Hamburg. St. Paulis Ersatztorwart Müller definiert sich nicht allein über Fußball. Der Club unterstützt ihn beim Studium der Fitness-Ökonomie.

Zwei Gegentore, bei denen er nicht viel ausrichten konnte, und ansonsten kaum Situationen, in denen er wirklich gefordert wurde – das war die Bilanz von Torwart Korbinian Müller im Testspiel des FC St. Pauli am Mittwochabend beim Niendorfer TSV (3:2). „Es ist immer schade, wenn man nichts zeigen kann“, sagt der 27 Jahre alte Keeper am Tag danach. So wird ihm in den kommenden Wochen bis zur Winterpause nichts anderes übrig bleiben, als zu versuchen, sich weiter im Training des Zweitliga-Vierten oder bei Einsätzen in St. Paulis Regionalligamannschaft zu profilieren.

Seit Ende August ist der aus Bad Tölz stammende Müller in Hamburg. St. Pauli verpflichtete ihn als Ersatz für Philipp Heerwagen (35), der den Club verlassen hatte, nachdem dieser zur Nummer drei hinter Robin Himmelmann (29) und Svend Brodersen (21) degradiert worden war. Heerwagen ist inzwischen beim Ligakonkurrenten FC Ingolstadt Stammtorwart, befindet sich mit den auf dem letzten Tabellenplatz liegenden „Schanzern“ allerdings im harten Kampf um den Klassenverbleib.

„Wir liegen nicht meilenweit auseinander“

Als der damals vertragslose Müller im Spätsommer nach Hamburg kam, betonte er, sein Ziel sei es nicht, nur in der Vierten Liga zum Einsatz zu kommen. Die Realität Mitte November aber ist, dass er bisher nicht ein einziges Mal in einem Zweitligaspiel St. Paulis im 18er-Kader stand. An der Hierarchie, dass Himmelmann erste Wahl und U-21-Nationalspieler Brodersen die Nummer zwei ist, konnte Müller bislang nicht rütteln.

Immerhin blieb er in allen fünf Regionalligaspielen, die er für St. Paulis U-23-Team bisher bestritt, ohne Gegentor – zuletzt beim 1:0-Sieg am 26. Oktober im kleinen Stadtderby gegen die zweite Mannschaft des HSV.

„Ich wünsche es natürlich keinem, aber durch Verletzungen und Sperren kann es manchmal ganz schnell gehen“, sagt Müller, der 115 Partien in der Dritten Liga als Erfahrung vorzuweisen hat. Er fühle sich jedenfalls bereit, auch in der Zweiten Liga zu spielen. „Man sieht ja im Training, dass wir nicht meilenweit auseinanderliegen“, sagt Müller.

Müller lobt Offenheit der Hamburger

Wenn er nicht auf dem Platz steht oder im Kraftraum arbeitet, widmet er sich seinem Studium der Fitness-Ökonomie, mit dem er in München begonnen hat und das er in Hamburg fortsetzt. Dabei muss er gelegentlich auch den Hörsaal aufsuchen, so wie an den ersten drei Tagen in dieser Woche. Deshalb fehlte Müller am Mittwochmorgen beim Training. Der FC St. Pauli unterstützt seinen Torwart und gewährt ihm die Präsenzzeiten an der Uni.

„Es tut mir gut, etwas für den Kopf zu tun“, sagt Müller, der sich gut eingelebt hat, zumal er in Altona jetzt eine Wohnung gefunden habe. Nur bei seinem Vornamen reagieren die Hamburger, denen er eine bemerkenswerte Offenheit attestiert, oft fragend. „Bei uns in Bayern kommt Korbinian zwar nicht sehr häufig vor, ist aber auch nicht so selten“, berichtet er. Der Name geht zurück auf den heiligen Korbinian, der Ende des siebten und Anfang des achten Jahrhunderts wirkte – den Schutzpa­tron des Erzbistums München und Freising.