Hamburg. Heidenheims Topspieler Marc Schnatterer lobt vor der Partie beim FC St. Pauli die besondere Atmosphäre im Hamburger Stadion.

Die einen haben 16 Punkte aus den jüngsten sieben Spielen gesammelt, die anderen sind seit fünf Partien unbesiegt. Dies scheinen beste Voraussetzungen für ein sehenswertes Fußballspiel zu sein, wenn an diesem Sonnabend (13 Uhr, Sky und Liveticker abendblatt.de) der FC St. Pauli im Spitzenspiel der Zweiten Liga im heimischen Millerntor-Stadion auf den 1. FC Heidenheim trifft.

„Es treffen zwei Mannschaften aufeinander, die gerade gut drauf sind und Selbstvertrauen getankt haben. Beide werden versuchen, ihr Spiel, mit dem sie zuletzt erfolgreich waren, auf den Platz zu bekommen und dem Gegner aufzudrücken“, sagt Marc Schnatterer (32), der Kapitän und seit Jahren beste Spieler des 1. FC Heidenheim, im Gespräch mit dem Abendblatt.

Seit dem Zweitliga-Aufstieg der Heidenheimer 2014 war Schnatterer in allen bisherigen acht Begegnungen mit dem FC St. Pauli dabei. Seine persönliche Bilanz in diesen Spielen ist beeindruckend. Drei Treffer erzielte er selbst, zu fünf weiteren Toren gab er die Vorlage. Immer wenn Schnatterer traf oder ein Assist beisteuerte, gewann seine Mannschaft auch. Fünfmal war dies bisher der Fall.

Umkämpfte Spiele

„Dennoch würde ich nicht sagen, dass St. Pauli mein Lieblingsgegner ist“, kommentiert der gebürtige Heilbronner, der in knapp viereinhalb Jahren 111 Scorerpunkte in der Zweiten Liga sammelte, seine persönliche Bilanz gegen den Hamburger Stadtteilclub. „In Heidenheim hat es gegen St. Pauli immer ganz gut geklappt. Auf St. Pauli war das zuletzt nicht mehr der Fall“, erinnert er sich. Tatsächlich konnte das Team vom Millerntor zuletzt dreimal (1:0, 3:0, 1:0) im eigenen Stadion gegen Heidenheim gewinnen. Auf der Ostalb allerdings ergatterte St. Pauli in vier Spielen noch keinen einzigen Punkt.

„Die Spiele gegen St. Pauli sind immer heiß umkämpft und ein gutes Spiegelbild der Zweiten Liga. Das macht unheimlich viel Spaß“, sagt Schnatterer, der schon seit 2008 dem 1. FC Heidenheim die Treue hält. Noch ein Jahr länger ist beim FCH Cheftrainer Frank Schmidt (44) im Amt. Auch in den wenigen schwierigen Phasen hielt die Vereinsführung fest zu Schmidt, was sich auszahlte. Nachdem das Team in der vergangenen Saison zwischendurch in Abstiegsgefahr schwebte, hat man sich jetzt an die Spitze herangepirscht.

Nach einer so ungewöhnlich langen Zusammenarbeit hat sich zwischen Trainer Schmidt und Schnatterer natürlich eine ganz besondere Beziehung entwickelt. „Ich würde es allerdings nicht als ,Vater-Sohn-Verhältnis‘ bezeichnen. Vielmehr ist es auf der einen Seite ein sehr professionelles und auf der anderen Seite nach so vielen Jahren auch ein freundschaftliches Verhältnis. Wir wissen genau, wann wir freundschaftlich miteinander umgehen können und wie wir im Job miteinander umgehen müssen. Insgesamt besteht zwischen uns großes Vertrauen. Wir gehen sehr offen und ehrlich miteinander um“, sagt Schnatterer.

Begnadeter rechter Fuß

Gemeinsam haben sich Schmidt und Schnatterer zu Idolen in Heidenheim, das knapp 50.000 Einwohner zählt, entwickelt. „In unserem kleinen Städtchen können mich die Leute natürlich zuordnen, wenn sie mich sehen. Ich empfinde das überhaupt nicht als störend oder nervig. In den vergangenen zehn Jahren habe ich es hautnah miterlebt, wie sich die Leute hier in Heidenheim und Umgebung erst nur ein bisschen und dann immer mehr für Fußball interessiert haben. Ich bin froh, wenn ich in der Stadt bin und mit den Menschen reden kann. Diese Nähe ist ein wichtiger Punkt, warum ich mich so wohlfühle“, sagt Schnat­terer, der 2014 vorzeitig einen Vertrag beim FCH bis zum Sommer 2020 unterschrieb. Auch danach soll längst nicht Schluss sein.

Doch warum bloß, fragen sich alle Fußballfans, die sich für die Zweite Liga interessieren, hat dieser so torgefährliche Offensivspieler mit dem begnadeten rechten Fuß es nie in die Bundesliga geschafft? „Die Frage muss man nicht mir, sondern eher allen Vereinen stellen, die sich nicht getraut haben, einen Spieler zu verpflichten, der schon ein bisschen älter ist. Ich war halt ein Spätstarter und bin heute keine 23 mehr, sondern werde in ein paar Tagen 33. Natürlich habe ich auch Bock auf die Erste Liga. Man will immer erfolgreich sein und den nächsten Schritt machen“, sagt Schnatterer.

Schnatterer freut sich auf diese Partie

Zunächst steht auf diesem Weg das Spiel bei St. Pauli auf dem Plan. Auch wenn es für Heidenheim hier seit 2014 nichts mehr zu holen gab, freut sich Schnatterer besonders auf diese Partie. Das hat nicht nur sportliche Gründe. „Ich empfinde es als etwas Besonderes, wie respektvoll man als Gegner im Millerntor-Stadion empfangen und nach dem Spiel wieder verabschiedet wird“, lobt er die St.-Pauli-Fans für dieses nicht alltägliche Verhalten.

Ein erneuter Heimsieg und die damit verbundene Verteidigung des zweiten Tabellenplatzes würde die Euphorie unter den St.-Pauli-Anhänger weiter steigern. Damit dies gelingt, müssen die Hamburger Spieler vor allem Marc Schnatterer daran hindern, zu flanken und auf das Tor zu schießen. „Er lässt sich gern zurückfallen, um dann mit Tempo nach vorn zu stoßen. Da sind unsere Außenverteidiger und die Sechser gefordert, dies zu verhindern“, sagt St. Paulis Trainer Markus Kauczinski.