Hamburg. Der Henkel-Konzern hatte rechtliche Schritte angekündigt, ein AfD-Politiker getobt. Muss das Produkt vom Markt genommen werden?

Droht dem FC St. Pauli wegen eines Duschgels ein Rechtsstreit mit dem größten deutschen Konsumgüterkonzern Henkel? Der Kiezclub hat mit seinem neuen Pflegeprodukt „Anti-Fa – die wilde Frische der Straße“ für reichlich Aufregung gesorgt.

Das Wortspiel aus dem Begriff Antifa, der Kurzform für Antifaschismus, und der Kosmetikmarke Fa scheint nun Konsequenzen nach sich zu ziehen. Denn das Unternehmen für Körperpflegeprodukte hat gar nichts mit St. Paulis neuem Duschgel zu tun – und lehnt einen offensichtlich zu erkennenden Zusammenhang daher strikt ab.

„Unsere Marke Fa ist in vielen Ländern weltweit erhältlich, und als internationales Unternehmen stehen Henkel und seine Marken von jeher für Vielfalt, Toleranz und Weltoffenheit“, schrieb Henkel, Hauptsponsor von Erstligist Fortuna Düsseldorf, bei Twitter. „Der Verkauf eines Duschgels mit dem Produktnamen „Anti-Fa“ beziehungsweise die Verbindung des Begriffs „Anti“ mit einem unserer Markennamen ist grundsätzlich nicht in unserem Sinne – ganz unabhängig davon, in welchen Kontext dies gestellt wird oder welche politische Haltung damit verbunden ist.“

Henkel kündigt rechtliche Schritte gegen St. Pauli an

Der weltweit erfolgreiche Konsumgüterriese fühlt sich vom FC St. Pauli hintergegangen – und wehrt sich gegen die Kritik der eigenen Kunden. „Das Feedback von Konsumenten und die Diskussionen in sozialen Netzwerken zeigen, dass der Produktname „Anti-Fa“ für ein Duschgel Irritation und Unverständnis auslöst. Auch vor diesem Hintergrund ist es uns wichtig zu betonen, dass diese Aktion ohne unser Wissen erfolgte“, heißt es in der Stellungnahme.

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„Um das positive Image unserer Marke Fa zu schützen“, habe Henkel bereits Kontakt mit dem Hamburger Zweitligisten aufgenommen. „Wir behalten uns vor, gegebenenfalls auch rechtlich gegen diese Anlehnung an unseren Markennamen vorzugehen.“ Die von Henkel vertriebene Marke Fa existiert seit 1954 und umfasst Seife, Duschgel und Deodorant.

St. Paulis Geschäftsführer Andreas Rettig amüsiert sich über die Kritik eines AfD-Politikers am Duschgel Anti-Fa.
St. Paulis Geschäftsführer Andreas Rettig amüsiert sich über die Kritik eines AfD-Politikers am Duschgel Anti-Fa. © Witters

St. Paulis Geschäftsführer Andreas Rettig ging auf Abendblatt-Anfrage nicht konkret auf den Vorwurf des Unternehmens ein: „Wir haben ebenfalls von den Aussagen der Firma Henkel erfahren und stehen dazu mit unserem Partner Budni und auch mit Henkel im Austausch."

Kritik kommt auch aus der Politik

Zuvor hatte sich bereits der AfD-Bundestagsabgeordnete Martin Hess über St. Paulis Anti-Fa-Duschgel echauffiert. „Das ist inakzeptabel. Ein gemeinnütziger Verein darf Antifa nicht als Kultmarke etablieren“, sagte der 47-Jährige in einer Pressemitteilung. „Jedes Wochenende sorgen Tausende von Polizisten bei Profi-Fußballspielen für Sicherheit. Mit dem Antifa-Duschgel verhöhnt der FC St. Pauli all jene Kollegen. Der Verein solidarisiert sich mit einer linksextremistischen Gruppierung, aus deren Umfeld immer wieder massive, teils sogar bewaffnete Angriffe auf Polizeibeamte verübt werden.

Anti-Fa derzeit ausverkauft

Auch wenn der Verfassungsschutz die Antifa und deren Mitglieder als linksextremistisch und gewaltorientiert einstuft, betont St. Pauli, dass es dem Verein lediglich um eine antifaschistische Grundhaltung gehe. „Ein Lob an unsere kreative Marketing-Abteilung. Wenn sich solche Leute aus dieser Partei aufregen, haben wir etwas richtig gemacht“, sagte Geschäftsführer Rettig in der „Bild“-Zeitung.

Die lautstarken Proteste haben dem Absatz des Artikels jedenfalls keinen Abbruch getan, ganz im Gegenteil: Das Duschgel (Preis: 2,50 Euro) und die Softcreme (3,50 Euro) sei im Fanshop derzeit ausverkauft, teilte der Club am Freitagmittag mit. Mit Nachschub sei für Montag zu rechnen. Die Erlöse des umstrittenen Duschgels gehen übrigens an die Initiative „Laut gegen Nazis“.

Markenrechtsexperte: Produkt könnte vom Markt genommen werden

Die Ware könnte jedoch in Rekordzeit wieder vom Markt verschwinden. „Die Beschwerde von Henkel ist nachvollziehbar. Durch die getrennte Schreibweise könnte es sein, dass das Produkt vom Markt genommen werden muss“, sagt der Hamburger Markenrechtsexperte Carsten Albrecht von der Kanzlei FPS.