Hamburg. Der Joker trifft gegen Paderborn in der Nachspielzeit. Doch Trainer Kauczinski ist mit Blick auf das Derby noch skeptisch.
Der FC St. Pauli ist für das erste Stadtderby seit sieben Jahren gerüstet. Dank eines schmerzhaften Last-Minute-Tors des eingewechselten Richard Neudecker gewannen die Hamburger ihr Heimspiel gegen Aufsteiger SC Paderborn etwas glücklich mit 2:1 (1:1). Für die Hamburger war es nach einer Serie von vier verlorenen Pflichtspielen der zweite Sieg nacheinander, die Gäste mussten die erste Niederlage seit fünf Spielen hinnehmen. St. Pauli (zwölf Punkte) zog damit nach Punkten vorerst mit dem Lokalrivalen HSV gleich und ist Tabellensechster. Paderborn liegt mit neun Punkten in der Tabelle auf Rang elf.
"Das bessere Team hat heute unterm Strich nicht gewonnen", gestand St.-Pauli-Trainer Markus Kauczinski und zollte dem Gegner "großen Respekt. Wir haben in der englischen Woche jetzt sechs Punkte geholt, aber die drei Spiele davor haben uns wehgetan. Das merkt man immer noch. Wir wollen das Selbstbewusstsein des Saisonbeginns zurückholen." Seine Mannschaft war mit zwei Siegen in die Zweitligasaison gestartet.
Ein mustergültiger Konter brachte Paderborn vor 29.546 Zuschauern im ausverkauften Millerntor-Stadion die Führung: Nach einem klugen Pass von Mohamed Dräger traf Ben Zolinski zum 0:1 (32.). Nur vier Minuten später glich Dimitrios Diamantakos nach Zuspiel von Johannes Flum aus. Kurz vor Schluss sah der Paderborner Babacar Gueye wegen wiederholten Foulspiels die Gelb-Rote Karte (85.).
Paderborn bestimmt das Geschehen
Der forsch in die Saison gestartete Aufsteiger übernahm am Millerntor von Beginn an das Kommando. Vier Tage vor dem mit Spannung erwarteten Duell mit dem HSV wurden die Hamburger, bei denen nach dem Sieg in Ingolstadt der Grieche Diamantakos im Sturm den Vorzug vor Henk Veerman erhielt, im eigenen Stadion in die Defensive gedrängt. Nach einem Stellungsfehler von Daniel Buballa verhinderten Philipp Ziereis gegen Bernard Tekpetey und Torwart Robin Himmelmann bei Babacar Gueyes Nachschuss das 0:1 (10.). Dann zielte Zolinski (19.) zu hoch.
Nun kam St. Pauli besser in die Partie, doch auch Marvin Knoll (21.), Christopher Buchtmann (26.) und Johannes Flum (31./Außennetz) konnten ihre guten Einschussmöglichkeiten nicht verwerten. Im Gegenzug machte es Zolinksi dann besser und blieb allein vor Himmelmann eiskalt. Die Hausherren antworteten mit wütenden Angriffen. Und hatten Glück, denn nach feinem Zuspiel von Flum gelang Diamantakos rasch der Ausgleich, der zur Pause dennoch eher glücklich für die Braun-Weißen war.
Neudecker knallt gegen den Pfosten
Auch nach dem Wechsel kamen die Gäste zunächst besser zurecht. Und nun war es Tobias Schwede (62.), der bei zwei erstklassigen Chancen in St. Paulis starkem Rückhalt Himmelmann seinen Meister fand. Nach Gueyes berechtigter Ampelkarte traf „Joker“ Neudecker, der dabei noch mit dem Oberschenkel gegen den Pfosten knallte, zum umjubelten Last-Minute-Erfolg. Der Torschütze selbst schrie allerdings vor Schmerzen.
„Ich war spät dran, habe den Ball aber noch erwischt, bevor ich gegen den Pfosten gerauscht bin“, schilderte Matchwinner Neudecker dem TV-Sender Sky seinen Siegtreffer. Seine Verletzung sei ihm „im Moment egal“, fügte er strahlend hinzu. Ob er am Sonntag (13.30 Uhr) im Derby zur Verfügung steht, ist noch ungewiss.
Jetzt heißt es: Sich pflegen und regenerieren", sagte Trainer Kauczinski: "Wir haben am Sonntag ein ganz besonderes Spiel vor der Brust. Ab sofort denken wir nur noch ans Derby."
Regensburgs nächster Coup
Mit dem Schwung seines 5:0-Coups beim HSV setzt Jahn Regensburg zu seiner ersten Siegesserie der Saison an. Drei Tage nach dem Kantersieg beim Bundesliga-Absteiger an der Elbe feierten die Bayern gegen den 1. FC Heidenheim mit 2:1 (2:1) den zweiten Erfolg binnen 100 Stunden und rückten damit in die obere Tabellenhälfte vor. Heidenheim hingegen rangiert nach der dritten Niederlage in den vergangenen vier Begegnungen im unteren Tabellendrittel.
Auch nach sieben Spielen wartet der MSV Duisburg auf den ersten Saisonsieg in der 2. Bundesliga. Beim ebenfalls noch sieglosen Aufsteiger 1. FC Magdeburg mussten sich die Zebras mit einem 3:3 (1:0) begnügen und bleiben mit nur zwei Punkten Tabellenletzter.
Den ersten Dreier verbuchte dagegen der SV Sandhausen. Nach dem 2:0 (1:0) bei Erzgebirge Aue kletterte die Mannschaft von Trainer Kenan Kocak mit fünf Zählern auf den 16. Rang.