen Skurrilitäten ja auch beim anderen Verein stattgefunden, seinerzeit noch im Rothenbaum-Stadion. Dennoch hätte es am Sonntag am Millerntor durchaus ein bisschen mehr Unterhaltung für die rund 1000 St.-Pauli-Anhänger sein dürfen, die sich auf der Haupttribüne eingefunden hatten, um die Saisoneröffnung ihres Lieblingsclubs, die diesmal ohne Testspiel über die Bühne ging, mitzuerleben.

So aber gab es im Grunde ein ganz normales Training am Tag nach einem Spiel zu sehen. Einlaufen, Dehn- und Stabilisationsübungen und ein bisschen Koordination als Vorspeise. Eine längere Ansprache von Cheftrainer Jos Luhukay, bei der er viel gestikulierte, als Zwischengang. Als sich die mutmaßlichen Startelfspieler dann die hellroten Leibchen überzogen, schien der Hauptgang ein interessantes Trainingsspiel zu werden. Doch die Hoffnung blieb unerfüllt. Immer wieder unterbrach Luhukay nach wenigen Pässen das Treiben und zeigte Stellungsfehler auf. Die übliche Alltagsarbeit also, nichts Spektakuläres.

Sensationeller Flugkopfball

Zwischenzeitlich gab es die meiste Action noch bei den Torhütern, die ihr Trainer Mathias Hain mit seinen platzierten Schüssen immer wieder zu Paraden zwang. Am Ende durften, quasi als Nachspeise, noch einige Akteure aus der zweiten Garde versuchen, ohne jeden Gegenspieler zu kombinieren und zum Torabschluss zu kommen. Für einen Flugkopfball erhielt Kevin Lankford sogar Szenenapplaus.

„Es war für uns eine gute Sache, einmal vor mehr als den sonst üblichen zehn bis 15 Kiebitzen, die uns sonst bei den Einheiten in Niendorf zuschauen, zu trainieren“, sagte Torwart Robin Himmelmann später. Die dabei laufende Musik habe dafür gesorgt, dass die eine oder andere Anweisung des Trainers nicht so gut zu verstehen gewesen sei.

Überhaupt erwiesen sich die Fans auch danach als langmütig und geduldig, stellten sich artig in die lange Schlange, um die neu gestaltete Heimkabine zu besichtigen und danach Autogramme von allen Spielern zu sammeln. Hübsch aufgereiht hatten sich die Profis im Umlauf der Südtribüne an Tische gesetzt und schrieben immer und immer wieder ihre Namen, ehe sie sich auf rund 44 Stunden Freizeit freuen konnten. Erst am Dienstag müssen sie sich zum Start der letzten Trainingswoche im Leistungszentrum an der Kollaustraße einfinden.

Viel Geduld bei Kabinenbesuch und Autogrammstunde

Dann wird auch noch einmal das 1:1 im Testspiel am Sonnabend beim niederländischen Erstligisten SC Heerenveen ein Thema sein. Insbesondere gilt es aufzuarbeiten, warum die Mannschaft extrem schwer ins Spiel kam und in den ersten 25 Minuten kein Rezept fand, den spielerisch und technisch guten Gegner in seinen Aktionen entscheidend zu stören. In dieser Phase hätten die St. Paulianer auch höher als 0:1 (Torschütze Hicham Faik/2. Minute) zurückliegen können. Eine Verletzungspause nutzte Trainer Luhukay nach knapp einer halben Stunde, um sein Team besser einzustellen.

„In den ersten 25 Minuten stimmten die Abstimmung und die Organisation nicht. Wir haben nicht nach vorne verteidigt, sondern sind zurückgelaufen“, kritisierte Luhukay. „In der zweiten Halbzeit haben wir 35 Minuten lang das Spiel bestimmt, weil wir eine aggressivere Haltung gegen den Gegner und den Ball hatten. Wir haben dann auch die Schnelligkeit von Christian Conteh besser ausgenutzt“, sagte er weiter. „Es war ein lehrreicher Test für uns.“

Der angesprochene Conteh (19) war mehrmals mit Steilpässen vor allem von Finn Ole Becker in Szene gesetzt worden. Einmal scheiterte er nur knapp mit einem Lupfer, an den Heerenveens Torwart Warner Hahn noch mit den Fingerspitzen herankam. Ein anderes Mal konnte er nur mit einem Foul im Strafraum gestoppt werden. Den Elfmeter verwandelte Dimitrios Diamantakos (63. Minute) zum insgesamt verdienten Ausgleich und Endstand. Der Grieche untermauerte mit diesem sechsten Tor seinen intern ersten Platz nach den sechs Spielen in der Vorbereitung. Mangels Konkurrenz hat er derzeit seinen Stammplatz ohnehin sicher.

Dies gilt auch für Marvin Knoll, offen ist bei ihm nur, ob er als „Sechser“ oder Innenverteidiger beim Spiel in Bielefeld auflaufen wird. In Heerenveen war Trainer Luhukay mit seinem Auftritt im defensiven Mittelfeld in der ersten Halbzeit unzufrieden, umso besser gefiel ihm die Leistung im zweiten Abschnitt eine Position weiter hinten.

Ein Testspiel gegen Werder Bremen wird der FC St. Pauli in der Länderspielpause der Zweiten Liga Mitte Oktober bestreiten. Der genaue Termin ist noch nicht bekannt.