Toronto/Hamburg. Nach der US-Tour propagiert St. Paulis Präsident weitere internationale Auftritte des Vereins jeweils nach Saisonende.

Müde und einigermaßen erschöpft waren die Spieler und Betreuer des FC St. Pauli, als sie am Montagvormittag am Flughafen Fuhlsbüttel landeten und damit ihre knapp einwöchige Nordamerika-Reise abgeschlossen war. Rund 20 Stunden waren vergangen, nachdem sie das Teamhotel in Buffalo verlassen hatten, um per Bus einen Abstecher zu den Niagarafällen zu unternehmen und schließlich von der kanadischen Metropole Toronto aus über Frankfurt nach Hamburg zu fliegen.

„Es war richtig klasse, aber jetzt bin ich auch kaputt“, sagte Mittelfeldspieler Marvin Knoll nach der Ankunft in Fuhlsbüttel. Für den Basketballfan war die „absolute Krönung der Reise“ der Besuch des NBA-Halbfinalspiels zwischen den Toronto Raptors und den Milwaukee Bucks am Abend vor der Abreise gewesen. Das Angebot, noch mit der Delegation der St.-Pauli-Führungskräfte nach Lynchburg/Tennessee zum Stammsitz des zurückgewonnenen Sponsors Jack Daniel’s zu reisen, lehnte Knoll ebenso wie die anderen angefragten Profis dann aber doch lieber ab.

Auch Schweden ist denkbar

Zum zweiten Mal in Folge war der FC St. Pauli jetzt nach Saisonende in den USA. Nach Baltimore, Washington, Detroit und Portland im Mai 2018 standen jetzt New York City und Buffalo auf dem Programm. Dabei soll es keinesfalls bleiben – ganz im Gegenteil. „Diese Reisen werden bei uns eher die Regel als die Ausnahme sein. Sie sind für uns von großer Bedeutung. Unsere Spieler und die, die zu uns kommen möchten, sollen wissen, dass wir im Grundsatz nach dem Saisonende einen gemeinsamen Trip unternehmen“, sagte dazu Oke Göttlich, der Präsident des FC St. Pauli. Nur wenn die Mannschaft in der Relegation antreten darf oder auch muss oder einmal finanzielle Gründe dagegen sprechen, könne eine solche Reise ausfallen. „Es muss aber nicht immer in die USA gehen, es ist auch zum Beispiel Schweden denkbar“, sagte er weiter.

Bernd von Geldern, der wie 2018 auch diesmal federführend die Reise organisiert und vor Ort geleitet hatte, fühlt sich durch Göttlichs Statement bestätigt. St. Paulis Merchandisingchef sagt: „Für die USA hätte ich noch ein Reiseziel im Hinterkopf, nämlich Kalifornien. Ansonsten kann ich mir auch vorstellen, einmal in Indien zu spielen. Es muss aber inhaltlich zu uns passen, wir müssen mit der Reise eine spezielle Geschichte zu erzählen haben.“

Spontandemonstration vor dem Trump-Tower

Dass auch Vize-Präsident Joachim Pawlik sowie insgesamt vier Aufsichtsratsmitglieder zumindest zeitweise an der Reise teilnahmen, empfand von Geldern als clubinterne Aufwertung der Unternehmung. Die Spontandemonstration vor dem Trump-Tower, das Treffen mit dem deutschen Generalkonsul David Gill in New York und der Aufruf vor dem UN-Gebäude, an der Europawahl teilzunehmen, waren für Bernd von Geldern „große Bilder“, mit denen der Club auf sich aufmerksam gemacht hat. Besonders hängen geblieben ist bei ihm auch, dass die Profis mit Kindern des Rabauken-Partnerclubs in Chinatown kickten, und die Stimmung beim Spiel gegen den großen Namen New York Cosmos.

Im Rahmen dieses Matches hatte Präsident Göttlich eine hochwertig gestaltete Urkunde erhalten. Darin werden die Geschichte und das Engagement des FC St. Pauli herausgestellt. Unterschrieben und übergeben wurde das Werk von Adriano Espaillat, dem ersten Abgeordnete des US-Kongresses, der einst illegal ins Land gekommen war. „Über diese Urkunde habe ich mich besonders gefreut. Ich verstehe sie als Auszeichnung für den ganzen Verein, also auch für alle jene, die nicht mit uns in die USA kommen konnten. Die Urkunde wird einen prominenten Platz in der Geschäftsstelle bekommen“, sagte Göttlich.